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Wie Einbrecher vorgehen

Heinrich Hauner ist Kriminalhauptkommissar beim Präsidium München. Dort arbeitet er als Fachberater im Bereich der Prävention und des Opferschutzes. Zu seinen Aufgabenbereichen zählen der Einbruchschutz und die Objektsicherheit. Er beantwortet Fragen rund um den Schutz von Gewerbeobjekten.

So schützt man sich am besten


Bürokomplexe stehen oft am Wochenende leer und locken Einbrecher

© Stephen VanHorn, fotolia

 

Heinrich Hauner ist Kriminalhauptkommissar beim Präsidium München. Dort arbeitet er als Fachberater im Bereich der Prävention und des Opferschutzes. Zu seinen Aufgabenbereichen zählen der Einbruchschutz und die Objektsicherheit. Er beantwortet Fragen rund um den Schutz von Gewerbeobjekten.

Herr Hauner, was macht einen typischen Täter aus, der in ein gewerbliches Gebäude einbricht?

Den typischen Täter gibt es nicht. Angefangen vom Einzeltäter, den Beschaffungskriminellen bis hin zu bandenmäßig organisierten Gruppen findet sich eine Bandbreite an Einbrechern. Dabei gilt: Je größer die zu erwartende Beute ist, desto höher ist auch die kriminelle Energie der Täter. Das heißt, sie haben eine bessere Ausrüstung und sind gut organisiert. Bei Einbruchsbanden wird im Team gearbeitet, jeder hat seine Aufgabe. Eine Person hält Wache, ein oder zwei Täter sind im oder am Objekt tätig und ein Weiterer beschafft und fährt das Fahrzeug. Der Letzte in der Kette verkauft die Ware oder sorgt dafür, dass sie schnell ins Ausland gebracht wird. Solche Banden fahren auch ganze Gebiete in größerem Umfang ab. Häufig halten dabei Frauen Wache an der Straße, weil sie weniger als Bedrohung oder potentielle Straftäter erkannt werden.

Welche Einbrüche sind am häufigsten und wie werden sie aufgeklärt?

Die meisten Einbrecher kommen, wenn keiner da ist, das heißt, sie haben keine Zeugen und können somit nicht wiedererkannt werden. Wenn sie mit Handschuhen arbeiten, was die Meisten tun, hinterlassen sie auch keine Fingerabdrücke. Nur manchmal haben wir Glück und ein Täter hinterlässt aus Unachtsamkeit beispielsweise einen Zigarettenstummel und damit seine DNA-Spur. Eine andere Möglichkeit, Einbrecher zu überführen, ist, wenn die entwendeten Gegenstände eine Individualnummer tragen. Aber das ist eher selten. Daher kann man häufig den Tätern ihren Diebstahl nicht nachweisen. Die Aufklärungsquote bei Einbrüchen in Bayern beträgt insgesamt nur zwischen 20 und 25 Prozent. Die Fälle, die aufgeklärt werden, werden es anhand von Tatmustern oder wenn Täter auf frischer Tat von der Polizei gefasst wurden und sich bei der Vernehmung kooperativ zeigen. So kann man direkt in eine Serie an Einbrüchen Klarheit bringen. Grundsätzlich versuchen wir, bei jedem Einbruch Fingerabdrücke oder DNA sicherzustellen und gleichen diese mit der Datenbank ab. Wenn dieser Einbrecher wegen eines Deliktes schon einmal erkennungsdienstlich behandelt wurde, können wir ihn so überführen.

Wann finden die meisten Einbrüche statt?

Die Täter kommen in der Regel, wenn keiner im Haus ist. In gewerblichen Gebäuden daher vor allem nachts und am Wochenende, wenn die Angestellten nicht arbeiten. Es gibt ganze Bürokomplexe oder Ärztehäuser, die am Wochenende menschenleer und somit ein beliebtes Ziel für Einbrecher sind, weil sie dort direkt mehrere Geschäftsräume gleichzeitig bestehlen können. Der Grund liegt im geringen Entdeckungsrisiko für den Täter. Er kommt sehr leicht mit einem Sperrwerkzeug, dem sogenannten Scheckkartentrick, ins Gebäude hinein und ist damit für potentielle Augenzeugen nicht mehr sichtbar. Die Hauseingangstüren sind nämlich in der Regel nicht versperrt, weil sie im Brandfall einfach zu öffnen sein müssen. Es gibt zwar Schließsysteme, die verriegeln, sich aber gleichzeitig von innen mit dem Türgriff öffnen lassen, die findet man aber selten vor. Somit ist der Täter mit einem kleinen Handgriff im Haus und dann von der Bildfläche verschwunden. Im Gebäude kann er massiv vorgehen und sogar laut sein, ohne, dass jemand aufmerksam wird. Das sind ideale Bedingungen für einen erfolgreichen Einbruch. Auch ist es für Täter leicht, am Wochenende mit einem Lieferwagen an einer abgelegenen Lagerhalle vorzufahren und diese in Ruhe auszuräumen. Wenn nicht zufällig ein Angestellter in der Nähe ist, dem auffällt, dass die Leute in dem Lieferwagen nicht zur Firma gehören, haben die Einbrecher leichtes Spiel.

