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Gesundheitsgefahr aus dem Netz

Jedes zweite im Internet gekaufte Arzneimittel ist kein Originalprodukt. Das ergab eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Studie der Universität Osnabrück. Schätzungen zufolge wird mit illegalen Fälschungen weltweit ein jährlicher Umsatz von 75 Milliarden US-Dollar erzielt. Durch den Online-Versand sind solche Fälschungen auch in Deutschland längst keine Seltenheit mehr. Das kann dramatische Folgen haben. Denn die Plagiate halten meist nicht das, was sie versprechen. Im schlimmsten Fall kann eine Einnahme sogar tödlich enden.

Gefälschte Medikamente per Mausklick

Viele der im Netz angebotenen Medikamente sind keine Originale

© phpetrunina14, fotolia

 

Jedes zweite im Internet gekaufte Arzneimittel ist kein Originalprodukt. Das ergab eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Studie der Universität Osnabrück. Schätzungen zufolge wird mit illegalen Fälschungen weltweit ein jährlicher Umsatz von 75 Milliarden US-Dollar erzielt. Durch den Online-Versand sind solche Fälschungen auch in Deutschland längst keine Seltenheit mehr. Das kann dramatische Folgen haben. Denn die Plagiate halten meist nicht das, was sie versprechen. Im schlimmsten Fall kann eine Einnahme sogar tödlich enden.

Profit steht im Vordergrund

Generell kann man sagen, dass alles gefälscht wird, was Geld bringt“, erklärt Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, Professorin für pharmazeutische Chemie an der Universität Würzburg. Neben Arzneimitteln werden in Deutschland vor allem Lifestyle-Medikamente wie Haarwuchsmittel, Schlankheitspillen und Anabolika kopiert und als vermeintliches Original im Internet angeboten. Die Fälscher gehen dabei ganz unterschiedlich vor. Zum einen werden preiswertere Originalprodukte in reguläre Verpackungen umgefüllt. Meist handelt es sich hierbei um Ärztemuster oder Klinikware, die in der Beschaffung günstiger sind. Die Kriminellen verlangen jedoch den höheren Marktpreis. Zum anderen werden immer wieder gefälschte Medikamente in der Originalverpackung angeboten. Hier ist zwar der deklarierte Wirkstoff enthalten, jedoch nicht in ausreichender Qualität oder Menge – oft ist sogar beides der Fall. Weit verbreitet sind zudem Präparate, die keinerlei medizinischen Wirkstoff aufweisen. Diese Mittel erfordern für die Fälscher den geringsten Aufwand und die geringsten Kosten. Hinzu kommt, dass immer wieder Medikamente im Internet verkauft werden, die verunreinigt sind oder sogar giftige Stoffe wie Pestizide oder Schwermetallverbindungen enthalten.

Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe

Professorin für pharmazeutische Chemie an der Universität Würzburg, © privat

Massive Schäden für Patienten

Die Einnahme gefälschter Medikamente kann fatale gesundheitliche Folgen haben. Ist in einem Mittel gegen Malaria oder Krebs etwa kein Wirkstoff enthalten oder nicht in ausreichender Menge, ist die Chance groß, dass der Patient verstirbt. Bei Verhütungsmitteln wie der Pille kann eine falsche Dosierung des Präparats zu ungewollten Schwangerschaften führen. „Wenn es um Antibiotika geht, ist es für den Patienten im Endeffekt sogar besser, wenn er an ein Medikament ohne Wirkstoff gerät, anstatt an eines mit zu wenig Wirkstoff“, erklärt Ulrike Holzgrabe. Auch wenn verunreinigte Produkte eingenommen werden, sind die Anwender einem besonders hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Ein Beispiel dafür lieferte der Heparin-Skandal im Jahr 2008. Das in China hergestellte Mittel zur Blutverdünnung wies einen besonders hohen Verunreinigungsgrad auf. In den USA forderte das Medikament über 80 Todesopfer. Viele weitere Menschen erlitten teils schwere allergische Schocks.

Internationaler Versandhandel

Dank des Internets lassen sich mittlerweile auch Produkte aus dem Ausland bequem nach Hause bestellen. Hier ist jedoch besondere Vorsicht geboten. Denn bei solchen Medikamenten besteht erhöhte Gefahr, an Fälschungen zu geraten. Hinzu kommt, dass man unter Umständen sogar gegen das Arzneimittelgesetz verstößt und sich strafbar macht – vor allem, wenn es sich um Mittel handelt, die in Deutschland nur auf Rezept verkauft werden dürfen. Auch wer sich im Urlaub mit Arzneimitteln eindeckt, sollte wachsam sein. „Man sollte niemals, nur weil es billig ist, außerhalb der EU Medikamente kaufen. Es gibt Länder, in denen jedes zweite Medikament gefälscht ist – je nach Land sogar die Arzneimittel in Apotheken“, warnt Holzgrabe. In Mexiko bekommt man zum Beispiel vermeintliches Aspirin schon für 1,20 Dollar. Es ist aber davon auszugehen, dass 30 Prozent aller dort verkauften Aspirin-Tabletten gefälscht sind.

Prof. Dr. Mona Tawab

Stellvertretende wissenschaftliche Leiterin des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker, e.V., © privat

Medikamente aus deutschen Apotheken sind sicher

„Man kann davon ausgehen, dass Medikamente, die innerhalb der deutschen legalen Vertriebskette gekauft werden, sicher sind“, sagt Prof. Dr. Mona Tawab vom Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker. Die unabhängige Institution überprüft die Qualität von Arzneimitteln. So kauft das Labor regelmäßig alle Präparate eines Wirkstoffs auf und untersucht sie genau. Außerdem befasst sich das Labor mit Reklamationen von Patienten – wenn Tabletten etwa ungewohnt aussehen. Der Patient kann das Medikament in seiner Apotheke abgeben, die es dann an das Labor weiterleitet. Generell sorgt ein dichtes Kontrollsystem dafür, dass Medikamente regelmäßig überprüft werden. Jeden Tag werden in deutschen Apotheken stichprobenartig mehr als 20.000 Arzneimittelpackungen kontrolliert, insgesamt sind das nahezu sieben Millionen Überprüfungen im Jahr. Wer Medikamente über das Internet bestellt, sollte vorher prüfen, ob der entsprechende Shop vertrauenswürdig ist. Hierfür stellt das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DMDI) ein Versandhandels-Register mit allen Online-Anbietern zur Verfügung, die offiziell Humanarzneimittel in Deutschland vertreiben dürfen.

MW (31.03.2017)

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