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Die „Loverboy“-Methode

Melina war 14, als sie sich veränderte. Sie schwänzte immer öfter die Schule, kapselte sich von ihren Freundinnen ab und verhielt sich auch zuhause immer distanzierter. Erst Stück für Stück erfuhren ihre Eltern, dass sie Opfer eines Loverboys geworden war, der sie zwang, sich zu prostituieren. Vor allem über soziale Netzwerke machen sich die jungen Zuhälter an minderjährige Mädchen heran und spielen ihnen die große Liebe vor. Wer einmal in die Fänge eines Loverboys geraten ist, hat nur wenige Chancen, aus eigener Kraft wieder von ihm loszukommen.

Kriminelle Verführer im Netz

Opfer eines Loverboys sind schwer zu erkennen, da sie ihre Gefühle häufig verbergen

© Christina Sieber, MEV-Verlag 

 

Melina war 14, als sie sich veränderte. Sie schwänzte immer öfter die Schule, kapselte sich von ihren Freundinnen ab und verhielt sich auch zuhause immer distanzierter. Erst Stück für Stück erfuhren ihre Eltern, dass sie Opfer eines Loverboys geworden war, der sie zwang, sich zu prostituieren. Vor allem über soziale Netzwerke machen sich die jungen Zuhälter an minderjährige Mädchen heran und spielen ihnen die große Liebe vor. Wer einmal in die Fänge eines Loverboys geraten ist, hat nur wenige Chancen, aus eigener Kraft wieder von ihm loszukommen.

Emotionale Abhängigkeit

Loverboys sind junge Männer zwischen 18 und 28 Jahren, die gezielt nach minderjährigen Mädchen suchen, um sich ihr Vertrauen zu erschleichen und sie später in Form von Zuhälterei auszubeuten. Dabei machen die Männer den Mädchen Versprechen, überhäufen sie mit Geschenken und heucheln Zuneigung oder gar Liebe. „Die Masche funktioniert über emotionale Abhängigkeit“, erklärt Bärbel Kannemann, ehemalige Kriminalhauptkommissarin und Gründerin des Berliner Vereins „NO Loverboy“. Die jungen Männer sind am Anfang wahre Charmeure. Sie gehen auf die Mädchen ein, zeigen Verständnis für ihre Probleme oder sagen ihnen, wie gut sie aussehen. Kurze Zeit später behaupten sie schon, Gefühle für das Mädchen entwickelt zu haben und sprechen von einer gemeinsamen Zukunft. „Die erste Kontaktaufnahme geschieht häufig auf dem Schulhof, vor Fastfood-Restaurants, aber mittlerweile in den meisten Fällen über soziale Netzwerke wie Facebook oder Badoo“, so Kannemann. „Der Loverboy drängt sich Schritt für Schritt zwischen das Mädchen und dessen soziales Umfeld. Die Bindung an ihn wird immer enger, während Freundschaften und Kontakte zur Familie nach und nach zerbrechen. Diese soziale Isolierung läuft so lange, bis das Mädchen das Gefühl hat, dass ihr neuer Freund der Einzige ist, der es versteht.“

Zuckerbrot und Peitsche

Hat das Mädchen nach einigen Treffen Vertrauen zu ihm gefasst, beginnt der Loverboy damit, sein Opfer unter Druck zu setzen. Dann kommen häufig Sprüche wie „Ich habe Schulden und werde umgebracht, wenn ich sie nicht zurückzahle. Aber wenn du dich bereit erklären würdest, für mich mit einem Freund zu schlafen, werden mir die Schulden erlassen“. Zu diesem Zeitpunkt sind die Mädchen schon so sehr von ihrem Loverboy abhängig, dass sie ihm seine Geschichten glauben und nahezu alles tun würden, um ihm zu helfen. Oft sind zusätzlich Drogen im Spiel. „Die Mädchen empfinden die Situation natürlich anders und merken in der Regel nicht, dass sie erpresst werden. Sie sind der Meinung, freiwillig aus Liebe zu ihrem Freund zu handeln, damit ihm nichts passiert“, weiß Bärbel Kannemann. Für besonders junge Mädchen ist es oft die erste Beziehung und sie können noch nicht unterscheiden, was man aus Liebe tut bzw. nicht tun sollte. Diese Unsicherheit nutzt der Loverboy aus: Ist er an einem Tag noch stolz auf das Mädchen, dass es für ihn mit einem anderen Mann geschlafen hat, vermittelt er ihm am nächsten Tag das Gefühl, eine Schlampe zu sein. Dann verlangt er neue Liebesbeweise, wie etwa, Drogen oder Waffen für ihn zu schmuggeln. „Dieser Teufelskreis aus Zuckerbrot und Peitsche wiederholt sich ständig und die Mädchen werden immer wieder dazu gezwungen, mit anderen Männern ins Bett zu gehen. Volljährige Mädchen werden außerdem genötigt, Handyverträge abzuschließen, Autos zu leasen oder Wohnungen anzumieten, in denen dann die minderjährigen Mädchen vergewaltigt werden oder arbeiten müssen.“

