Kinder als Gewaltopfer
„In Sachen Prävention und Aufklärung am Ball bleiben!“
Die Verletzungen sind nicht immer auf den ersten Blick erkennbar
© Nichizhenova Elena/stock.adobe.com
Auf einem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde sollen über Jahre Mädchen und Jungen sexuell missbraucht worden sein. Bei Durchsuchungen stellte die Polizei zudem kinderpornografisches Material sicher. Der Fall, der Anfang 2019 für Aufsehen sorgte, ist nur ein Beispiel dafür, dass viele Kinder in Deutschland Gewalt ausgesetzt sind – manche von ihnen jeden Tag. Neben sexuellen Übergriffen zählen auch Körperverletzungen und Misshandlungen dazu. Das Problem: Das Dunkelfeld bei Gewalt gegen Kinder ist groß. Und selbst wenn die körperlichen Spuren verheilen, bleiben die seelischen Wunden ein Leben lang.
Die Situation ist weiterhin besorgniserregend
Die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2022 zeichnet ein trauriges Bild: 7,7 Prozent aller Opfer von Straftaten waren Kinder. Insgesamt wurden 82.780 Kinder als Opfer registriert. Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärt dazu: „Es ist entsetzlich, dass tagtäglich Kinder und Jugendliche Opfer von sexualisierter Gewalt werden. Wir tun alles, um die Täter und ihre Netzwerke zu ermitteln und Kinder zu schützen. Das hat höchste Priorität. Wir werden künftig erstmals europäische Instrumente schaffen, um Onlineplattformen in die Pflicht zu nehmen, damit Missbrauchsdarstellungen entdeckt, gelöscht und die Täter verfolgt werden. Mit dem EU-Zentrum gegen Kindesmissbrauch werden wir die Opfer unterstützen und ihnen erstmals das ausdrückliche Recht geben, zu erfahren, ob Missbrauchsabbildungen noch im Umlauf sind.“
Hohes Dunkelfeld bei Körperverletzungen
In die Kriminalstatistik fließen nur die Fälle ein, von denen die Polizei Kenntnis hat. „Vor allem bei Körperverletzungen ist die Zahl der Delikte sicherlich um ein Vielfaches höher“, meint Rainer Becker, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kinderhilfe. Denn im Vergleich zu einer schweren Misshandlung, die häufig mit einem Arzt- oder Krankenhausbesuch endet, sind die Folgen einfacher Körperverletzungen oft kaum oder nur für kurze Zeit sichtbar. „Das kann die Ohrfeige sein aber auch das „Verhauen“ mit dem Kochlöffel oder dem Gürtel“, berichtet der Experte. Bei der Kindstötung ist es wiederum auch abhängig vom Alter, ob die Taten verdunkelt werden können. Bei älteren Kindern ist das schwieriger, da das Kind vermisst wird, erklärt der frühere Polizeidirektor. „Bei Babys sieht das anders aus. Die Tötung unmittelbar nach der Geburt kann man gut verheimlichen, wenn die Schwangerschaft kaum aufgefallen ist – denn nicht immer ist das eindeutig sichtbar. Ich möchte nicht wissen, wie viele Kinder auf diese Art einfach verschwinden.“
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