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Polizeiprojekt „zammgrauft“

Das Polizeipräsidium München bietet Selbstbehauptungs- und Zivilcouragekurse nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder und Jugendliche an. Sie haben auch über die Grenzen von München hinaus Verbreitung gefunden.

Selbstbehauptungskurse für Kids in Bayern

Miteinander reden statt sich gegenseitig fertigmachen

© Polizei München

 

Das Polizeipräsidium München bietet Selbstbehauptungs- und Zivilcouragekurse nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder und Jugendliche an. Sie haben auch über die Grenzen von München hinaus Verbreitung gefunden.

Das Projekt „zammgrauft“ wendet sich an Kinder und Jugendliche zwischen elf und 18 Jahren. Hier lernen die Schülerinnen und Schüler in Übungen und Rollenspielen die Bedeutung von Gemeinschaft, Vertrauen und Zivilcourage. Auch die verschiedenen Formen von Gewalt, zum Beispiel körperliche Gewalt oder Mobbing, werden thematisiert und Strategien dagegen erarbeitet.

„zammgrauft“ läuft in München seit dem Jahr 2001 ausgesprochen erfolgreich. Ralph Kappelmeier: „Wir bilden seit über zehn Jahren interessierte Lehrkräfte, Sozialpädagogen und Polizeibeamte aus München zu „zammgrauft“-Trainern aus, damit diese die Inhalte anschließend an die Zielgruppe weitergeben.“ Auf diesem Wege wurden bis heute rund 2.000 Personen im Rahmen dreitägiger Fortbildungen geschult: „Mittlerweile ist „zammgrauft“ eine unverzichtbare Maßnahme der polizeilichen Präventionsarbeit in München geworden. Für viele Schulen in München gehört es fest zur Jahresplanung, das Programm selbst oder mit Unterstützung der Jugendbeamten der Polizei an der Schule umzusetzen.“

Im Jahr 2011 wurde „zammgrauft" von der Ludwig-Maximilian-Universität wissenschaftlich auf seine Wirkung hin untersucht. Dafür wurden über 600 Schülerinnen und Schüler der 6. bis 8. Jahrgangsstufe bis zu drei Monate nach der Kursdurchführung befragt. Ralph Kappelmeier: „Das Ergebnis ist: Der Kurs hat eine sehr große Wirkung bei den Teilnehmern gezeigt, die auch nachhaltig nachgewiesen werden kann. “Im Kurs „aufgschaut“ für Grundschulkinder lernen die Kleinen, Verantwortung zu übernehmen und zu helfen, wenn andere in Gefahr sind. Sie üben aber auch, sich selbst zu helfen, wenn es darauf ankommt. Mittlerweile konnten 1.700 Lehrkräfte der Grundschulen in München vom Kommissariat 105 – Prävention und Opferschutz – zu „aufgschaut“-Trainern ausgebildet werden. Sie geben die Inhalte des Konzeptes über Jahre hinweg an die Schüler der Grundschulen weiter. Kriminalhauptkommissar Ralph Kappelmeiervon der Münchner Polizei: „Das Interesse an der Fortbildung ist so groß, dass man zur Zeit fast zwei Jahre warten muss, bis man an einer dieser Schulungen teilnehmen kann.“

KHK Ralph Kappelmeier

© Polizei München

Training an zwei Schultagen

Das Programm wird an zwei Vormittagen mit der ganzen Schulklasse durchgeführt. Die Trainer machen mit den Schülern Übungen und Spiele zu unterschiedlichen Themenbereichen, beispielsweise zum Thema „Zur eigenen Meinung stehen“, „Gemeinschaft“ oder „Gewalt“.

