< Amokläufe an Schulen verhindern

„Was hast du denn für blöde Klamotten an!“

Gewalt im Schulkontext hat viele Gesichter. Die Palette reicht von einfachen Formen des Mobbing über Bedrohung bis hin zu polizeilich relevanten Straftaten. „Aber das ist die Ausnahme“, betont Klaus Seifried, Mitglied des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen. Im Vergleich zu vielen anderen Umfeldern ist die Schule seiner Meinung nach ein friedlicher Ort. Vor allem in sozialen Brennpunkten stellt sie den stabilen Faktor im Leben eines Kindes oder Jugendlichen dar. Auch wenn es immer wieder zu verbalen und körperlichen Angriffen durch Mädchen kommt, ist Gewalt an Schulen überwiegend ein Thema, das Jungs betrifft. „Das erkennt man alleine schon an den Strafanzeigen“, so der Experte. Ob die fiese Bemerkung über die Kleidung als Mobbing oder der Schubser gegen die Wand als körperliche Gewalt bezeichnet werden können, entscheidet nach Meinung Seifrieds immer das Opfer. Fühlt sich der oder die Betroffene angegriffen, kann man von Gewalt sprechen.

Mobbing und physische Gewalt an Schulen


Mobbing kann schwere psychische Folgen haben

© Christian Schwier, fotolia

 

Gewalt im Schulkontext hat viele Gesichter. Die Palette reicht von einfachen Formen des Mobbing über Bedrohung bis hin zu polizeilich relevanten Straftaten. „Aber das ist die Ausnahme“, betont Klaus Seifried, Mitglied des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen. Im Vergleich zu vielen anderen Umfeldern ist die Schule seiner Meinung nach ein friedlicher Ort. Vor allem in sozialen Brennpunkten stellt sie den stabilen Faktor im Leben eines Kindes oder Jugendlichen dar. Auch wenn es immer wieder zu verbalen und körperlichen Angriffen durch Mädchen kommt, ist Gewalt an Schulen überwiegend ein Thema, das Jungs betrifft. „Das erkennt man alleine schon an den Strafanzeigen“, so der Experte. Ob die fiese Bemerkung über die Kleidung als Mobbing oder der Schubser gegen die Wand als körperliche Gewalt bezeichnet werden können, entscheidet nach Meinung Seifrieds immer das Opfer. Fühlt sich der oder die Betroffene angegriffen, kann man von Gewalt sprechen.

Das Netz als Multiplikator von Gewalt

Auch wenn sich die Gewaltbereitschaft der Kinder und Jugendlichen nicht erhöht hat, sind die psychischen Auswirkungen für das Opfer heutzutage oft viel verheerender. Grund dafür sind nach Aussage Seifrieds das Internet und die sozialen Medien: „Wenn früher auf dem Schulhof oder dem Nachhauseweg jemand verprügelt wurde, ist er oder sie nach Hause gelaufen und es war zu Ende. Heutzutage wird so etwas häufig mit dem Handy gefilmt und bei YouTube hochgeladen. Dann haben es nicht nur die vier oder fünf Umstehenden gesehen, sondern alle Anderen auch.“ Zudem sind die Inhalte dadurch meist über einen langen Zeitraum abrufbar. Das Beispiel lässt sich auch auf Mobbing übertragen. So werden fiese Bilder und gemeine Sprüche über den Außenseiter gerne per WhatsApp oder Facebook an die ganze Klasse geschickt. Somit endet die Gewalt heute nicht mehr mit Verlassen des Schulgeländes, sondern wird in die Öffentlichkeit übertragen. Das kann dramatische Folgen für die Opfer haben. „Nicht selten führt so etwas zu massiven persönlichen Krisen“, so Klaus Seifried.