 

KHK Heinrich Hauner

© Polizeipräsidium München

Welche Schwachstellen im Gebäude nutzt ein Einbrecher für sich?

Das Prinzip eines Einbruchs ist immer, möglichst schnell in das Gebäude hinein und wieder hinauszukommen. Und das mit möglichst großer Beute. Alle ebenerdigen Fenster, Türen oder Schächte ohne zusätzliche Sicherung sind gute Einstiegsmöglichkeiten für die Täter. Wenn diese außerdem abseits der Straße, im rückwärtigen Bereich liegen oder in den Hof führen, ist die Gefahr für den Täter, während des Einstieges entdeckt zu werden, zusätzlich sehr gering. Gerade Kellerfenster, Toilettenfenster oder Nebeneingänge sind beliebte Einstiegswege für Einbrecher, da sie nachts nicht eingesehen werden können. Nicht ebenerdige Fenster erreicht der Täter über Aufstiegshilfen wie Flachdächer, Feuerleitern oder Mülltonnen.

Herr Hauner, wie kann ich nun verhindern, dass in mein Gebäude eingebrochen wird?

Generell fußt die Sicherung eines Gebäudes auf drei Säulen: die mechanische Stabilität der Außenhaut, die elektronische Sicherung durch Einbruchmeldeanlagen und die soziale Kontrolle durch Zeugen und Nachbarn. Gerade den letzten Punkt sollte man nicht unterschätzen. Wir empfehlen immer, Kontakt zu den unmittelbaren Nachbarn aufzubauen. Diese sollten wissen, wer im Unternehmen „berechtigt“ arbeitet und eine Notfallnummer haben, damit sie bei verdächtigen Wahrnehmungen sofort informieren und gegebenenfalls auch die Polizei verständigen. Die mechanische Sicherung kann über eine Nachrüstung wie zusätzliche Riegel erfolgen, die Fenster und Türen stabilisieren. Idealerweise sollte man beim Neubau oder der Sanierung geprüfte Sicherheitstüren und -fenster verbauen. Es gibt eine Liste europaweiter zertifizierter Hersteller, die nach der europäischen Norm DIN EN 1627 produzieren. Diese Produkte sind aus einem Guss hergestellt, so dass sie keine Schwachstellen aufweisen. Gerade in angemieteten Gebäuden empfiehlt man oft elektronische Sicherungen wie eine Alarmanlage. Sie sollte möglichst früh auslösen und die Meldung weiterleiten, damit der Täter keine Zeit hat, das Objekt in aller Ruhe zu durchsuchen. Denn das große Ziel aller Sicherungsmaßnahmen ist, den Faktor Zeit auf seine Seite zu bringen. Der zeitliche Aufwand für den Einbruch muss für den Täter so groß sein, dass es für ihn uninteressant wird und er aufgibt.

Und bringen die ganzen Sicherungsmaßnahmen etwas?

In Bayern untersuchen wir alle Einbrüche, die im Versuchsstadium stecken geblieben sind. Wir werten aus, warum der Täter nicht weitergekommen ist. Jedes Jahr wird vom Landeskriminalamt ein Bericht veröffentlicht, aus dem man entnehmen kann, wie viele Einbrüche durch welche Sicherungsmaßnahme verhindert wurden. 2010 wurden in Bayern insgesamt (privat und gewerblich) 1216 Einbrüche durch mechanische Sicherungen, 235 durch Einbruchmeldeanlagen und 245 durch aufmerksame Nachbarn oder Zeugen, die die Polizei verständigt haben, vereitelt.

Einbruchschutz

Auf unserem Portal finden Sie Unternehmen, die mechanische und elektronische Sicherheitstechnik anbieten. Dazu haben wir eine Datenbank mit Einbruschutz Fachanbietern aus dem Bereich Einbruchsicherung aufgebaut, die Ihnen bei der Sicherung Ihrer Wohnung / Ihres Hauses oder aber auch Ihres Firmensitzes behilflich sein können. 

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