< Lassen Sie sich nicht austricksen!

Bestellt und nichts geliefert

Die Polizei im Rhein-Sieg-Kreis nahm im Frühjahr 2018 vier Betrüger fest. Sie hatten über den Fakeshop „oneupyou.com“ Elektroware im Wert von über 300.000 Euro verkauft, aber nicht verschickt. Die Männer mit türkischen Wurzeln versuchten, ihre wahre Identität mit gefälschten Pässen zu verschleiern. Rund ein Jahr später wurde der Hauptverdächtige zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt. Groß angelegte Online-Abzocken auf gefälschten Verkaufsplattformen nehmen immer weiter zu. Hans-Joachim Henschel vom LKA Niedersachsen klärt über die neuen Tricks der Täter und über die Fahndungsarbeit der Polizei auf und gibt hilfreiche Tipps, wann man beim Online-Shopping misstrauisch werden sollte.

Fakeshops

Fakeshops in der Hand von internationalen Täterbanden


Die Webseiten der Betrügershops sehen oft täuschend echt aus

© Rido/stock.adobe.com

 

Die Polizei im Rhein-Sieg-Kreis nahm im Frühjahr 2018 vier Betrüger fest. Sie hatten über den Fakeshop „oneupyou.com“ Elektroware im Wert von über 300.000 Euro verkauft, aber nicht verschickt. Die Männer mit türkischen Wurzeln versuchten, ihre wahre Identität mit gefälschten Pässen zu verschleiern. Rund ein Jahr später wurde der Hauptverdächtige zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt. Groß angelegte Online-Abzocken auf gefälschten Verkaufsplattformen nehmen immer weiter zu. Hans-Joachim Henschel vom LKA Niedersachsen klärt über die neuen Tricks der Täter und über die Fahndungsarbeit der Polizei auf und gibt hilfreiche Tipps, wann man beim Online-Shopping misstrauisch werden sollte.

Der Wolf im Schafspelz

Sie machen einen seriösen Eindruck, haben eine „.de“-Domain und sogar ein Impressum, das keine Rechtschreibfehler enthält: Fakeshops werden immer professioneller. Das macht es für Verbraucher schwieriger, sie zu erkennen. Sicherheits-Checks, auf die man sich bisher verlassen konnte, reichen oft nicht mehr aus. „Fakeshops sind leider immer noch im Umlauf“, bestätigt Kriminalhauptkommissar Hans-Joachim Henschel vom Landeskriminalamt Niedersachsen. Erkennbar sind sie aber häufig daran, dass sie Markenware mit hohen Rabatten anbieten. Als Zahlungsart ist oft nur Vorkasse möglich. „Viele Fakeshop-Betreiber nutzen für ihren Webauftritt Daten existierender Firmen. So verstecken sich Fakeshops beispielweise in Unterverzeichnissen von aktiven Webseiten eines Vereins oder Restaurants. Hierbei nutzen die Täter Sicherheitslücken in der Programmierung oder schlecht gesicherte Webseiten aus, die über Standard-Passwörter oder Phishing leicht zu knacken sind.“ In den Unterverzeichnissen werden dann eigene Fakeshop-Seiten gespeichert. Diese Verkaufsbereiche sind nur über entsprechend angepasste Links erreichbar, die von den Opfern per Mail oder Suchmaschine angeklickt werden. Ruft man hingegen die ursprüngliche URL der Webseite auf, lässt sich nichts Auffälliges feststellen. „Betreiber und Besucher merken also in der Regel gar nicht, dass ein Fakeshop im Unterverzeichnis sein Unwesen treibt“, so Henschel. Auch übernehmen die Täter gekündigte Domains von Webseiten, die nicht länger benötigt werden – etwa, weil ein Geschäft Pleite gegangen ist oder sich ein Verein aufgelöst hat. „Die Täter kaufen die Domain auf und errichten dort ihren Fakeshop. So kann es sein, dass unter der ehemaligen Domain eines Architekten nun Smartphones verkauft werden. Schaut man sich den Domainnamen an, so passt dieser nicht unbedingt zu dem angebotenen Produkt“, erklärt der Experte.

