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Selbstverteidigung für Kinder

Sich im Notfall selbst verteidigen zu können, gibt einem ein sicheres Gefühl. Auch Kinder können frühzeitig lernen, wie sie sich in gefährlichen Situationen verhalten sollten. Spezielle Selbstverteidigungskurse werden für alle Altersstufen angeboten. Aber es geht nicht nur darum, den Kindern spezielle Griffe oder Techniken beizubringen, sondern ihnen durch das Training ein gesundes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl zu vermitteln.

Sich im Ernstfall wehren können 


Selbstverteidigung verleiht Selbstbewusstsein

© Polizeisportverein Bielefeld 

 

Sich im Notfall selbst verteidigen zu können, gibt einem ein sicheres Gefühl. Auch Kinder können frühzeitig lernen, wie sie sich in gefährlichen Situationen verhalten sollten. Spezielle Selbstverteidigungskurse werden für alle Altersstufen angeboten. Aber es geht nicht nur darum, den Kindern spezielle Griffe oder Techniken beizubringen, sondern ihnen durch das Training ein gesundes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl zu vermitteln.

Nicole van Genabith macht seit 20 Jahren Ju-Jutsu und ist seit 15 Jahren Trainerin. Beim Polizeisportverein Bielefeld gibt sie Selbstverteidigungskurse für Mädchen und Jungen verschiedenen Alters. „Bei den jüngeren Kindern von fünf bis zehn Jahren legen wir den Schwerpunkt eher auf die Selbstbehauptung als auf die Selbstverteidigung. Hier geht es also hauptsächlich darum, ein Selbstbewusstsein zu schaffen und herauszufinden, was man möchte und was man nicht möchte. Seine eigenen Grenzen abzustecken, aber auch die Grenzen von anderen zu respektieren“, so die Trainerin. Zu Anfang werden die Kinder gefragt, wie für sie ein „böser Mensch“ aussieht und gebeten, diesen lebensgroß aufzumalen. Dabei kommen meist recht gruselig aussehende Gestalten zustande, die bedrohlich oder verwahrlost aussehen. „Wir besprechen mit den Kindern, dass man es einem Menschen von außen nicht ansehen kann, ob er vielleicht Böses vorhat. Kinder finden diese Vorstellung sehr erschreckend und müssen deshalb langsam daran gewöhnt werden. Anschließend definieren wir anhand der gemalten Körper die Punkte, wo man hinschlagen kann, wenn man sich einmal selbst verteidigen muss“, erklärt die Expertin. Im Laufe des Kurses wird außerdem besprochen, welche Berührungen die Kinder von welchen Personen zulassen können – und von welchen nicht. Sie sollen sich ihres Körpers bewusst werden und lernen, dass sie selbst bestimmen können, wer sie berühren darf. Ziel ist auch, den Kindern zu vermitteln, dass sie „Nein“ sagen dürfen, wenn sie sexuell bedrängt werden und dass sie sich unbedingt Hilfe suchen müssen, wenn sie in eine solche Situation geraten. „Es ist wichtig, schon den Jüngsten zu erklären, dass sie alleine aus so einer Lage niemals herauskommen, sondern dass sie sich unbedingt einem Erwachsenen anvertrauen sollen. Sie müssen sich Hilfe holen, das ist der zentrale Aspekt, der unbedingt klar werden muss“, so van Genabith.

Ju-Jutsu („sanfte Kunst“) ist eine japanische Kampfkunst, bei der es hauptsächlich darum geht, die Kraft des Gegners für sich auszunutzen. Mithilfe von verschiedenen Wurf-, Fall-, Abwehr- und Hebeltechniken sowie bestimmten Schlägen, Tritten und Stößen kann ein Gegner abgewehrt werden. Techniken aus dem Ju-Jutsu werden häufig im Bereich Selbstverteidigung eingesetzt, da diese von jeder Person jeden Geschlechts und jeden Alters leicht erlernt werden und effektiv eingesetzt werden können. 

Kopf hoch und laut werden 

Ein wichtiger Teil der Selbstverteidigung ist die Selbstbehauptung, das heißt, ein selbstbewusstes Auftreten, um möglichst gar nicht erst in eine gefährliche Situation zu geraten. Dazu wird der ganze Körper eingesetzt. Die Kinder lernen, sich möglichst aufrecht zu halten, präsent zu sein und dem potenziellen Angreifer ins Gesicht zu schauen und nicht verschüchtert wegzusehen. Denn wer nach unten schaut, sieht nicht, was sein Gegenüber macht. Ein weiteres wichtiges Verteidigungsinstrument, besonders für jüngere Kinder, ist die eigene Stimme. „Wir üben mit den Kindern zu schreien – so laut sie können. Vielen Kindern fällt das schwer, weil ihnen sonst immer gesagt wird, dass sie leise sein sollen. Bei uns sollen sie ausprobieren, wie sich das anfühlt und anhört, wenn man richtig laut wird, damit das im Ernstfall auch wirklich funktioniert“, erklärt die Trainerin. 

