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Wenn Drinks willenlos machen

K.-o.-Tropfen – das sind Medikamente oder illegale Drogen, die etwa in Diskotheken heimlich in Drinks geschüttet werden. Oft geht es den Tätern darum, ihre Opfer willenlos zu machen, um sie sexuell zu missbrauchen. Prof. Burkhard Madea von der Rechtsmedizin der Uni Bonn erklärt die Hintergründe und gibt praktische Tipps zum Schutz vor Angriffen.

K.-o.-Tropfen sind auch in Deutschlands Kneipen und Diskotheken ein ernstes Problem

Getränke nie unbeaufsichtigt lassen

© Stefanie B, fotolia

 

K.-o.-Tropfen – das sind Medikamente oder illegale Drogen, die etwa in Diskotheken heimlich in Drinks geschüttet werden. Oft geht es den Tätern darum, ihre Opfer willenlos zu machen, um sie sexuell zu missbrauchen. Prof. Burkhard Madea von der Rechtsmedizin der Uni Bonn erklärt die Hintergründe und gibt praktische Tipps zum Schutz vor Angriffen. 

Herr Professor Madea, wie hat sich der Stellenwert von K.-o.-Tropfen über die Jahre hinweg entwickelt?

K.-o.-Tropfen sind uns schon aus den 60er Jahren bestens bekannt, aus dem St.Pauli-Milieu. In den Siebzigern wurden sie in München Leuten in bestimmten Etablissements beigebracht, um sie auszurauben. Damals kamen Barbiturate zum Einsatz. Heute ist ein Paradigmawechsel im Gange. K.-o.-Tropfen dienen überwiegend dazu, Sexualdelikte zu ermöglichen. Im Englischen hat sich der Begriff „Drug facilitated sexual assault“ gebildet, also durch Medikamenten- oder Drogenbeigabe ermöglichte Sexualstraftaten. 

Ist die Lage in Deutschland besonders schlimm?

Der Trend ist nach Deutschland mit einigen Jahren Verspätung aus den USA und auch aus Frankreich herübergeschwappt. In diesen Ländern wurde gerade über den Einsatz von GHB, also Liquid Extasy, schon vor sechs, sieben Jahren wesentlich intensiver berichtet. Wie häufig K.-o.-Tropfen heute in Deutschland zum Einsatz kommen, wissen wir nicht. Die Dunkelziffer ist natürlich riesig. Was wir in der Rechtsmedizin wie in der Polizeiarbeit aber registrieren, ist eine deutliche Zunahme der Fälle, in denen auf K.-o.-Tropfen untersucht wird. 

Auf wessen Initiative erfolgt das? Gibt es einen Bewusstseinswandel etwa bei Jugendlichen? 

Das geht meistens von der Polizei aus. Die Leute melden sich dort – leider oft erst mit einiger zeitlicher Distanz zum Vorfall. Und dann wird polizeilich veranlasst, dass eine Blutprobe sichergestellt wird. 

Wie lange sind die Wirkstoffe noch nachweisbar?

Prof. Dr. med. Burkhard Madea

Direktor des Institutes für Rechtsmedizin Universitätsklinikum Bonn, © privat

Das hängt ganz davon ab, was für eine Substanz als K.-o.-Mittel eingesetzt wird. Da gibt es ja eine ganze Bandbreite von rezeptfreien und rezeptpflichtigen Medikamenten oder auch illegalen Drogen. In der Regel sind die Wirkstoffe oder ihre Stoffwechselprodukte im Urin noch bis zu zwei oder drei Tage nachweisbar, im Blut ein bis zwei Tage. Es gibt aber auch Wirkstoffe wie etwa GHB, auch Liquid Extasy genannt, das im Blut nur acht und im Urin zwölf Stunden nachweisbar ist. Oft spielt beim Einsatz von K.-o.-Tropfen auch der Alkohol eine Rolle, nach unserer Einschätzung in 40 bis 50 Prozent der Fälle. Alkohol ist ja oft auch das Vehikel, über das die K.-o.-Tropfen beigebracht werden. Da überlegen sich die Leute oft erst, ob sie einen normalen Rausch gehabt haben. Erst später kommt ihnen der Gedanke, dass es der Alkohol alleine nicht gewesen sein kann. Es gibt übrigens auch neue Methoden, die es anhand einer Haaranalyse erlauben, auch vier Wochen nach einem Vorfall noch Stoffe nachzuweisen.

Wie sehr unterscheiden sich die Auswirkungen der einzelnen Mittel?

Das hängt immer von der Alkoholisierung ab, von der Gewöhnung an Medikamente und der Dosierung der K.-o.-Mittel – und davon, wie sie präpariert wurden. Ich erinnere mich gut an einen Fall, wo ein Gaststättenbetreiber seine beiden letzten Kundinnen nach Hause mitgenommen hat. Die beiden hatten von vornherein vor, an diesem Tag jemanden auszurauben, und hatten schon Benzodiazepine vorbereitet. Dazu zählen Medikamente wie Valium oder Rohypnol, die spielen bei uns am häufigsten eine Rolle. Die beiden Frauen hatten die Stoffe schon in Wasser und Korn aufgelöst, und das haben sie ihren Begleiter trinken lassen. Der ist relativ schnell schläfrig geworden – und die beiden haben ihm die Bude ausgeraubt. 

Kann man generell sagen, dass Jugendliche in Diskotheken die gefährdetste Gruppe sind? Oder geht das quer durch die Gesellschaft?

Die wichtigsten Verhaltenstipps, um sich vor K.-o.-Tropfen zu schützen:

Im Vorfeld: 

  • Getränke nicht unbeaufsichtigt lassen.
  • Keine Getränke von Unbekannten annehmen.
  • Wenn man einen seltsamen Geschmack bei einem Getränk feststellt, nicht weitertrinken und eine Vertrauensperson ansprechen.
  • Wenn man den Verdacht hat, zum Opfer einer Attacke mit K.-o.-Tropfen geworden zu sein: Zeitnah die Polizei oder einen Arzt aufsuchen, damit eine Blut- oder Urinprobe sichergestellt werden kann.  

Angriffe mit sexueller Absicht in Diskotheken oder Kneipen spielen am häufigsten eine Rolle. Wir haben aber auch schon erlebt, dass jungen Mädchen von 15 oder 16 Jahren K.-o.-Tropfen ohne sexuelle Absicht beigebracht wurden. Die Täter wollten Fotos machen, die die Mädchen in irgendeiner hilflosen Lage zeigten, einfach um sich lustig zu machen. K.-o.-Tropfen kommen aber auch bei älteren Menschen von 30, 40 oder 50 zum Einsatz. Dort werden oft, um die Person sozusagen „durchlässiger“ zu machen, stimulierende Substanzen beigebracht, Amphetamine oder Kokain. 

Wie sehr ist das Bewusstsein bei Jugendlichen da, dass es sowas wie K.-o.-Tropfen gibt?

Es ist ganz wichtig, dass hier mehr Aufklärungsarbeit betrieben wird - in den Schulen und der allgemeinen Öffentlichkeit. Das läuft teilweise über die Polizei, aber auch die frühere Justizministerin Nordrhein-Westfalens hatte sich der Problematik angenommen. Da wurde etwa im Karneval eine Kampagne zu den Gefahren von K.-o.-Tropfen gestartet. Solche Aktionen sind sehr wichtig. Und dann müssen die möglichen Opfer natürlich Hinweise bekommen, wie man sich schützen kann. 

Herr Professor Madea, vielen Dank für das Gespräch. 

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