Richtiges Verhalten bei Polizeikontrollen
Wie Autofahrer reagieren sollten
Bei Polizeikontrollen werden verschiedene Signale eingesetzt, um Autofahrer anzuhalten
© Picture-Factory, fotolia
Sofort anhalten oder noch bis zum nächsten Parkplatz fahren? – So reagieren Autofahrer korrekt, wenn sie von der Polizei angehalten werden.
Wie hält die Polizei Autos an?
Grundsätzlich werden zwei verschiedene Arten unterschieden, wie Polizeibeamte Fahrzeuge anhalten: Standkontrollen und mobile Kontrollen. Bei den Standkontrollen stehen die Beamten mit Warnweste bekleidet am Straßenrand und winken Autofahrer mit einer Kelle aus dem fließenden Verkehr. Zu Missverständnissen kommt es eher bei mobilen Kontrollen. Hierbei fährt ein Polizeiwagen – manchmal auch als ziviles Fahrzeug – vor oder hinter einem Auto her und signalisiert dem Fahrer, anzuhalten. Polizeioberkommissarin Stefanie Püttner, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken, erklärt: „Vor allem auf mehrspurigen Straßen versuchen wir, vor den Fahrzeugen herzufahren, wenn wir jemanden anhalten. Gerade auf Landstraßen oder im innerstädtischen Verkehr ist das aber oft nicht möglich.“ Dann kann es durchaus vorkommen, dass die Polizei hinter einem Auto herfährt und es zum Anhalten bewegen will. Hier stellt sich im vorausfahrenden Fahrzeug dann die Frage: Meinen die mich?
Anhaltesignale der Polizei
Man kennt das: Kaum entdeckt man als Autofahrer im fließenden Verkehr ein Polizeiauto in der Nähe, fährt man sehr angepasst – und meist auch irgendwie unsicher. Man will bloß nichts falsch machen. Wenn dann auch noch Blaulicht im Innenspiegel aufflackert, ist man noch verunsicherter: Meinen die mich oder fahren die zu einem Einsatz? Soll ich anhalten oder besser langsam weiterfahren?
„Sobald man ein Blaulicht sieht, macht es schon deshalb Sinn, seine Geschwindigkeit zu verringern und das Auto vorbeizulassen, weil es sich um eine Einsatzfahrt handeln könnte“, sagt Stefanie Püttner. Fahren die Beamten nicht vorbei, obwohl das möglich wäre, sollte man als Autofahrer genauer auf die Signale achten, empfiehlt sie. Schließlich könnte es sich um eine Verkehrskontrolle handeln. „Dabei ist das erste Signal zum Anhalten meist ein optisches, zum Beispiel durch den Anhaltesignalgeber auf dem Dach des Polizeiautos.“ Auf diesem Signalgeber erscheint der beleuchtete Schriftzug „Stopp! Polizei!“ oder „Polizei! Bitte folgen!“ Die neusten Einsatzfahrzeuge haben jetzt noch eine Möglichkeit, sich bemerkbar zu machen, wenn sie hinter jemandem herfahren, den sie anhalten wollen: rotes Blitzlicht. Sollte auch das nicht erkannt werden, kann an den Polizeifahrzeugen auch ein akustisches Yelp-Signal eingeschaltet werden. „Das unterscheidet sich deutlich vom Martinshorn, es ist ein eher jaulendes Geräusch wie man es vielleicht aus Filmen von amerikanischen Streifenwagen kennt“, sagt Stefanie Püttner.
Wie Autofahrer anhalten sollten
Natürlich spielt beim richtigen Anhalten die Verkehrssituation eine Rolle. Eine Vollbremsung auf einer überfüllten Straße könnte schnell zum Auffahrunfall führen. Faustregel: Man sollte dort stehen bleiben, wo gefahrloses Anhalten möglich ist. „Falls man sich unsicher ist, etwa weil man die Örtlichkeit nicht kennt, sollte man zumindest den Beamten signalisieren, dass man sie wahrgenommen hat und willens ist, anzuhalten“, sagt Stefanie Püttner. Das könnten Fahrer zum Beispiel tun, indem sie nur sehr kurz den Blinker nach rechts setzen und ihre Geschwindigkeit merklich drosseln.
Wird man von der Polizei auf der Autobahn angehalten, ist es einfacher: „Hier können die Beamten meist gut überholen, sodass sie vor dem Fahrzeug herfahren, das sie anhalten möchten. Der Fahrer braucht einfach nur dem Polizeiwagen zu folgen, der in der Regel den nächsten Parkplatz ansteuert“, erklärt die Polizistin.
Verhalten bei der Polizeikontrolle
Nicht nur auf Seiten der Autofahrer, auch bei den Polizisten kann es zu Missverständnissen kommen. Wer angehalten wurde, kann mit seinem Verhalten dafür sorgen, dass die Kontrolle reibungslos verläuft: „Es ist sinnvoll, den Motor auszumachen, die Handbremse anzuziehen und sich dann auf das Gespräch mit den Beamten vorzubereiten“, rät Stefanie Püttner. Dazu gehört auch, das Radio abzuschalten und das Fenster aufzumachen. Was irreführend sein könnte, ist, während man nach seinen Papieren kramt mit gebücktem Oberkörper irgendwo im Fußraum zu verschwinden oder vorschnell und hastig aus dem Auto zu springen. Besser ist es, bei heruntergelassener Scheibe ruhig im Auto sitzen zu bleiben und zu warten, was die Polizisten von einem möchte.
Als Fahrzeugführer muss man den Führerschein und den Fahrzeugschein bei sich haben. Hat man die Dokumente nicht dabei, kann es zu einer Verwarnung und einem Verwarnungsgeld von zehn Euro kommen. Zusätzlich muss man die Papiere innerhalb weniger Tage bei einer Polizeidienststelle vorzeigen. Nicht zwingend erforderlich, aber vor Ort hilfreich ist es, seinen Ausweis parat zu haben. Das erspart es dem Fahrer, ihn nachreichen zu müssen, sollte es zu einem Bußgeldverfahren kommen.
Missachtung der Anhaltezeichen
Polizeioberkommissarin Stefanie Püttner beruhigt: „Die Kollegen wissen ja, dass Menschen verunsichert und nervös sind, wenn sie von der Polizei angehalten werden.“ Unschlüssiges Verhalten von Autofahrern wird also erst einmal nicht als böswillig gedeutet, sondern trifft bei den Beamten in der Regel auf Verständnis. Entscheidend sind die Gesamtumstände: „Wenn jemand trotz einer Vielzahl von Zeichen, trotz Blaulicht und Blitzlicht sowie Yelp-Sirene nicht anhält oder seine Geschwindigkeit erhöht und ein Fluchtverhalten zeigt, dann müssen die Beamten natürlich davon ausgehen, dass das eine absichtliche Missachtung ist“, sagt sie. Wer wie oben beschrieben signalisiert, dass er anhalten will und seine Geschwindigkeit drosselt, hat nichts zu befürchten – jedenfalls nicht, wenn er sich regelkonform verhält. Zwar werden in manchen Fällen Autos und Fahrer kontrolliert, weil den Beamten etwas aufgefallen ist – etwa ein defektes Licht oder anderes –, meist handelt es sich aber um präventive, allgemeine Verkehrskontrollen. Bei denen werden Fahrzeuge stichprobenartig ohne konkreten Anlass überprüft. Stefanie Püttner wünscht sich auch Verständnis der Autofahrer: „Wir machen damit ja auch nur unseren Job und möchten für Verkehrssicherheit sorgen.“
(KS 29.10.2015)
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