Smarte Lösung für die Polizei
Polizei-Apps erleichtern den Arbeitsalltag
Jeder operativ arbeitende Polizist in NRW nutzt inzwischen ein Smartphone
© Polizei NRW
Alle Polizistinnen und Polizisten, die in NRW ein dienstliches Smartphone benötigen, haben im Lauf der letzten Jahre ein solches Smartphone erhalten. In den vergangenen vier Jahren wurden außerdem zahlreiche praxisnahe Apps für die Polizei-Smartphones entwickelt. Sie beschleunigen die Abläufe bei der Polizei, und davon profitieren auch die Bürgerinnen und Bürger. Polizeidirektor Tim Probst wirkt beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) in Duisburg als Dezernatsleiter für die polizeilichen IT-Anwendungen wesentlich an der Mobilstrategie der Polizei NRW mit.
Herr Probst, wie ist der aktuelle Stand in Bezug auf die Ausstattung der Polizei in Nordrhein-Westfalen mit Smartphones?
Wir haben über die Jahre hinweg die Kolleginnen und Kollegen immer umfangreicher mit Mobilfunkgeräten ausgestattet. Im Jahr 2019 haben wir mit der Zielgruppe „Wachdienst“ begonnen. Bis heute haben wir mehr als 32.000 Endgeräte an die operativen Kräfte ausgeliefert. Dazu gehören nicht nur der erweiterte Wachdienst, sondern insbesondere auch die Kriminalpolizei und weitere operative Dienststellen wie die Bereitschaftspolizei und der Verkehrsdienst. Aktuell ist nahezu jeder, der bei der Polizei in NRW in irgendeiner Form operativ tätig ist, mit einem mobilen Endgerät ausgestattet, also mit einem Smartphone. Wir arbeiten sehr anwenderzentriert. Das heißt: Die Entwicklung von Apps soll nicht der Technik folgen, sondern die App soll den Anforderungen und den Wünschen der Nutzerinnen und Nutzer folgen.
Welche speziellen Apps haben Sie bereits für die Polizistinnen und Polizisten entwickelt?
Wir haben mittlerweile eine Vielzahl von polizeifachlichen Apps auf den Endgeräten, die alle einen großen Mehrwert bringen. Etwa die sogenannte Einsatz-App. Sie verbindet das Smartphone mit unserem Einsatzleitsystem. Über das Leitsystem werden sämtliche Einsätze koordiniert und die Einsatzmittel zugeordnet und dokumentiert. Früher wurden die Einsätze nur per Funk übergeben. Das ist immer noch so, aber jetzt kann man zum Beispiel auch nachlesen und unmittelbar dokumentieren. Wichtig ist auch unsere Auskunft/Abfrage-App, mit der man Daten wie zum Beispiel Fahndungsnotierungen, polizeiliche Hinweise, Halterdaten oder Einwohnermeldeeamtsdaten zu Personen und Sachgegenständen abfragen kann. Es gibt auch eine digitale Notizbuch-App mit einer Verbindung zu unserem Vorgangsbearbeitungssystem. Wir können dort Daten schon vor Ort aufnehmen und in das Vorgangsbearbeitungssystem übertragen. Wir haben mittlerweile auch eine App auf den Smartphones, die es den Polizeikräften ermöglicht, mit fremdsprachigen Person zu kommunizieren. In dieser Übersetzer-App gibt es eine Speech-to-text-Funktion sowie Vorlesefunktionen in verschiedenen Sprachen. Außerdem haben wir einen polizeilichen Messengerdienst im Einsatz, mit dem wir auf polizeilicher Basis sehr viel kommunizieren und zum Beispiel aktuelle Fahndungsfotos zielgerichtet versenden. Zudem steht eine Foto- und Video-App zur beweissicheren Aufnahme von Fotos und Videos kurz vor der Einführung. Weitere kleinere und auch sinnvolle kommerzielle Apps kompletieren die zahlreichen Möglichkeiten auf den dienstlichen Endgeräten.
Ist die Entwicklung damit abgeschlossen oder planen Sie, dieses Angebot noch zu erweitern?
Aktuell arbeiten wir noch an vielen weiteren Applikationen, die speziell für die Kriminalpolizei einen großen Mehrwert haben. Dazu gehört etwa eine App zur digitalen Vernehmung. Damit können wir künftig nicht nur mobil Vernehmungen durchführen, sondern wir können diese Vernehmungen auch digital signieren lassen. Dann gibt es keinen Medienbruch mehr. Das ist wichtig im Zusammenhang mit der Elektronischen Akte in Strafsachen. Ein weiteres Projekt ist die Strafanzeigen-App, die sehr weit fortgeschritten ist. Man kann mit dieser App eine Straftat wie zum Beispiel einen Ladendiebstahl oder eine Körperverletzung komplett vor Ort aufnehmen. Die Endbearbeitung durch die eingesetzten Kolleginnen und Kollegen ist also direkt am Tatort möglich, wenn sie denn die Zeit dafür haben. Wenn nicht, können sie die aufgenommen Daten auch schnell in unser Vorgangsbearbeitungssystem verschicken und dort dann in Ruhe am Arbeitsplatz-PC weiter bearbeiten. Über die Speech-to-text-Funktion kann man komplette Sachverhalte aufsprechen, die dann automatisch in Text überführt werden. Eine spezielle Applikation wird es auch bald für das Erfassen von so genannten „Leichensachen“ geben. Auch Todesermittlungsverfahren sind Standardeinsätze für die Polizei. Hierbei muss der objektive und subjektive Befund erhoben werden, die ein mögliches Fremdverschulden am Tod der Person beurteilen. Auch dafür haben wir momentan eine App in der Entwicklung. Auch diese App wird einen großen Mehrwert bieten. Eine weitere hochinnovative App, an der wir derzeit arbeiten, ist die so genannte Fast-ID-App. Mittels dieser App wollen wir zukünftig über die Kamerafunktion des Smartphones die Fingerabdrücke in einem qualitativ gesicherten Rahmen aufnehmen. Es ist geplant, dass über diese App zukünftig Abfragen zur Identifizierung der Personen über den AFIS-Datenbestand beim BKA veranlasst werden können. Auch diese App wird meines Erachtens die polizeiliche Arbeit im täglichen Dienst revolutionieren.
Kommen die Entwicklungen, die Sie in NRW machen, auch den Polizistinnen und Polizisten in den anderen Bundesländern zugute?
Wir kooperieren mittlerweile sehr stark mit anderen Landespolizeien. Die App-Entwicklung spielt im Programm Polizei 20/20, mit dem die polizeiliche IT-Architektur in ganz Deutschland harmonisiert und modernisiert werden soll, mittlerweile eine größere Rolle. Dort hat die Polizei Hessen die Themenführerschaft übernommen und auch die Polizei NRW spielt hier eine wesentliche Rolle. Über diese Plattform werden wir viele unserer Apps auch als bundesweite Lösung anbieten. Denn es bringt uns nichts, wenn jede Länderpolizei für sich selbst ihre eigene Lösungen entwickelt. Das kostet alles Geld und die Zeit kann man sich sparen. In vielen Bereichen haben wir ähnliche Ziele und Bedarfe und demzufolge wird man Synergien schaffen und voneinander partizipieren.
WL (26.05.2023)
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