KHK Hans-Joachim Henschel

Landeskriminalamt Niedersachsen, © LKA Niedersachsen

„Nur noch 3 Stück auf Lager“

Die Betrüger bieten insbesondere Artikel und Markenprodukte an, die bei Online-Shoppern beliebt, günstig, dauerhaft verfügbar und kurzfristig lieferbar sind. „Das können zum Beispiel trendige Schuhe, aktuelle Smartphones, hochwertige Küchenmaschinen, aber auch Eintrittskarten für Veranstaltungen sein, die bei den offiziellen Stellen ausverkauft sind“, erklärt Henschel. „Während andere Geschäfte den begehrten Artikel nicht mehr anbieten, gibt es diesen ‚einen‘ Shop, wo ich das Produkt noch bekomme.“ Zudem werde mit zeitlich beschränkten Rabatten, zum Beispiel einem Countdown auf der Webseite oder den Verweis auf einen geringen Bestand wie „nur noch 3 Stück auf Lager“ künstlicher Druck aufgebaut und ein unüberlegter Kauf verstärkt. Auch nutzen die Täter die verkaufsstarken Jahreszeiten wie Ostern und Weihnachten sowie Verkaufsevents wie den „Black Friday“ oder „Cyber Monday“, bei denen besonders viel Umsatz zu erwarten ist.

Den Tätern auf der Spur

Immer häufiger werden die Betrugsfälle aus dem Ausland gesteuert. Oft stammen und agieren die Täter aus unterschiedlichen Regionen und Ländern und nutzen alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel, um anonym zu bleiben. „In der Regel stecken hinter den Fakeshops keine Einzeltäter“, weiß Hans-Joachim Henschel. „Vielmehr teilen sich mehrere Täter die Aufgaben.“ Während einer beispielweise den Webshop programmiert, kümmert sich ein anderer um die Transaktionen. Zudem werden sehr häufig ahnungslose Finanzagenten eingesetzt, die sich auf ein unseriöses Jobangebot eingelassen haben und über deren Konten der Geldfluss erfolgt. Laufen die Shops über ausländische Server, können die Internet-Service-Provider zwar durch die entsprechenden polizeilichen Ermittlungsbehörden auf die Problematik mit strafbaren Handlungen im Zusammenhang mit einem Fakeshop auf ihren Servern hingewiesen werden. Es liegt jedoch im Ermessen der Provider, wie der Fall weiterbehandelt wird. Um insbesondere internationalen Tätern besser entgegenwirken zu können, benötige die Polizei unter anderem flachere Hierarchien bei internationalen Auskünften. Laut der Zentralstelle für Internetkriminalität des LKA Niedersachsen können weiterführende Maßnahmen erst getroffen werden, wenn Tatzusammenhänge erkennbar werden. Aufgrund der föderalen Struktur der Polizei in Deutschland kann das allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen. Mit den Informationskanälen von Europol sei aber grundsätzlich ein Anfang gemacht. Allerdings sei für Inhaltsdaten von ausländischen Anbietern immer der Weg der Rechtshilfe vorgeschrieben. Zwischenstaatlich bestehen über Eurojust Möglichkeiten des direkten Informationsaustausches nach vorheriger Vereinbarung.

Erst prüfen, dann kaufen

Seit Inkrafttreten der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist die Abfrage nach dem Eigentümer einer IP-Adresse (DENIC-Auskunft) für Internetnutzer nicht mehr möglich. Dennoch empfiehlt das LKA Niedersachsen, einen sogenannten „Whois“-Dienst (z. B. domaintools.com) zu nutzen, um Grunddaten über den Domaininhaber in Erfahrung zu bringen. Darüber hinaus kann die „Wayback Machine“ möglicherweise anzeigen, wie eine Webseite in der Vergangenheit aussah. „Zeigt das Ergebnis einen komplett anderen Inhalt im Vergleich zu heute, sollte man vorsichtig sein“, warnt Henschel. Suchmaschinen können ebenfalls genutzt werden, um genaueres über den Shop zu erfahren. Handelt es sich um einen Fakeshop, stößt man schnell auf andere Bewertungen von Geschädigten. Google Maps oder Streetview helfen bei einer genaueren Betrachtung der Örtlichkeit: Existiert die im Impressum angegeben Anschrift? Sieht das Gebäude nach einer Vertriebsadresse oder einem Ladengeschäft aus? Über eine Google-Rückwärtssuche für Bilder kann man auch nach Produktfotos aus einem vermeintlichen Fakeshop suchen lassen. Weitere Tipps fürs Online-Shopping:

  • Kaufen Sie nur in Ihnen bekannten Shops. Sind Sie sich unsicher, nehmen Sie Kontakt zum Betreiber auf. Seien Sie misstrauisch, wenn der Kontakt nur über E-Mail erfolgen kann.
  • Schauen Sie auf der Seite des Originalherstellers nach, ob dieser explizit vor Fakeshops bzw. angeblichen Outletshops der Marke warnt.
  • Überprüfen Sie ggf. vorhandene Gütesiegel und führen Sie eine Gegenprobe beim Siegelaussteller durch.
  • Nutzen Sie nur Bezahldienste, die Ihnen vertraut sind, oder den Kauf auf Rechnung. Vermeiden Sie Käufe und Überweisungen außerhalb von Geschäftszeiten Ihrer Bank (z. B. Freitagabend), um im Notfall einen Ansprechpartner bei Ihrer Bank zu erreichen.
  • Folgen Sie keinen Links aus Spammails auf möglicherweise gefälschte Seiten.

KF (28.06.2019)

Kurztipps

5 Tipps für...
...das Erstellen von Vollmachten

So sollten Sie sich in Bezug auf Vorsorge- oder Bankvollmachten...

5 Tipps für...
...den sicheren Campingurlaub

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie Ihren nächsten Urlaub mit dem...

5 Tipps für...
...die Immobiliensuche im Internet

Das sollten Sie beachten, um bei der Wohnungssuche im Internet...

5 Tipps für...
...den Schutz vor Abzocke und Betrug im Urlaub

So schützen Sie sich im Urlaub vor Trickbetrügern und anderen Ganoven.

5 Tipps für...
...den Schutz vor Telefonbetrügern

Darauf sollten Sie achten, um am Telefon nicht auf Betrüger...

5 Tipps für...
...sicheres Time Sharing

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie ein dauerhaftes...

5 Tipps für...
...die Karnevalszeit

Ob Karneval, Fasching oder Fastnacht – darauf sollten Sie achten.

5 Tipps für...
...den Weihnachtsmarktbesuch

So können Sie sich vor Taschendiebstahl schützen.

5 Tipps für...
...den sicheren Geschenkekauf

So verhindern Sie, dass der Einkauf nicht mit Frust endet.

5 Tipps für...
...den Schutz vor Autodieben

So können Sie das Risiko für einen Pkw-Diebstahl deutlich reduzieren.

5 Tipps für...
...den Schutz vor Fahrraddiebstahl

So erschweren Sie Fahrraddieben ihr Vorhaben.

5 Tipps für...
...den Schutz vor Taschendiebstahl

Taschendiebe sind flink und einfallsreich – und meist schon längst...

Weitere Infos zum Thema Diebstahl / Betrug

Die Polizei im Kampf gegen Fälscher und Betrüger

Im Alltag für viele inzwischen kaum noch präsent, kommt die Pandemie...[mehr erfahren]

Abzocker fordern überhöhte Preise

Schnell ist es passiert: Man will nur noch kurz den Müll rausbringen...[mehr erfahren]

Fahrraddaten mobil dabei

Hilfe bei gestohlenen Fahrrädern

Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik sind die Fahrraddiebstähle...[mehr erfahren]

Fallen beim Geschenkekauf

Sicheres Online-Shopping, Umtauschrecht und Gutscheingültigkeit

Gegen Jahresende werden die Menschen zu Jägern und Sammlern: Etliche...[mehr erfahren]

Drehen, fühlen, kippen

Würden Sie sofort bemerken, wenn Sie einen gefälschten Geldschein in...[mehr erfahren]