Sicherheit für Senioren
Prävention im Kino: Bühne frei für „Lotti und Kurt“
Einmal im Monat informiert die Polizei im Märkischen Kreis Senioren zu Sicherheitsthemen
© Polizei Märkischer Kreis
Seniorinnen und Senioren sind eine der wichtigsten Zielgruppen in der polizeilichen Präventionsarbeit – aber wie erreicht man die „Generation 65+“ am besten? Die Polizei im Märkischen Kreis geht die Sache mit einem innovativen Konzept an: In Zusammenarbeit mit dem Filmpalast Iserlohn bietet sie im Rahmen des Senioren-Kinoprogramms einmal im Monat eine halbstündige Infoveranstaltung zu verschiedenen Themen an. Unterstützt wird sie dabei von den Puppen „Lotti und Kurt“, die an die bekannten Muppetshow-Charaktere Waldorf und Stattler angelehnt sind. Andreas Filthaut, Mitarbeiter der Verkehrsunfallprävention der Polizei im Märkischen Kreis, erklärt, wie das Konzept funktioniert.
„Ausgangspunkt für den Start des Projekts im März 2015 war zunächst, dass wir gegen die stark steigende Anzahl von Verkehrsunfällen in der Altersgruppe 65 + vorgehen wollten. Während man die Zielgruppen Kindergartenkinder und Schüler über die Kindergärten und Schulen recht gut erreichen kann, sieht das bei den Senioren etwas anders aus. Daher kamen wir auf die Idee mit dem Seniorenprogramm im Kino“, erklärt der Experte. Die ersten Info-Veranstaltungen drehten sich zunächst nur um das Thema Sicherheit im Straßenverkehr. Zu den Themen gehörten etwa Verkehrssicherheitstrainings, Fahrerassistenzsysteme, Fahrradfahren mit Helm oder wie sich die Einnahme von Medikamenten auf das Fahrverhalten auswirkt. „Wir haben dann aber schnell gemerkt, dass dem Publikum auch Fragen zu anderen Themenbereichen unter den Nägeln brennen. „Wir haben viele Vorschläge bekommen – und diese dann auch nach und nach umgesetzt.“ So gab es in den Veranstaltungen auch schon Infos zum Wohnungseinbruch, zu Unfällen im Haushalt, zum richtigen Verhalten am Geldautomat oder zu Rauchmeldern. Als durchaus mutig bezeichnet Filthaut dabei die Entscheidung, als Rahmenprogramm auf Puppen zurückzugreifen: „Wir wollten anfangs durchaus provozieren. Wir wussten vorab nicht, wie die Puppen beim Publikum ankommen würden – es hätte auch sein können, dass das Ganze nach hinten losgeht. Es funktioniert aber.“
Interview mit Experten
Die Info-Veranstaltungen finden immer eine halbe Stunde vor Beginn des Kinofilms statt: Ein fester Moderator begrüßt zunächst die Besucherinnen und Besucher und zeigt einen Info-Trailer, in dem Lotti und Kurt mit ihrer frechen Art auf das jeweilige Thema einstimmen. Im Anschluss informiert dann ein Experte oder eine Expertin über die wichtigsten Aspekte und Sicherheitsmaßnahmen. „Hier hat sich die Interviewform bewährt. Der Moderator stellt dem Fachmann oder der Fachfrau Fragen, die aus Sicht des Publikums wichtig sein könnten. Anschließend kann das Publikum entweder selbst weitere Fragen stellen oder es gibt ein Quiz zum Thema, bei dem man Karten für die nächste Kinovorstellung gewinnen kann“, erklärt Filthaut. Für die Preisvergabe gehen die Puppen sogar mit ins Publikum und überreichen den Gewinn – nicht ohne frechen Kommentar versteht sich. Bei den Puppenspielern handelt es sich um Polizisten, die eine zusätzliche Ausbildung in dem Bereich absolviert haben. Die Interviewpartner zu den verschiedenen Themen kommen aus unterschiedlichen Bereichen, neben den Fachleuten der Polizei werden etwa auch Ärzte, Apotheker oder Physiotherapeuten eingeladen. „Wichtig ist, dass die Person nicht nur fachlich versiert ist, sondern auch in der Lage ist, vor einem größeren Publikum frei zu sprechen – das ist nicht jedermanns Sache,“ so der Experte. Nach dem Kinofilm haben die Zuschauer dann noch die Möglichkeit, im Kinofoyer mit Präventionsbeamten der Polizei ins Gespräch zu kommen und weitere Fragen zu stellen.
Informieren statt belehren
Dass das Konzept beim Publikum gut ankommt, merkt man an den steigenden Zuschauerzahlen: Jeden Monat sitzen rund 300 bis 350 Seniorinnen und Senioren im Kinosaal, viele davon kommen regelmäßig. „Unsere Präventions-Veranstaltung gehört nicht zwingend zum Film dazu. Wer uns nicht sehen möchte, kann auch einfach erst kurz vor Filmbeginn dazukommen. Das ist aber eher selten der Fall“, erklärt Andreas Filthaut. Wichtig ist dem Präventionsbeamten, dass dem Publikum nicht mit dem erhobenen Zeigefinger begegnet wird. „Wir möchten informieren – nicht belehren oder verbieten. Es geht darum, ein Bewusstsein für bestimmte Risiken zu schaffen, für Gefahren, die mit dem Alter einhergehen können, zu sensibilisieren und eine Kompetenzsteigerung zu erreichen“, betont der Experte.
SW (29.09.2016)
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