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Papilio – durch soziale Kompetenz Gewalt vermeiden

Studien zeigen, dass Gewalt- und Suchtprävention schon in Kitas Sinn macht. Denn dort können Kinder schrittweise soziale und emotionale Kompetenzen erlernen, die das Risiko von späteren Verhaltensproblemen minimieren. Das Sozialunternehmen „Papilio gemeinnützige GmbH“ bietet Präventionsprogramme für Kitas und Grundschulen zur frühen Vorbeugung von Sucht und Gewalt. Deutschlandweit haben die Programme bereits rund 400.000 Kinder erreicht. Über 8.000 pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte wurden dafür geschult.

Prävention für die Kleinsten


Das Programm Papilio-U3 unterstützt Erzieherinnen und Erzieher, dass die Kinder eine sichere Bindung zu ihnen aufbauen können.

© Papilio gGmbH

 

Studien zeigen, dass Gewalt- und Suchtprävention schon in Kitas Sinn macht. Denn dort können Kinder schrittweise soziale und emotionale Kompetenzen erlernen, die das Risiko von späteren Verhaltensproblemen minimieren. Das Sozialunternehmen „Papilio gemeinnützige GmbH“ bietet Präventionsprogramme für Kitas und Grundschulen zur frühen Vorbeugung von Sucht und Gewalt. Deutschlandweit haben die Programme bereits rund 400.000 Kinder erreicht. Über 8.000 pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte wurden dafür geschult.

 

Kernziel der Programme ist die Förderung der psychosozialen Gesundheit der Kinder von null bis neun Jahren. Heidi Scheer, geschäftsführende Gesellschafterin und Papilio-Trainerin, erklärt: „Die Wissenschaft weiß seit über 20 Jahren, dass die Risikofaktoren, die später zu Sucht, Gewalt und Straftaten führen, bereits im frühen Kindesalter angelegt werden. Wir setzen genau da an, fördern die Schutzfaktoren und reduzieren Verhaltensprobleme.“ Zentrale Schutzfaktoren sind die sozialen und emotionalen Kompetenzen wie eine hohe Sprachfähigkeit, in Kontakt mit Gleichaltrigen und Erwachsenen treten zu können, die Fähigkeit Freundschaften zu schließen und mit eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer umgehen zu können. Besonders bei Kindern, die durch ihr soziales Umfeld gewissen Risikofaktoren ausgesetzt sind – wie etwa Armut, Arbeitslosigkeit, Gewalt oder hohe psychische Belastungen der Eltern – können die Programme die gesunde Entwicklung unterstützen und problematische Verhaltensweisen reduzieren.

Fachkräfte als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren

Um möglichst viele Kinder zu erreichen, spricht Papilio die Fachkräfte an: Erzieherinnen und Erzieher in Kitas sowie Grundschullehrkräfte. Diese lernen in einer intensiven Fortbildung die Inhalte von Papilio kennen und setzen sie dann – fortbildungsbegleitend – in ihren Gruppen beziehungsweise Klassen um. „Es war uns wichtig, möglichst effektiv und nachhaltig anzusetzen. Erzieherinnen und Erzieher zum Beispiel sind meist die erste wichtige Bezugsperson eines Kindes außerhalb der Familie und daher enorm wichtig. Sie können gute Entwicklungen eines Kindes fördern und damit wirken sie automatisch ersten Auffälligkeiten entgegen“, so Scheer.

Heidi Scheer, geschäftsführende Gesellschafterin und Papilio-Trainerin

© Papilio gGmbH

Bindung kommt vor Bildung

Beim Programm Papilio-U3 zum Beispiel liegt ein Fokus auf der sicheren Bindung des Kindes zum Erzieher oder der Erzieherin. „Bindung kommt vor Bildung“, erklärt Scheer. „Nur wenn die Kleinen sich sicher fühlen, beginnen sie die Welt zu erkunden und zu lernen. Deshalb geben wir den Fachkräften konkrete Maßnahmen an die Hand, damit der Bindungsaufbau aller Kinder gelingt, auch und ganz besonders bei den Kindern, die bereits Unsicherheiten zeigen.“ Deutschlandweit sind derzeit rund 100 Trainerinnen und Trainer im Einsatz, die Fachkräfte ausbilden und bei der konkreten Umsetzung in ihren Gruppen und Klassen begleiten. Diese Begleitung sichert die Qualität der Umsetzung in der Praxis.