Opfer und Täter

Stammten die Opfer vor einigen Jahren noch überwiegen aus unteren sozialen Schichten, sind heute Mädchen aus allen Gesellschaftsschichten betroffen. „Grundsätzlich ist es schon so, dass Mädchen mit geringem Selbstwertgefühl stärker gefährdet sind und gezielt Mädchen kontaktiert werden, die ganz besonders nach Bestätigung, Aufmerksamkeit und Zuneigung suchen“, weiß Kannemann. „Dass wie häufig angenommen vorwiegend Mädchen aus zerrütteten Familien zum Opfer werden, kann man allerdings nicht sagen. Im Gegenteil werden immer mehr Mädchen aus behütetem Elternhaus ausgesucht, die leicht erpressbar sind, weil man ihnen droht, der Familie etwas anzutun. Das wollen die Mädchen natürlich um jeden Preis vermeiden.“ Auch das Bild der Täter hat sich in den letzten Jahren stark verändert: „Es sind nicht mehr fast ausschließlich junge Männer mit Migrationshintergrund, die als Loverboy unterwegs sind, sondern immer häufiger deutsche Täter bzw. Täter aus allen möglichen Ländern.“

Früher oder später entpuppt sich der Loverboy als junger Zuhälter

© Photographee.eu, fotolia

Lovergirls

Noch relativ unbekannt ist das Phänomen sogenannter „Lovergirls“. Das sind nicht etwa junge Frauen, die Jungs anmachen, sondern immer auch selbst Opfer von Loverboys. Sie werden als Köder eingesetzt und sollen anderen Mädchen gute Freundinnen vorspielen, um sie dadurch in Kontakt mit den Loverboys zu bringen. „Darunter leiden die meisten sehr, weil sie ja genau wissen, was auf die Mädchen zukommt und dass ihnen das gleiche bevorsteht, was sie erdulden mussten“, so Kannemann. „Aber sie machen es trotzdem, weil sie sich dadurch mehr Freiheiten und weniger Misshandlungen oder Vergewaltigungen erhoffen.“

Aufklärung ist das Wichtigste

Aufgrund der geringen Bekanntheit der Loverboy-Methode in Deutschland hat Bärbel Kannemann im Jahr 2013 den Verein „NO Loverboys“ ins Leben gerufen. Vorher lief die Arbeit lief über die Elterninitiative EILOD und die niederländische Organisation StopLoverboysNU. „Grundsätzlich ist es schwierig, sich vor Loverboys zu schützen. Das Allerwichtigste ist: Man muss die Loverboy-Masche kennen und überhaupt erst mal wissen, dass es so etwas gibt“, meint Kannemann. „Gerade in heilen Familien kennt man dieses Problem nicht und weiß nicht, dass sich Loverboys ihre Opfer überall suchen. Vor allem das Internet stellt hier eine große Gefahr dar. Deshalb ist Prävention an Schulen und Jugendeinrichtungen eine sehr wichtige Aufgabe.“ Das ehrenamtliche Team von „NO Loverboys“, das sich aus früheren Kriminalbeamten und Mitarbeitern aus sozialen Berufen zusammensetzt, hat es sich zum Ziel gemacht, nicht nur Jugendliche, sondern auch Eltern, Lehrer, Schulsozialarbeiter und Familienberater über die Loverboy-Problematik aufzuklären. Außerdem ist der Verein direkte Anlaufstelle für Betroffene und deren Angehörige und bietet ihnen anonym Hilfe und Beratung an. „Inzwischen konnten wir schon einigen Mädchen helfen, aus der Prostitution auszusteigen“, freut sich Kannemann. „In der Regel erstatten die Opfer jedoch keine Anzeige, weil ihre Scham und Angst zu groß sind. Es wäre schön, wenn die Öffentlichkeit offener gegenüber diesem Problem wäre. Auch die Staatsanwaltschaft sollte endlich erkennen, dass die Loverboy-Methode eine qualifizierte Form des Menschenhandels ist und dies beim Strafmaß entsprechend berücksichtigen“, hofft die ehemalige Kriminalhauptkommissarin.

KL (29.10.2015)

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