„Ich kann das sonst Niemandem erzählen!“
Nummer gegen Kummer e. V.
Nummer gegen Kummer e. V. unterhält zusammen mit seinen Mitgliederorganisationen in Deutschland zwei anonyme telefonische Beratungsangebote, das Kinder- und Jugendtelefon (Tel: 0800 111 0 333) und das Elterntelefon (Tel: 0800 111 0 550). Zusätzlich bietet die Initiative für Kinder- und Jugendliche noch eine Internetberatung an. Deutschlandweit engagieren sich 3.500 ehrenamtliche Mitarbeiter für das Projekt. Mehr Infos gibt es auch auf der Webseite
Warum wenden sich die Kinder an eine Beratungsstelle und nicht an eine Person, die sie kennen?
Wir stellen immer wieder fest, dass die Kinder für die Anonymität, die wir gewährleisten, enorm dankbar sind. Dass wir es ihnen überhaupt ermöglichen, anonym über ihre Probleme zu sprechen. Immer wieder wird gesagt: „Ich würde das sonst nie jemandem erzählen. Keiner weiß es – nur Sie.“ Beim ersten Kontakt wollen sich viele Kinder erstmal alles von der Seele reden. Meistens haben sie noch mit niemandem darüber reden können oder wollen. Aber es ist für sie auch eine Art Test: Glaubt mir denn überhaupt jemand? Glaube ich mir überhaupt selbst? Es kommt auch vor, dass Kinder, wenn wir etwas konkreter nachfragen, einen Rückzieher machen. Nach dem Motto: „Das kann mir doch nicht wirklich passiert sein?“ Weil sie nicht wollen, dass es ihnen passiert ist. Das ist ein ganz natürlicher Schutzmechanismus. Es ist wichtig, den Kindern zu zeigen, dass sie einem wirklich alles sagen können und dass man ihnen glaubt. Oft braucht es auch mehrere Anrufe bis sie dann fragen: „Was kann ich denn eigentlich dagegen tun?
Ist die Beratung immer anonym? Wie reagieren Sie auf besonders schwere Fälle?
Die Gewährleistung der Anonymität der Anrufenden gilt für alle Beratungsgespräche. Wir nehmen keine persönlichen Angaben auf, die Telefonnummer des Anrufers wird uns nicht angezeigt und wir treten nicht mit den Ratsuchenden direkt in Kontakt. Das ist ein großer Vorteil, weil sich Kinder und Jugendliche mit allen Themen – auch stark tabuisierten oder Angst auslösenden – an uns wenden können.
Melden sich die Kinder im Nachhinein noch einmal bei Ihnen?
Manche machen das tatsächlich. Ich hatte letztens noch den Fall eines elfjährigen Jungen, der von seinem Vater regelmäßig schwer verprügelt wurde. Regelmäßig heißt hier: jeden Freitagabend. Nach mehreren Gesprächen haben wir ihm dann so viel Mut machen können, dass er sich einer Lehrerin anvertraut hat. Diese ist dann mit ihm zusammen zum Jugendamt gegangen. Der Junge hat sich noch einmal per Mail bei mir gemeldet und erzählt „dass die beim Jugendamt ja doch ganz nett wären“. Manche rufen auch noch einmal an und sagen, dass man ihnen sehr geholfen hätte.
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