Einbruchschutz – Tipps zur Technik
Teil 2: Die häufigsten Fragen zu Türen, Fenstern und Alarmanlagen
Türen und Fenster können auch nachgerüstet werden
© Jürgen Fälchle, fotolia
Statistiken zum Thema Einbruchschutz zeigen: Rund 45 Prozent der Einbrüche scheitern im Versuchsstadium. Das liegt nicht zuletzt daran, dass immer mehr Menschen sich für einbruchhemmende Türen und Fenster entscheiden, die ein Eindringen des Täters in Haus oder Wohnung verhindern. Im zweiten Teil der PolizeiDeinPartner-Serie „Alles rund um Einbruchschutz“ erklärt Josef Moosreiner vom Bayerischen Landeskriminalamt, worauf man bei der mechanischen und elektronischen Sicherung von Haus und Wohnung achten sollte.
Herr Moosreiner, wie gut ist der Einbruchschutz bei Fenstern und Türen im Bewusstsein der Menschen verankert?
Da werden noch zahlreiche Chancen verpasst, denn viele Menschen meinen, ein neues, energetisch dichtes Fenster wäre auch einbruchhemmend. Aber das stimmt nicht. Aktuell stellen wir zwar fest, dass in zahlreichen Häusern aus energetischen Gründen die Fenster und Türen ausgetauscht werden. Doch das Verkaufspersonal scheut oft den Beratungsaufwand hin zu geprüften einbruchhemmenden Konstruktionen. Manche Firmen können auch schlichtweg solche Fenster und Türen nicht anbieten.
Auch wer schon lange in seiner Immobilie wohnt und nun zum zweiten Mal im Leben neue Fenster und Türen kauft, sollte die Chance nutzen, um sich einbruchhemmenden Ersatz zu besorgen. Es ist sehr einfach, an die passenden Informationen und Dienstleister zu gelangen. Dafür sind die kriminalpolizeilichen Beratungsstellen da, die es praktisch in jeder größeren Stadt in Deutschland gibt.
Viele meinen: „Wer rein will, der kommt auch rein“ – stimmt das?
Das stimmt aus polizeilicher Sicht so nicht. Wir haben es bei den meisten Einbrüchen mit Gelegenheitstätern zu tun. Und wenn diese merken, dass ein Fenster oder eine Tür nicht innerhalb von zehn Sekunden zu öffnen ist, dann lassen sie es in der Regel sein und versuchen es woanders. Haben Türen und Fenster widerstandsfähige Beschläge, dann knackt beim Versuch, diese zu überwinden, auch schonmal was und es entsteht eine gewisse Lärmkulisse – der Einbrecher muss damit rechnen, dass ihn jemand hört. Mit einem soliden mechanischen Schutz kann ich unter vertretbarem Aufwand die Sicherheit schon deutlich erhöhen, ohne mein Haus gleich in Fort Knox verwandeln zu müssen.
Welchen mechanischen Grundschutz sollte man denn haben?
Es kommt darauf an, ob es um den Einbau von neuen Fenstern und Türen geht oder um die Nachrüstung. Wenn man neu baut oder saniert, dann sollte man am besten gleich auf geprüfte und zertifizierte einbruchhemmende Türen und Fenster nach DIN-EN 1627 mit Resistance Class (Widerstandsklasse) 2 achten. Das ist die Klasse, die einem Schraubendreher, also dem typischen Einbruchswerkzeug, gut standhält. Bei diesen Fenstern und Türen sind Rahmen, Beschläge und Schließbleche dann genau aufeinander abgestimmt. Die Polizei stellt auch Herstellerverzeichnisse mit Anbietern zur Verfügung, die eine solche Sicherheitstechnik anbieten.
Gibt es neue Trends bei der mechanischen Einbruchsicherung?
Bei den Fenstern ist die mechanische Sicherung ausgereift. Da verbessert sich nur etwas bei der Wärmedämmung. Bei den Türen dagegen gibt es einen Trend und der geht zur Komfortsicherung. Immer mehr Hersteller bieten Motorschlösser oder elektromechanische selbst verriegelnde Schlösser an, die man mit einem Chip oder einem Fingerscanner ansteuern kann – vergleichbar mit einer Zentralverriegelung, wie man sie vom Auto her kennt. Der Scanner, über den ich meinen Finger ziehe, ist oft elegant in den Türbeschlag integriert. Der Fingerabdruck wird erkannt und dadurch öffnet sich dann die Tür. Natürlich kann man diese Scanner auch für mehrere Fingerabdrücke freischalten. Eine solche Lösung eignet sich etwa für Familien, die bislang einen Schlüssel irgendwo verstecken, damit auch der Kleinste ohne eigenen Schlüssel mittags ins Haus kommt. So etwas ist natürlich sehr gefährlich, weil Einbrecher solche Verstecke sofort finden.
Wenn man einen Safe besitzt – wo sollte man diesen befestigen?
