Hilfe für Verkehrsunfallopfer
Hilfsangebote sind unübersichtlich
Die gesetzlichen Unfallversicherungen nehmen bei der Versorgung von Verletzungen eine Vorreiterstellung ein. Denn hier wurden Strukturen und Vorgehensweisen geschaffen, die Betroffenen qualifizierte Hilfe bieten. Dr. Kerstin Auerbach: „Das Problem ist: Es gibt zwar eine breite Palette an Hilfsangeboten, unsere Studien haben aber gezeigt, dass die wenigsten Menschen diese auch kennen. Es benötigt einiges an Kenntnissen und viel Geduld, um – beispielsweise bei einer Internet-Recherche – einen Überblick darüber zu bekommen, wer bzw. welche Einrichtung helfen kann. Für Betroffene, denen es ohnehin nicht gut geht, kann dies eine enorme Hürde sein. Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich oftmals dann, wenn die Geschädigten eine Psychotherapie benötigen und lange auf einen Therapieplatz warten müssen.“ Aus diesem Grund hat die BASt gemeinsam mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) und der Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland (VOD) das Portal www.hilfefinder.de ins Leben gerufen. Dort finden Menschen, die an Verkehrsunfällen beteiligt waren, Unterstützung bei psychischen Problemen. „Je frühzeitiger eine Behandlung beginnt, desto besser sind die Chancen auf Erfolg. Der „Hilfefinder“ soll es Betroffenen in erster Linie erleichtern, sich rund um das Thema „psychische Unfallfolgen“ zu informieren und zeitnah ein für ihn passendes Beratungsangebot in seiner Nähe zu finden“, erklärt Dr. Kerstin Auerbach.
Symptome erkennen, Hilfe finden
Auf dem Portal hat man zunächst die Möglichkeit, einen Trauma-Check zu machen, um herauszufinden, ob und wie schwer man psychisch belastet ist. Eine Checkliste mit verschiedenen Aussagen hilft dabei, die eigene Belastung besser einschätzen zu können, wie zum Beispiel: „Dinge, die mit dem Unfall irgendwie zu tun haben, versuche ich zu vermeiden.“ Oder „Ich habe Angst, dass ich im Straßenverkehr etwas Gefährliches mache.“ „Treffen eine oder mehrere dieser Aussagen zu, sollte man dies ernst nehmen und sich Hilfe suchen“, betont Dr. Kerstin Auerbach. Über die „Schnelle Hilfe“ kann man etwa Einrichtungen in seiner Nähe finden, die Beratung und Unterstützung anbieten, wenn man unter psychischen Unfallfolgen leidet. Zusätzlich bietet das Portal Informationen zu den unterschiedlichen Kostenträgern wie zum Beispiel die gesetzlichen oder privaten Krankenversicherungen. Hier werden etwa Fragen beantwortet wie „In welchen Fällen werden die Behandlungskosten übernommen?“ oder „Wie finde ich einen Therapieplatz?“. Auch rechtliche Hintergründe zum Beispiel zu späteren sozialrechtlichen Ansprüchen werden beleuchtet.
Bekannter werden, Angebot ausbauen
„Unsere nächste Aufgabe ist es nun, das Portal bekannter zu machen – auch bei Polizei, Rettungskräften und in den Kliniken, damit sie direkt auf uns verweisen können. Dazu haben wir Flyer im Postkarten-Format entwickelt, die bei uns kostenlos, auch in großer Stückzahl angefordert werden können“, betont Auerbach. Ein Portal wie Hilfefinder.de, das alle Informationen rund um das Thema psychische Belastungen nach Unfällen verständlich aufbereitet und eine Übersicht über Hilfsmöglichkeiten gibt, ist in Deutschland bislang einmalig. Auch das europäische Ausland hat bereits Interesse angemeldet: So könnte der Hilfefinder bald als Vorbild für ähnliche Projekte in anderen Ländern dienen. „Wir wollen das Portal zudem weiter verbessern und freuen uns über Anregungen und Feedback. Wir möchten mit dem „Hilfefinder“ möglichst viele Menschen auffangen, die nach einem Unfall Unterstützung benötigen.“
SBa (29.11.2019)
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