„Es geht mit der ersten Übung ganz simpel los. Da sitzen die Kinder im Kreis und sollen nacheinander einzeln aufstehen und ein einfaches Statement abgeben: „Etwas, das ich gerne tue“. Also zum Beispiel: „Ich spiele gerne Fußball“. Alle anderen Kinder dürfen dieses Statement nicht verbal kommentieren, aber sie dürfen aufstehen, wenn sie auch gerne Fußball spielen. Wenn sie manchmal gerne Fußball spielen, dürfen sie in die Hocke gehen und wenn sie es gar nicht gerne tun, dürfen sie sitzen bleiben. Das klingt unheimlich banal, aber was zeigt dieses Spiel? Es zeigt den Kindern, dass sie viele Gemeinsamkeiten haben. Es zeigt aber auch, dass es gar nicht so einfach ist, jemanden ausreden zulassen und einfach mal zuzuhören. Und es macht klar, dass es einige Kinder in der Klasse gibt, die sich überhaupt nicht trauen vor der Klasse ihre Meinung zu sagen. Die bringen den Satz „Ich gehe gerne Pizza essen“ nicht über die Lippen. Weil es ihnen an Selbstbewusstsein und Mut mangelt“, sagt Kappelmeier.

Praktische Übungen sind ein wichtiger Bestandteil der Kurse

© Polizei München

Rollenspiele werden gemeinsam besprochen

Auch zum Themenbereich „Gewalt“ machen die Kinder verschiedene Übungen, die ihnen helfen sollen, sich besser in Gewaltopfer einzufühlen. „Die Kinder bekommen Kärtchen, auf denen verschiedene Situationen beschrieben sind, zum Beispiel „Ein Metzger schlachtet ein Kälbchen“ oder „Mitschüler lachen ein Mädchen aus“ oder „Ein Junge reißt einer älteren Dame die Handtasche weg“. Jeder Schüler soll dann auf einer „Gewaltskala“ von 0 bis 100 einordnen, für wie „gewalttätig“ er die Situation auf seinem Kärtchen hält. Dann wird darüber diskutiert. Das Ergebnis ist, dass es keine einheitliche Meinung gibt, denn jeder hat eine andere Auffassung von Gewalt und jeder empfindet sie anders. Worauf wir bei diesem Spiel hinaus wollen, ist: Die Kinder sollen lernen, dass nicht sie zu beurteilen haben, ob ein anderer unter einer bestimmten Handlung leidet, sondern dass das Opfer entscheidet, ob es leidet. Das ist gerade für Auseinandersetzungen in der Schule ein ungemein wichtiges Thema.“

Wie man anderen helfen kann, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, lernen die Schüler zum Beispiel in einem Rollenspiel, das sich so in einem Linienbus abspielen könnte: Zwei Jugendliche bedrängen einen Schüler. Sie pöbeln ihn an und fordern ihn auf, sein Geld herauszugeben. Die anderen Schüler im Bus bekommen das natürlich mit. Sollen sie sich wegducken? Wie stoppen sie die aggressiven Mitschüler? Es ist wichtig, Aufmerksamkeit herzustellen: andere Fahrgäste anzusprechen und auf seine Seite zu ziehen. So fühlen sie sich zum Helfen verpflicht.

Kontakt
Polizeipräsidium München
Kommissariat 105
Prävention/Opferschutz
Bayerstraße 35-37
80335 München
Tel: 089 2910-4461

Ergebnisse im Schulalltag verankern

Damit die Ergebnisse der zwei Projekttage nachhaltig im Verhalten der Jugendlichen verankert werden, sollen die Lehrer auch später weiter an den Inhalten arbeiten, so Kappelmeier.

„zammgrauft bietet Lehrern Unterstützung, wenn in der Schule Problem- oder Konfliktsituationen aufzuarbeiten sind, denn die Kinder sind nach Durchführung des Programms einfach zugänglicher. Man kann als Lehrer da weitermachen, wo man in der Schulung aufgehört hat. Haben die Kinder während des Trainings beispielsweise über ein Rollenspiel festgestellt: „Mobbing ist schlecht, das wollen wir hier nicht haben“, kann der Lehrer auf Grundlage des bereits Gelernten ein Gespräch führen, wenn es später in der Klasse zu einem realen Mobbing-Fall kommt."

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