Die Polizei empfiehlt, ihn nicht sichtbar zu platzieren. Ein Safe weckt immer Begehrlichkeiten. Ist ein Tresor schon von außen zu erkennen, kann sich ein Täter darauf einstellen und sich entsprechendes Werkzeug besorgen. Der Tresor sollte außerdem fest im Mauerwerk verankert sein, denn manche Täter nehmen den Safe auch einfach mit. Es sind generell nur geprüfte und zertifizierte Behältnisse zu empfehlen, am besten mit einem sogenannten „geistigen“ Verschluss, also einem elektronischen Zahlenschloss. Safeschlüssel werden vom Einbrecher oft gefunden. Und auch Zettel, auf denen der Zahlencode notiert ist, sind keine gute Idee.
Wenn ich keine neuen Türen oder Fenster einbauen kann oder möchte – wie kann ich meine alten sinnvoll nachrüsten?
Bei Fenstern sollten die Beschläge durch umlaufende so genannte Pilzzapfenbeschläge ausgetauscht werden. Das sind hinterhakende Beschläge, die in Verbindung mit einem abschließbaren Fenstergriff das Aufhebeln des Fensters verhindern können. Auch abschließbare Fenstergriffe sind nachrüstbar, aber nur in Verbindung mit dem einbruchhemmenden Pilzzapfenbeschlag sinnvoll. Die andere Variante sind aufschraubbare Produkte, die ebenfalls zertifiziert sein sollten. Hier ist es außerdem wichtig, dass mindestens eine Sicherung auf Griff- und eine auf Scharnierseite angebracht wird. Auch Balkon- und Terrassentüren lassen sich so nachrüsten, allerdings mit entsprechend mehr Sicherungen auf jeder Seite. Wohnungs- und Haustüren, aber auch Kellertüren lassen sich nachträglich zum Beispiel durch zertifizierte Querriegelschlösser sichern.
Reicht es nicht aus, nur die Haus- bzw. Wohnungstür zu sichern?
In einem Mehrfamilienhaus in einer oberen Etage würde dies ausreichen, sofern der Balkon nicht einfach über eine Feuerleiter oder ähnliches zu erreichen ist. Als Faustregel gilt grundsätzlich: Es sollten alle Fenster und Türen gesichert werden, die leicht zu erreichen sind. Das heißt, normalerweise das Erd- und Kellergeschoss und vielleicht noch die erste Etage, wenn diese etwa über ein Garagendach erreichbar ist.
Macht eine Alarmanlage Sinn?
Grundsätzlich gilt: Mechanik vor Elektronik. Wenn man sich aber eine Einbruchmeldeanlage zulegen möchte, dann sollte dies mit zertifizierten und aufeinander abgestimmten Produkten geschehen, die von einem Fachmann installiert werden. Am besten wird die Anlage dann bei einem Wachdienst aufgeschaltet, die im Fall eines Einbruchs auch schnell reagieren kann. Ganz wichtig: Die Anlage sollte störungsfrei funktionieren, da die Wirkung des Alarms sonst verpufft. Es darf nicht zu Fehlalarmen kommen. Außerdem ist es kostenpflichtig, wenn die Polizei aufgrund eines Fehlalarms gerufen wird.
Wer sein Zuhause vor Einbrechern schützen möchte, informiert sich am besten bei einer der rund 350 polizeilichen Beratungsstellen. Dort gibt es auch Herstellerverzeichnisse und Errichterlisten mit qualifizierten Fachfirmen für die mechanische Nachrüstung und die Installation von Einbruchmeldeanlagen.
Was ist von Alarmanlagen-Attrappen zu halten?
Natürlich ist es möglich, dass so etwas den einen oder anderen Einbrecher abschreckt – man sollte sich aber keinesfalls darauf verlassen. Die Polizei würde es nicht empfehlen. Sobald ein Täter ein wenig fachkundig ist, wird er schnell merken, dass es an der Haustür keine Scharfschalteinrichtung gibt. Manche versuchen auch testweise, ein Fenster aufzuhebeln, verstecken sich und warten, was passiert. Der letzte Schrei sind Videokamera-Attrappen mit einer blinkenden LED-Leuchte, die den Eindruck einer Überwachung erwecken sollen. Ebenso technische Gimmicks, die Hundebellen oder einen flackernden Fernseher simulieren. Wenn man schon den Entschluss fasst, in Sicherungstechnik zu investieren, dann in wirksame Sicherungen an Fenstern und Türen. Ergänzend Außenbeleuchtung zu installieren, die über einen Bewegungsmelder angesteuert wird, wäre im Bereich der einfachen Zusatzmaßnahmen noch die wirkungsvollste.
Stichwort „Smart Home“ – ist ein komplett vom Handy steuerbares Zuhause empfehlenswert?
Im Moment ist die Technik noch nicht so weit. Empfehlenswert wird das Ganze erst, wenn diese Technik auch den gängigen Normen und Richtlinien zur Einbruchmeldetechnik entspricht. Außerdem hilft es mir nicht, wenn ich unterwegs bin und dann über einen Alarm auf meinem Handy davon erfahre, das vielleicht ein Einbruch zu Hause versucht wurde. Bis ich in diesem Fall wieder zu Hause bin, sind die Einbrecher doch längst verschwunden. Deshalb halten ich nicht sehr viel von Smart-Home-Lösungen für den Einbruchschutz in Wohnungen.
WL (30.08.2024)
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