Immer häufiger kommt es in Schulen zu Gewalttaten, bei denen ein Messer eingesetzt wird
Immer häufiger kommt es in Schulen zu Gewalttaten, bei denen ein Messer eingesetzt wird

GdP plädiert für bundesweites Verbot

Messer im Klassenzimmer

Seit Jahren steigt die Messergewalt an Schulen bundesweit kontinuierlich an, ebenso die Debatte darüber, wie man mehr Sicherheit an Schulen erreichen kann. Zuletzt hat Thomas Stobl, der Innenminister von Baden-Württemberg, ein Messerverbot an Schulen gefordert. Er empfiehlt den Schulen, ein Verbot in ihre Hausordnung aufzunehmen. Auch die Gerwerkschaft der Polizei (GdP) befürwortet ein striktes Verbot von Stichwaffen an Schulen – und plädiert zusätzlich für mehr Aufklärungsarbeit.

Messerattacken an Schulen steigen

Anfang Oktober 2024 sticht ein Neuntklässler im Klassenzimmer einer Realschule in Ettenheim südlich von Offenburg einen Mitschüler mit einem Messer zwei Mal von hinten in den Rücken und verletzt ihn dabei schwer. Der 16-jährige Angreifer wird vorläufig festgenommen. Ein besonders tragisches Beispiel ereignet sich im Januar 2024 in St. Leon-Rot. Dort verletzt ein 18-Jähriger seine Ex-Freundin in der Schule mit einem Messer tödlich. Der Fall sorgte für deutschlandweites Entsetzen und führte zu Diskussionen über die Sicherheit an Schulen. Inzwischen ist der Täter wegen Mordes zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Auch an Schulen in anderen Bundesländern hat es zuletzt immer wieder Angriffe mit Messern gegeben. Es stellt sich daher die Frage: Brauchen wir ein bundesweites und grundsätzliches Verbot des Mitführens von Messern in Schulen?

Schulen sollen ihre Hausordnung ändern

Baden-Württembergs Innenminister Thpmas Strobl (CDU) sieht in den jüngsten Vorfällen ein klares Signal, dass präventive Maßnahmen wie ein Messerverbot an Schulen in seinem Bundesland notwendig sind, um weitere Tragödien zu verhindern. Weil es sich bei Kindern und Jugendlichen um besonders schutzbedürftige Personen handle, müsse man alles daran setzen, diese vor den Gefahren zu schützen, die von Messern ausgehen, schrieb Strobl zuletzt in einem Brief an seine Kabinettskollegin, Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne). Mitgebrachte Waffen wie Tierabwehrsprays oder Messer seien potenzielle Gefahren für Lehrkräfte und insbesondere die Schülerinnen und Schüler, aber auch andere Beschäftigte in den Schulen. „Entsprechende Waffen- und Messerverbote können daher auch in die jeweiligen Schul- und Hausordnungen aufgenommen werden, um diesen Gefahrenpotenzialen zu begegnen“, so der Innenminister. Er bat die Kultusministerin ausdrücklich darum, die Schulen für diese Möglichkeit zu sensibilisieren. Das Kultusministerium erklärte auf Anfrage des Südwestrundfunk (SWR), dass bereits an einer entsprechenden Änderung des Schulgesetzes gearbeitet werde. Damit geht das Kultusministerium noch einen Schritt weiter als die von Strobl geforderte Änderung der Hausordnungen. Das bedeutet, dass es vielleicht bald eine Regelung gibt, die dann für alle Schulen in Baden-Württemberg gilt. Wann eine solche Änderung in Kraft tritt, ist allerdings noch unklar.

Gundram Lottmann, Landesvorsitzender der GdP Baden-Württemberg

Gundram Lottmann, Landesvorsitzender der GdP Baden-Württemberg

Gewerkschaft der Polizei, Landesbezirk Baden-Württemberg

GdP fordert mehr Aufklärung

Angesichts der drastisch zunehmenden Attacken mit Stichwaffen ist die Frage naheliegend, warum es bislang kein konsequentes Verbot aller Messer im öffentlichen Raum beziehungsweise an Schulen in Deutschland gibt. Lediglich in Sachsen-Anhalt ist das Mitführen von Messern und anderen gefährlichen Gegenständen an allen Schulen des Landes gesetzlich verboten. Lehrkräfte dürfen dort im Verdachtsfall Taschen- und auch Kleidungskontrollen bei Schülerinnen und Schülern durchführen, um das Verbot durchzusetzen. Zwar sind auch in anderen Bundesländern in vielen Schulen Messer und andere scharfe Gegenstände aus Sicherheitsgründen verboten. Die Regelungen können jedoch von Schule zu Schule unterschiedlich sein. In den meisten Ländern liegt es bislang im eigenen Ermessen der Schulen, ob sie eine entsprechende Regelung in ihre Schulordnung aufnehmen oder nicht. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) befürwortet grundsätzlich ein deutschlandweites Messerverbot an Bildungseinrichtungen. „Fast 300 Straftaten an Schulen mit Stichwaffen im Jahr 2023 sprechen eine deutliche Sprache“, findet Gundram Lottmann, der GdP-Landesvorsitzende in Baden-Württemberg: „Im Vergleich zu 2022 stellt dies eine Steigerung von rund 50 Prozent dar.“ Aus diesem Grund sei es dringend erforderlich, dass ein Messerverbot an Schulen ausgesprochen und auch kontrolliert wird. Der Schutz der Schülerinnen und Schüler müsse erste Priorität haben. Parallel zum Messerverbot müsse allerdings dringend eine Aufklärungskampagne in Schulen durchgeführt werden, bei der die Werte der Gesellschaft und nicht geduldetes Verhalten klar kommuniziert und vermittelt werden. „Jegliche Gewalt gegen andere ist an unseren Schulen zu ächten. Wir dürfen an unseren Schulen kein Klima der Angst, Unwohlsein und Feindseligkeit dulden“, so Lottmann. „Wer Gewalt an unseren Schulen zulässt, verliert die Kinder und Jugendlichen unserer zukünftigen Generation. Deshalb lohnt es sich, für eine ethische und demokratische Werteerziehung einzustehen.“

KF (20.12.2024)