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Doping im Job

Befristete Anstellungen, Konkurrenzkampf, Leistungsdruck: Einige Menschen versuchen, dem Stress am Arbeitsplatz mit Medikamenten beizukommen. Eine Analyse der Krankenkasse DAK zeigt: In Deutschland nehmen rund zwei Prozent der Arbeitnehmenden leistungssteigernde oder stimmungsaufhellende Medikamente. Hochgerechnet auf die erwerbstätige Bevölkerung sind das etwa 700.000 Beschäftigte. PolizeiDeinPartner.de stellt die wichtigsten Erkenntnisse der dritten DAK-Analyse „Update: Doping am Arbeitsplatz“ aus dem Jahr 2020 vor.

Pillen für mehr Leistung


Manche Menschen versuchen durch Medikamente, im Job leistungsfähiger zu sein

© Pixelot/stock.adobe.com

 

Befristete Anstellungen, Konkurrenzkampf, Leistungsdruck: Einige Menschen versuchen, dem Stress am Arbeitsplatz mit Medikamenten beizukommen. Eine Analyse der Krankenkasse DAK zeigt: In Deutschland nehmen rund zwei Prozent der Arbeitnehmenden leistungssteigernde oder stimmungsaufhellende Medikamente. Hochgerechnet auf die erwerbstätige Bevölkerung sind das etwa 700.000 Beschäftigte. PolizeiDeinPartner.de stellt die wichtigsten Erkenntnisse der dritten DAK-Analyse „Update: Doping am Arbeitsplatz“ aus dem Jahr 2020 vor.

Leistung steigern, Ängste abbauen

Für die repräsentative DAK-Studie wurde untersucht, ob und wie Arbeitnehmer zu verschreibungspflichtigen Medikamenten greifen – ohne dass dazu eine medizinische Notwendigkeit bestünde. Im Fachjargon wird dies „pharmakologisches Neuro-Enhancement“ genannt. Es beschreibt den Versuch, die geistige Leistungsfähigkeit oder das psychische Wohlbefinden durch die Einnahme bestimmter Substanzen zu verbessern oder Ängste und Nervosität abzubauen. Genutzt werden dazu zum Beispiel Medikamente mit den Substanzen Methylphenidat oder Fluoxetin. Ersteres besitzt stimulierende Eigenschaften und wird zum Beispiel bei der Behandlung von ADHS eingesetzt. Mit der Einnahme wird ohne medizinische Notwendigkeit versucht, die Konzentrationsfähigkeit zu steigern bzw. länger aufrechtzuerhalten. Fluoxetin ist ein Wirkstoff, der Menschen mit Depressionen verschrieben wird.

Jeder fünfte Mann gibt an, ohne Doping im Beruf nicht mithalten zu können

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Ältere dopen am häufigsten

Für die Untersuchung wurden mehr als 5.500 Berufstätige im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt. Aktuell und regelmäßig dopen sich laut der Studie rund 700.000 Berufstätige (1,8 Prozent), um fitter für den Job zu sein. Damit ist Doping im Job heute ähnlich verbreitet wie im Jahr 2014 (1,9 Prozent). 71,5 Prozent der Beschäftigten zwischen 20 und 50 Jahren wissen dabei um die vermeintlichen Möglichkeiten des Hirndopings zur Leistungssteigerung. 2008 war Doping im Job noch weniger als jedem zweiten Berufstätigen dieser Altersgruppe (44,9 Prozent) bekannt. Die höchste Verbreitung des pharmakologischen Neuro-Enhancement findet sich bei den 60- bis 65-jährigen Arbeitnehmern: 4,4 Prozent von ihnen haben innerhalb der vergangenen Monate mindestens einmal gedopt. Das sind ein Drittel mehr als im Durchschnitt (3,3 Prozent). Insgesamt steigt die Dopingquote mit dem Alter an: So betreiben bei den 18- bis 29-jährigen Arbeitnehmern 2,5 Prozent mindestens einmal im Jahr Medikamentenmissbrauch für den Job, bei den 30- bis 49-jährigen sind es 3,2 Prozent.

Mehr Infos zum Thema sowie Präventionsmöglichkeiten für Arbeitgeber gibt es in der Broschüre „Hirndoping am Arbeitsplatz“ von der „Initiative Gesundheit und Arbeit“ (iga).

Gründe für das Doping

Laut DAK-Studie dopen die meisten Arbeitnehmer, um berufliche Ziele besser zu erreichen. Dies gab jeder zweite Doper an. Etwa jeder Dritte nennt als Grund, die Arbeit ginge mit den Medikamenten leichter von der Hand. Mehr als jeder vierte dopende Arbeitnehmer (27,1 Prozent) greift zur Pille, um nach der Arbeit noch Energie und gute Laune für Privates zu haben. Beim Blick auf die Geschlechter zeigen sich zum Teil Unterschiede bei den Gründen und Anlässen des Hirndopings: Jeder vierte dopende Mann glaubt, ohne die Medikamente häufig emotional nicht in der Lage zu sein, die Arbeit zu erledigen. Bei den dopenden Frauen ist es nur jede fünfte. Außerdem: Jeder fünfte Mann gibt an, ohne Doping im Beruf nicht mithalten zu können. Bei den Frauen sagt dies jede achte.

Nebenwirkungen statt mehr Leistung

Professor Dr. Klaus Lieb, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz und Wissenschaftlicher Leiter des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung, sagt zu den Erwartungen an das Doping: „Oft zeigen die Medikamente nur kurzfristige und minimale Effekte auf die kognitive Leistungsfähigkeit.“ Vielmehr warnt Lieb vor gesundheitlichen Schäden durch das Dopen: „Schwindel, Kopfschmerzen, Nervosität und Schlafstörungen sind nicht selten. Darüber hinaus sind mögliche Langzeitfolgen noch völlig unklar. Gesünder dürfte es in jedem Fall sein, für seine psychische Gesundheit und Leistungsfähigkeit vorzusorgen, indem man seine eigene Resilienz stärkt. Wirksam sind dafür insbesondere die Förderung von sozialen Kontakten, Achtsamkeit, Umdenken und das aktive Herangehen an herausfordernde Situationen.“

Prävention

Hirndoping ist in Deutschland zwar kein Massenphänomen, dennoch sollten Unternehmen vorbeugen und ihre Beschäftigten über Hirndoping und die gesundheitlichen Risiken informieren. Zur Prävention empfiehlt die „Initiative Gesundheit und Arbeit“ (iga):

  • Führungskräfte für das Thema sensibilisieren (Vorbildfunktion)
  • für positive betriebliche Rahmenbedingungen sorgen
  • gesunderhaltende und motivierende Arbeitsbedingungen schaffen
  • Mitarbeiterweiterbildungen in Zeit- und Selbstmanagement, Stressbewältigungsstrategien und Konfliktmanagement
  • Über- und Unterforderung der Mitarbeiter vermeiden
  • Belastungsfaktoren wie Leistungsdruck und Stress minimieren
  • klare und erreichbare Ziele formulieren
  • Zeitdruck reduzieren

SBa (Stand: 29.01.2021)

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