 

Sich selbst schützen lernen 

Im Verlauf des Kurses werden den Kindern verschiedene Selbstverteidigungstechniken und -griffe beigebracht. Bei den Jüngeren werden eher einfache Techniken geübt, beispielsweise, wie man sich aus einem „Kontaktangriff“ befreit, das heißt, wenn jemand versucht, das Kind etwa an den Händen festzuhalten. Hauptsächlich ginge es darum, den Kindern zu vermitteln, dass sie sich möglichst erst gar nicht in eine Gefahrensituation bringen und es nicht auf eine Konfrontation ankommen lassen sollen. „Wenn ich wählen kann, durch einen dunklen Park oder über eine beleuchtete Straße zu gehen, dann wähle ich immer den sicheren Weg über die Straße – auch wenn das einen Umweg bedeutet. Wenn mir ein Fremder komisch vorkommt, halte ich Abstand und gehe sofort weg. Spricht mich jemand in einem Auto an, halte ich immer einen Sicherheitsabstand zum Fahrzeug ein. Ich kann auch immer zur Polizei gehen, wenn mich jemand merkwürdig anspricht“, so die Trainerin. Auf diese Weise werden den Kindern ganz konkrete Handlungsanweisungen an die Hand gegeben. Über Rollenspiele werden auch verschiedene Situationen nachgestellt, bei denen die Kinder überlegen sollen, wie sie handeln würden. „Wir vermitteln bei dem Ganzen, dass Selbstverteidigungstechniken nur im absoluten Ernstfall und wenn es sich nicht vermeiden lässt angewendet werden sollen. Die verbale Kommunikation oder auch Deeskalationstechniken sind – wenn möglich – immer vorzuziehen“, erklärt Nicole van Genabith. 

Nicole van Genabith

Trainerin beim Polizeisportverein Bielefeld, © Polizeisportverein Bielefeld

Atemi-Techniken und Kyosho-Punkte 

Die älteren Kinder ab elf Jahren lernen zusätzlich, wie man sich aus komplexeren Gefahrensituationen befreit, etwa, wenn man mit dem Rücken an eine Wand gedrückt wird. „Wenn man mit dem Rücken an der Wand steht, muss man dafür sorgen, dass man zunächst mehr Bewegungsspielraum bekommt. Das schaffe ich, indem ich mich mit dem Hintern von der Wand abdrücke und gleichzeitig versuche, die Füße von der Wand wegzubekommen. Dann kann ich beispielweise versuchen, mithilfe von so genannten Atemi-Techniken, das sind Schlagtechniken Richtung Brustkorb oder Gesicht, den Gegner zu irritieren und seine Hände wegzuschlagen“, erklärt die Trainerin. Im Training werden auch die so genannten „Kyosho-Punkte“ besprochen, die sehr empfindlich sind und sich am ganzen Körper befinden. Wird dort etwa hineingekniffen, lässt der Angreifer automatisch los. „Diese Punkte sind beispielsweise unter dem Ellbogen, am Ohr, am Oberschenkel, aber auch zwischen dem großen und dem benachbarten Zeh“, so van Genabith. 

Entwicklung von schüchtern zu selbstbewusst 

Zum Abschluss des Kurses wird den Kindern gezeigt, wie sie es schaffen, ein Brett zu durchschlagen. „Das kommt bei den Kindern immer sehr gut an. Es soll symbolisieren: Ich bin stark, ich kann mich wehren“, so van Genabith. Man könne zwar nicht davon ausgehen, dass die Kinder alles Gelernte behalten und verinnerlicht haben – dafür sei die Zeit einfach zu kurz. Denn um alle Techniken einwandfrei zu beherrschen, brauche es jahrelange Übung. Dennoch sei die Entwicklung, die viele Kinder während des mehrstündigen Kurses machen, sehr bemerkenswert. „Wir haben viele Kinder, die am Anfang des Kurses extrem schüchtern und zurückhaltend sind. Manche trauen sich noch nicht einmal, mit uns zu reden. Es ist schön zu sehen, dass die Kinder nach dem Kurs an Selbstbewusstsein gewonnen haben und sich einfach sicherer fühlen.“ 

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