Erste-Hilfe-App bei Cybermobbing
Hilfe von Jugendlichen für Jugendliche
Rund jeder dritte Schüler ist schon einmal im Internet gemobbt worden
© Klicksafe/Philipp Pongratz
Beleidigungen auf Facebook oder peinliche Fotos, die über WhatsApp verbreitet werden – Cybermobbing ist unter Jugendlichen keine Seltenheit. Teilnehmer des „Youth Panels“ der EU-Initiative Klicksafe haben daher eine Smartphone-App entwickelt, die Jugendlichen bei Mobbing über Internet und Handy Unterstützung anbietet. Stefanie Rack von der Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) in Ludwigshafen ist Referentin für das Projekt Klicksafe und Leiterin des „Youth Panels“, das sich aus Internet AGs verschiedener Schulen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zusammensetzt. Sie erklärt, wie die App in akuten Mobbing-Situationen helfen kann.
Ursprünglich war die App lediglich für den Wettbewerb „Enable Hackathon“ entwickelt worden. Bei „Enable“ handelt es sich um ein englisches Projekt zur Prävention von Cybermobbing. Im Rahmen des „Hackathon 2015“ sollte eine App oder ein Projekt entwickelt werden, das Cybermobbing vorbeugt. „Die Jugendlichen haben die App dann über die Sommerferien selbstständig konzipiert und programmiert – und damit den ersten Platz bei dem Wettbewerb belegt“, erklärt Stefanie Rack.
Videos bieten Hilfestellung
Die App bietet Jugendlichen im Alter von zehn bis 16 Jahren in akuten Mobbing-Situationen Unterstützung an, etwa wenn jemand über soziale Medien oder Messenger beschimpft wird oder peinliche Fotos verbreitet werden. Im Mittelpunkt der App stehen die beiden Guides Tom und Emilia, die hilfesuchende Jugendliche durch die App führen und Tipps geben. Klickt man einen der beiden an, kann man sich zum Beispiel kurze Videos und Tutorials zu verschiedenen Themen anschauen. „In den Videos werden viele Tipps gegeben, etwa, dass man sich jemandem anvertrauen soll, wie man mithilfe eines Screenshots die Angriffe dokumentiert, wie man auf den verschiedenen Plattformen jemanden meldet, blockiert oder löscht, aber auch zur rechtlichen Situation“, erklärt Rack. Viele Jugendliche wüssten zum Beispiel nicht, dass es ein Recht am eigenen Bild gibt oder dass die Intimsphäre rechtlich besonders geschützt ist.
Direkter Kontakt bei akuten Mobbingfällen
Wer dringend sofortige Hilfe benötigt kann über die App auch direkten Kontakt zu den Beratern der „Nummer gegen Kummer“ aufnehmen. Über den Beratungsbutton wird man direkt dorthin weitergeleitet. Außerdem kann man über die Beratungsplattform „Juuuport“ Chat-Kontakt zu anderen Jugendlichen aufnehmen, die einem beratend zur Seite stehen. „Uns war wichtig, dass man in einer verzweifelten Situation über die App auch umgehend persönliche Unterstützung bekommen kann – entweder telefonisch oder per Chat“, erklärt die Expertin.
Wenn man nicht mehr weiter weiß, kann man direkt Kontakt zur „Nummer gegen Kummer“ aufnehmen
© Klicksafe
Die App kommt gut an
Seit Ende 2015 ist die „Cybermobbing Erste-Hilfe-App“ kostenlos für Android-Geräte erhältlich, vor einigen Monaten folgte dann die iOS-Version. Bislang gab es insgesamt rund 3.000 Downloads. Seit Kurzem ist die App sogar auf Englisch verfügbar. „Wir bekommen sehr positives Feedback. Schüler melden uns zurück, dass die App gut gemacht und auch optisch ansprechend sei. Außerdem sagen viele, dass sie tatsächlich noch etwas erfahren haben, das sie noch nicht wussten – etwa, wie man jemanden auf Facebook blockiert“, erklärt Rack. Auch in der Presse wurde bereits über die App berichtet – zum Beispiel im ARD Morgenmagazin, bei RTL Exklusiv oder im Deutschlandradio. „Einen weiteren Preis haben die jungen Entwickler außerdem bei der „Insafe Resource Competition“ gewonnen, bei der das spannendste Projekt im Europäischen Medienkompetenz-Netzwerk ausgezeichnet wird. Auch hier ist unsere App als bestes Material ausgezeichnet worden“, freut sich Rack.
SW (29.07.2016)
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