Misserfolge fördern die Gewaltbereitschaft

Fragt man nach den Ursachen von Gewalt an Schulen, spielt nach Meinung des ehemaligen Schulpsychologiedirektors die persönliche Leistung von Schülerinnen und Schülern eine große Rolle: „Wenn sie über Jahre keinerlei Erfolgserlebnisse in der Schule haben, suchen sie sich Bereiche, in denen sie erfolgreich sind. Gehöre ich in meiner Klasse zu den Schlechtesten, bin ich vielleicht der Star in meiner Jugendgang, wenn ich jemanden verprügelt habe.“ Das Klischee des gewaltbereiten Migrantenkindes stimmt seiner Ansicht nach nicht. „Der Migrationshintergrund alleine ist kein Grund für Gewalttätigkeit. An deutschen Schulen gibt es Schüler, deren Eltern aus anderen Ländern kommen und trotzdem Spitzenleistungen bringen“, so der Experte. Das Problem liegt seiner Meinung nach eher bei der sozialen Schicht: „Wenn ich Arbeitslosigkeit schon durch mein Elternhaus kenne und ich weiß, dass ich keinen Schulabschluss schaffe, dann ist mit oft alles egal. Dann kann ich mich auf der Straße und eben auch auf dem Schulhof bewähren.“ Auch wenn Kinder und Jugendliche durch die Eltern oder die Geschwister mit Gewaltbereitschaft vertraut sind, steigt das Aggressionspotential. Zusätzlich zum sozialen Umfeld spielt auch die Persönlichkeit eine Rolle. So neigen nach Aussage Seifrieds Kinder und Jugendliche häufiger zu Gewalt, wenn sie selber ängstlich sind: „Sie kompensieren ihre Unsicherheit und die eigenen Ängste, indem sie in der Gruppe agieren. Hier spüren sie plötzlich Macht und Anerkennung, wenn sie gemeinsam auf jemanden losgehen.“

Klaus Seifried

Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen, © privat

Opfer schützen und Täter integrieren

Kommt es zu Gewalt an Schulen, sollten Lehrerinnen und Lehrer, aber auch die Schulleitung schnell und entschieden reagieren. Denn die Kinder und Jugendlichen müssen merken, dass das Problem ernst genommen wird und solche Auseinandersetzungen nicht geduldet sind. So sollte zum einen sichergestellt sein, dass das Opfer künftig vor weiteren Angriffen geschützt ist. Auf der anderen Seite muss versucht werden, den Täter nicht einfach nur zu bestrafen, sondern auch wieder in die soziale Gemeinschaft zu integrieren diesem und eine zweite Chance zu geben. Viel wichtiger als den Täter zu versetzen ist nach seiner Meinung ein Täter-Opfer-Ausgleich. Handelt es sich beispielsweise um einen Mobbingvorfall im Internet, muss sich der Täter dort beim Opfer entschuldigen. Aus pädagogischer Sicht geht es beim Täter-Opfer-Ausgleich darum, einen Fehler einzugestehen und zu versuchen, diesen ein Stück weit wieder gutzumachen. „Das ist sehr viel wichtiger als ein Klassen- oder Schulverweis. Kinder und Jugendliche sind nicht so nachtragend wie Erwachsene. Eigentlich sind sie froh, wenn sich jemand entschuldigt. Dabei muss es sich aber um eine ehrliche Entschuldigung handeln“, führt Seifried weiter aus. Vor allem in schwereren Fällen von Gewalt fühlen sich Lehrerinnen und Lehrer häufig überfordert. Daher rät der Experte dazu, sich bei Bedarf Hilfe bei der Schulleitung und den Schulpsychologen bzw. den schulpsychologischen Beratungsstellen zu suchen. Zudem besteht immer die Möglichkeit, einen Präventionsbeauftragten der Polizei hinzuzuziehen. Diese können die betroffenen Lehrerinnen und Lehrer ausführlich zum Thema informieren und beraten. „Zudem hat es meist eine große Wirkung auf die Kinder und Jugendlichen, wenn Polizisten in Uniformen in die Klasse kommen und zum Beispiel an einer Klassenkonferenz teilnehmen, die aufgrund einer solchen Problemsituation einberufen wurde“, fügt Seifried hinzu.

MW (24.02.2017)

Kurztipps

5 Tipps für...
...das Erkennen von Marken- und Produktfälschungen

So erkennen Sie Marken- oder Produktfälschungen:

5 Tipps für...
...den Schutz von Garage und Gartenhaus vor Einbruch

Diese Sicherungsmaßnahmen machen Sinn.

5 Tipps für...
...das Erstellen von Vollmachten

So sollten Sie sich in Bezug auf Vorsorge- oder Bankvollmachten...

