< Drogensucht muss nicht im Gefängnis enden

Crystal zerstört Körper und Seele

Methamphetamin – umgangssprachlich Crystal, Meth oder Ice genannt – gehört zu den gefährlichsten Drogen überhaupt. Es ist leicht zu bekommen, macht schnell abhängig und führt innerhalb kurzer Zeit zu schweren gesundheitlichen Schäden.

Eine Droge auf dem Vormarsch

Methamphetamin-Kristalle ähneln grobem Meersalz

© LKA Sachsen

 

Methamphetamin – umgangssprachlich Crystal, Meth oder Ice genannt – gehört zu den gefährlichsten Drogen überhaupt. Es ist leicht zu bekommen, macht schnell abhängig und führt innerhalb kurzer Zeit zu schweren gesundheitlichen Schäden.

Crystal verbreitet sich auch in Deutschland zunehmend – nicht nur als Partydroge, sondern auch als „Alltagshilfe“. Der Reiz der Droge liegt in ihrer schnellen und extremen Wirkung: Crystal stimuliert das zentrale Nervensystem. Der Körper wird dadurch in eine Art Ausnahmezustand versetzt: Man verspürt keinen Hunger, keinen Durst und keine Müdigkeit mehr. Außerdem typisch für die Droge: andauernde Euphorie, ein gesteigerter Sexualtrieb, erhöhte Leistungsfähigkeit sowie ein gesteigertes Selbstbewusstsein. „Für viele Konsumenten gibt es vermeintlich kein Problem, das unter Crystal nicht gelöst werden könnte“, so Harald Schwab, Dezernatsleiter der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift (GER Ostsachsen) beim Landeskriminalamt Sachsen. „Im Rausch erscheint ihnen alles möglich.“ Ebenfalls typisch für Crystal sei ein vermindertes Schmerzempfinden. „Das kann bei Festnahmen zu einem echten Problem werden, denn man benötigt manchmal bis zu drei Polizeibeamte, um eine Person festzuhalten. Auch ein verstärkter zwanghafter Bewegungsdrang gehört zu den Folgen des Konsums. Es gibt Leute, die putzen zum Beispiel den ganzen Tag lang ein bereits sauberes Auto“, so der Experte über die Folgen des Konsums dieser Droge. 

Crystal kann geraucht, geschnupft oder injiziert werden – die Wirkung setzt bereits nach zehn bis zwanzig Minuten ein und kann bis zu 36 Stunden lang anhalten. Danach rauchen viele Konsumenten Marihuana oder Haschisch, um wieder „herunterzukommen“. „Viele Crystal-Konsumenten schlafen nach einem derartigen Exzess auch erst einmal 20 bis 30 Stunden am Stück durch“, erklärt Schwab.

 

Körperlicher Verfall schon nach kurzer Zeit

 Crystal macht in kürzester Zeit psychisch abhängig

© LKA Sachsen 

Die Folgen des Crystal-Konsums sind verheerend. Die Droge macht nicht nur extrem schnell psychisch abhängig, sie zerstört auch innerhalb kürzester Zeit den Körper. So können während des Rauschs Herzrhythmusstörungen auftreten, die bis zum Herzstillstand führen können. Durch die mangelnde Flüssigkeitszufuhr trocknet der Körper innerlich aus. Nachwirkungen des Konsums sind häufig Kopf- und Muskelschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Fieber, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Angstzustände oder sogar Verfolgungswahn. Regelmäßiger Crystal-Konsum zeigt sich außerdem in einem nicht zu übersehenden körperlichen Verfall wie extremem Gewichtsverlust, Zahnausfall oder Hautekzemen. Weitere Folgen sind Leber- und Nierenschäden sowie Paranoia, Wahnvorstellungen, Schizophrenie oder Depressionen. 

 Crystal wird von Personen aus allen sozialen Schichten konsumiert. „Das kann der Hartz-IV-Empfänger genauso wie der Professorensohn sein“, erklärt Schwab. Dabei geht es nicht immer nur darum, drei Tage durchfeiern zu können. Auch Personen, die unter extremen Leistungsdruck stünden – etwa vor einer wichtigen Prüfung oder bei Stress im Job – würden immer öfter zu der Droge greifen, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern. Magersüchtige Mädchen würden Crystal konsumieren, weil sie mit der Droge ihr Hungergefühl unterdrücken könnten. „Wir haben teilweise Konsumenten, die jünger als 14 Jahre sind“, so der Leiter der Ermittlungsgruppe. 

Methamphetamin ist keine neue Droge. Sie wurde schon im zweiten Weltkrieg zum Beispiel unter dem Namen „Panzerschokolade“ oder „Fliegersalz“ eingesetzt, um Soldaten und Piloten im Kampf einerseits das Angstgefühl zu nehmen und andererseits deren Leistung und Konzentration zu steigern. 

In der tschechischen Republik produziert, in Deutschland konsumiert

In Deutschland ist Crystal vor allem in Sachsen und Bayern verbreitet. Denn diese Bundesländer liegen im direkten Grenzgebiet zur tschechischen Republik, wo die Droge für die deutschen und österreichischen Konsumenten hauptsächlich hergestellt wird. „Crystal wird dort in sehr guter Qualität produziert – teilweise mit 80 oder 90 Prozent Reinheitsgehalt. Und das zu günstigen Preisen,“ so Schwab. Die Droge wird von Vietnamesen auf den so genannten „Asia-Märkten“ verkauft, wo ansonsten Billig-Waren angeboten werden. „Man kann dort einfach vorbeikommen, die Droge einkaufen und zurück nach Deutschland fahren.“ Der Besitz von geringen Mengen Crystal ist in Tschechien nicht legal, wird dort aber nur als Ordnungswidrigkeit geahndet. „Wir kontrollieren zwar vermehrt und werden auch fündig – dennoch breitet sich die Droge mittlerweile auch in anderen Bundesländern wie Thüringen, Brandenburg oder Sachsen-Anhalt vermehrt aus“, erklärt Schwab. „Wir müssen leider davon ausgehen, dass dieser Trend weiter anhält“, so die beunruhigende Prognose des Experten.

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