Auf die Haltung kommt es an

Selbstredend werden die sozial-emotionalen Kompetenzen bei Einjährigen anders gefördert als bei Vier- oder Achtjährigen. Was sich aber durchzieht, ist eine besondere Haltung der Fachkräfte dem Kind gegenüber. „Entwicklungsförderndes Erziehungsverhalten“ lautet der Fachbegriff. In der konkreten Umsetzung geht es darum, Kinder mit ihren Fähigkeiten wahrzunehmen, sie für das zu loben, was sie bereits gut machen, und in dem zu fördern, was sie altersentsprechend lernen sollten. „Es ist wichtig, das individuelle Entwicklungsstadium des Kindes zu berücksichtigen. Kinder haben eine Menge zu lernen, und sie tun dies in ihrer eigenen Geschwindigkeit. Manches überfordert sie noch. Daher sollte man sie in ihren Entwicklungsaufgaben unterstützen und sich ihnen anpassen“, betont die Expertin. Ein konkretes Beispiel aus dem Programm Papilio-3bis6 ist das bewusste Loben. Ein Lob wie „Das hast du toll gemacht!“ kommt bei einem Kindergartenkind nicht wirklich an. Daher sollte Lob immer möglichst konkret und differenziert formuliert werden, damit das Kind ein positives Erlebnis hat. Wenn man sich auf Augenhöhe zu dem Kind begibt und dann sagt: „Die Sonne hast du ja ganz genau ausgemalt“, oder „Ich habe gesehen, dass du dir deine Schuhe alleine binden kannst – das ist ja toll“, dann wird der Selbstwert des Kindes gestärkt und es merkt: „Diese eine Sache kann ich schon ganz toll!“ „Besonders für Kinder, die verhaltensauffällig sind, ist es sehr förderlich, Positives an sich selbst zu entdecken. Deshalb trainieren wir diese entwicklungsfördernde Haltung in den Fortbildungen ganz gezielt“, erklärt Scheer.

Im Programm Papilio-3bis6 geht es unter anderem darum, Lob an die Kinder möglichst konkret und differenziert zu formulieren.

© Papilio gGmbH

„Freudibold“ und „Zornibold“

Wichtige Papilio-Helfer sind zudem die Gefühlskobolde – und sie sind die erklärten Lieblinge der Kinder von drei bis neun Jahren. Mit Heulibold, Zornibold, Bibberbold und Freudibold lernen sie, ihre Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken sowie sich in andere hineinzuversetzen. „Bei diesem Baustein haben wir unter anderem mit der Augsburger Puppenkiste kooperiert. Sie hat die Koboldmarionetten und zwei Stücke dazu entworfen“, erzählt die Papilio-Geschäftsführerin. Im Grundschulprogramm Papilio-6bis9 geht es dabei auch um Sekundäremotionen wie Schuld, Scham, Stolz und Eifersucht. „Diese Gefühle treten etwa ab sechs Jahren auf. Das ist völlig normal, aber es ist eben auch wichtig, den Umgang damit zu lernen. Sonst kann das später zu völlig unangemessenen Reaktionen bis hin zu Gewalt und Betrug führen.“ Zu den Gefühlskobolden gibt es Materialien wie Bücher, DVD und Hörspiel, die auch die Eltern zu Hause nutzen können.

Wissenschaftlich fundierte Programme

Alle Papilio-Angebote sind so angelegt, dass sie sich in den jeweiligen Gruppen- oder Klassenalltag sehr gut einfügen. Damit wirken sie dauerhaft und nachhaltig. Sie sind zudem wissenschaftlich fundiert und evaluiert. Hierbei sind zwei Effekte besonders hervorzuheben: Es profitieren besonders die Kinder, die bereits erste Auffälligkeiten zeigen. Außerdem entlasten die Programme auch die Fachkräfte. Das wiederum verbessert das Klima in den Einrichtungen beziehungsweise Schulklassen.

SB / SBa (12.05.2021)

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