5 Tipps für...
...sicheres Feiern auf Festivals und Konzerten

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie bei großen Events feiern wollen.

5 Tipps für...
...den sicheren Campingurlaub

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie Ihren nächsten Urlaub mit dem...

5 Tipps für...
...den Schutz vor Erpressersoftware (Ransomware)

Darauf sollten Sie achten, um Angriffen auf Ihren Computer mit...

5 Tipps für...
...den Schutz vor Hacker-Angriffen

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie Ihren Rechner und Ihre...

5 Tipps für...
...den Schutz pflegebedürftiger Menschen vor Gewalt

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie Gewalt gegen pflegebedürftige...

5 Tipps für...
...sicheres Rodeln

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie im Winter eine sichere...

5 Tipps für...
...die Immobiliensuche im Internet

Das sollten Sie beachten, um bei der Wohnungssuche im Internet...

5 Tipps für...
...Zivilcourage im Alltag

Das sollten Sie beachten, wenn Sie in der Öffentlichkeit eine...

5 Tipps für...
...die sichere Cloud-Nutzung

Das sollten Sie beachten, um Ihre Daten sicher in Cloud-Diensten zu...

5 Tipps für...
...die sichere Nutzung von Fahrradanhängern

So sind Sie im Straßenverkehr mit einem Fahrradanhänger sicher...

5 Tipps für...
...verantwortungsvolles Radfahren im Straßenverkehr

So kommen Sie sicher und rücksichtsvoll durch den Stadtverkehr.

5 Tipps für...
...sicheres Homeschooling/digitales Lernen

Darauf sollten sie achten, wenn der Unterricht Ihrer Kinder zuhause...

5 Tipps für...
...den Verdachtsfall auf Kindesmissbrauch

So sollten Sie sich verhalten, wenn Sie in ihrem Umfeld einen...

5 Tipps für...
...ein sicheres Internet für Kinder

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie Ihre Kinder oder Schüler vor...

5 Tipps für...
...das Radfahren im Winter

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie in der kalten Jahreszeit trotz...

5 Tipps für...
...das sichere Wandern

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie auf eine Wanderung gehen möchten.

5 Tipps für...
...das sichere Surfen im Urlaub

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie im Urlaub mobile Geräte nutzen.

5 Tipps für...
...einen erfolgreichen Widerruf

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie einen abgeschlossenen...

5 Tipps für...
...sicheres Bezahlen im Internet (Online Banking)

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie online bezahlen möchten.

5 Tipps für...
...sicheres Arbeiten im Home Office

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie von zuhause arbeiten.

5 Tipps für...
...mehr Sicherheit auf der Skipiste

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie in der Wintersportsaison auf...

5 Tipps für...
...das Böllern an Silvester

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie an Silvester Raketen steigen...

5 Tipps für...
...den Umgang mit Spam-Mails

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie von Spam-Mails in Ihrem...

5 Tipps für...
...sicheres Online-Dating

Darauf sollten Sie bei der Partnersuche im Netz achten.

5 Tipps für...
...den Umgang mit Mobbing am Arbeitsplatz

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie sich gegen Mobbing im Job...

5 Tipps für...
...unfallfreies Grillen

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie in den Sommermonaten sicher im...

5 Tipps für...
...das Baden in offenen Gewässern

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie in offenen Gewässern wie...

Weitere Infos für Eltern

Was tun bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz?

„Du siehst heute wieder mal besonders attraktiv aus!“ – Was ein...[mehr erfahren]

„Ein halber Schritt auf uns zu genügt“

Der Verein „Behandlungs-Initiative Opferschutz (BIOS-BW) e. V.“ in...[mehr erfahren]

Phishing

Pharming-Angriffe bedrohen Rechner von Verbrauchern

Das Pharming ist eine relativ neue Form der Cyberkriminalität, die...[mehr erfahren]

Handreichung für Lehrkräfte und Trainer

Die Wanderausstellung „VorBILDER – Sport und Politik vereint gegen...[mehr erfahren]

Die Arbeit der Ermittler

Ein Kind kommt vom Spielen nicht nach Hause. Der Bewohner eines...[mehr erfahren]