< Gewalt im Fußball ist zurück

Reisechaos vor Fußballspielen

Gefahren, Störungen und Straftaten in Zusammenhang mit Fußballspielen verlagern sich in den öffentlichen Raum, insbesondere auf die Anfahrtswege und hierbei auf die Züge und Bahnhöfe. Gewalttäter suchen gerade an Knoten- oder Zielbahnhöfen die Auseinandersetzung mit rivalisierenden Fangruppierungen.

So sieht die Gewerkschaft der Polizei die Lage


Polizeikräfte bei einem Fußballeinsatz

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Gefahren, Störungen und Straftaten in Zusammenhang mit Fußballspielen verlagern sich in den öffentlichen Raum, insbesondere auf die Anfahrtswege und hierbei auf die Züge und Bahnhöfe. Gewalttäter suchen gerade an Knoten- oder Zielbahnhöfen die Auseinandersetzung mit rivalisierenden Fangruppierungen.

 

Die Zuschauerzahlen anlässlich von Fußballspielen steigen seit den 1990er Jahren kontinuierlich an. Während in der Saison 1991/92 noch 10,7 Millionen Fans die Spiele der ersten und zweiten Bundesliga besuchten, verzeichnete die Bundesligasaison 2022/2023 insgesamt 19,75 Millionen Zuschauer für die beiden obersten Spielklassen.

Die Entwicklung der Zuschauerzahlen geht einher mit einem Anstieg bundesweiter Reisebewegungen und führt zu einer höheren Nutzung und Auslastung des Öffentlichen Personenverkehrs. Unterstützt wird diese Entwicklung durch das seit der Ligastrukturreform stark gestiegene Zuschauerinteresse. Günstige Angebote des Regionalverkehrs wie das 49-Euro-Ticket, das es ermöglicht, insbesondere bei Auswärtsspielen preisgünstig größere Strecken zurückzulegen, sowie der besondere Event-Charakter machen das Verkehrsmittel Bahn für Fußballfans besonders attraktiv. Lange Reisezeiten werden als gemeinschaftliches Fußballerlebnis eingeplant. Die daraus resultierenden Auswirkungen im Gewaltbereich verlagern sich – auch nicht zuletzt aufgrund der hohen Sicherheitsstandards in den Stadien der Bundesligen – dabei auf den öffentlichen Raum. Der GdP-Vorsitzende Jochen Kopelke fordert deshalb die Vereine auf, das Gewaltproblem im Fußballgeschehen in den Griff zu bekommen. Beispiele dafür seien zum Beispiel die Ausschreitungen von Fangruppierungen im Stadion und auf An- und Abreisewegen sowie das Skandieren von Hassparolen und Angriffe gegenüber der Polizei: „Der Fußball muss substanzielle Antworten liefern“, betonte Kopelke.

Erhebliche Ordnungsstörungen in den Bahnen

Die fußballtypischen Verhaltensweisen (u. a. Fangesänge, Choreografien) gehen – häufig in Verbindung mit einem hohen Alkoholkonsum – zum Teil mit erheblichen Sachbeschädigungen, mit Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz durch das Abbrennen von Pyrotechnik, mit Körperverletzungsdelikten sowie Landfriedensbrüchen einher. An den Wochenenden prägen sie an bestimmten Örtlichkeiten das Bild des Öffentlichen Personenverkehrs. Hinzu kommen erhebliche Ordnungsstörungen, insbesondere Lärmbelästigungen und Verschmutzungen. Auch die Polizeivollzugsbeamten sind dabei der räumlichen Enge in überfüllten Zügen, verschmutzten Abteilen und Toiletten ausgesetzt. Diese Entwicklungen erfordern auf Seiten der Bundespolizei einen hohen internen und externen Planungs-, Abstimmungs- und Koordinationsaufwand. Dies geht mit einem hohen personellen und materiellen Kräfteaufwand einher und erfordert gleichzeitig eine hohe Flexibilität aller eingesetzten Kräfte, um die öffentliche Sicherheit oder Ordnung unter Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit gewährleisten zu können.

Weiter steigende Belastung für alle Polizeikräfte

Sachbeschädigung ist ein typisches Vergehen

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Mit der laufenden Fußballsaison 2023/2024 und der anschließenden EM rollt laut Einschätzung der Gewerkschaft der Polizei eine massive und lang andauernde Belastungswelle auf die gesamte Polizei in der Bundesrepublik zu. Nach zahlreichen Spielpaarungen, die als Hochrisikospiele eingestuft würden und einen hohen polizeilichen Kräfteansatz erforderten, schließt sich die in Deutschland ausgetragene Europameisterschaft im Jahr 2024 direkt an. Nach den aktuellen Zahlen der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) für die Saison 2021/2022 summierte sich der Aufwand bei Fußballeinsätzen in den höchsten vier Ligen sowie den UEFA-Clubwettbewerben, Länder- und sonstigen Spielen auf über zwei Millionen Polizei-Arbeitsstunden. Rein statistisch wurden der ZIS zufolge mehr als 1.300 Polizistinnen und Polizisten ausschließlich im Fußballgeschehen eingesetzt.

Hinweise zum Reiseverkehr

Damit die Anreise zu den Spielen weitestgehend sicher und störungsfrei verläuft, rät die Bundespolizei Fußballfans, folgende Regeln zu beachten:

  • Folgen Sie den Hinweisen, die Ihnen die An- und Abreise erleichtern sollen, wie zum Beispiel Anzeigetafeln, Durchsagen oder den Fanbriefen von Polizei und Vereinen.
  • Beachten Sie polizeiliche Absperrmaßnahmen, denn sie werden getroffen, wenn rivalisierende Fangruppen getrennt werden müssen, und dienen der Sicherheit aller Reisenden.
  • Seien Sie sensibel in Bezug auf mögliche Gefahren – behalten Sie Ihre Umgebung stets im Auge!
  • Auch Verständnis für andere erleichtert das sichere Reisen. So können Sie manche kritische Situation von vornherein vermeiden.
  • Bleiben Sie auch in brenzligen Situationen möglichst ruhig. Lassen Sie sich nicht provozieren und distanzieren Sie sich von Gewalttätern bzw. gewalttätigen Auseinandersetzungen.

WL (29.09.2023)

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