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Fakten, Meinung, Stimmungsmache

Weniger als die Hälfte der 15-Jährigen in Deutschland kann nach OECD-Angaben in Texten Fakten von Meinungen unterscheiden. Das ist das Ergebnis einer Sonderauswertung der Pisa-Studie von 2018 im Bereich Lesekompetenz. Laut OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher sind die deutschen Schüler mit 45 Prozent nur mittelmäßig fit im „strategischen“ Umgang mit dem Internet. Schülerinnen und Schüler aus China, Japan oder Singapur wissen demnach deutlich besser, wie sie im Internet gezielt nach Informationen suchen und wie sie mit Unsicherheiten umgehen. Schleicher weist in diesem Zusammenhang auf die bereits bekannten Ergebnisse zum Thema Lesekompetenz der Pisa-Erhebung: So habe in Deutschland rund jeder fünfte 15-Jährige beim Lesen gerade einmal Grundschulniveau erreicht. Außerdem sei die Lesefreude im Zehnjahresvergleich deutlich zurückgegangen. Die Lesekompetenz hängt zudem sehr von der sozialen Herkunft ab und Mädchen schneiden besser ab als Jungen.

Nadine Eikenbusch, Medienpädagogin bei klicksafe

© Nadine Eikenbusch/privat

Genau Hinschauen

Laut der OECD-Studio gaben nur knapp die Hälfte der deutschen Schülerinnen und Schüler (49 Prozent) an, in der Schule gelernt zu haben, was Meinungen von Fakten unterscheidet oder ob Informationen aus dem Netz vertrauenswürdig sind. Im OECD-Schnitt waren es 54 Prozent der Schüler. Nach der Studie schneiden demnach Schülerinnen und Schüler besser ab, die häufig Bücher analog und nicht online lesen. Doch wie kann die Medienkompetenz nicht nur bei Kindern und Jugendlichen sondern auch bei Erwachsen gesteigert werden? „Zunächst müssen die Menschen dafür sensibilisiert werden, dass nicht alles wahr sein muss, was im Internet steht. Es gilt, ein gesundes Misstrauen aufzubauen und es müssen Strategien entwickelt werden, wie man Falschnachrichten auf die Spur kommt“, empfiehlt Nadine Eikenbusch.

Merkmale von Desinformation: 

  • eine eindimensionale Auswahl und Zusammenstellung von veröffentlichten Nachrichten,
  • eine emotionalisierende bzw. skandalisierende Sprache (reißerische Behauptungen, Verkürzungen, Superlative),
  • die Manipulation von Überschriften, Bildern und Videos,
  • Verweise auf ungesicherte Quellen,
  • Behauptungen werden auf die Bestätigung vermeintlich seriöser Expertinnen und Experten gestützt

Quelle: klicksafe

Es erfordere schon ein genaues Hinschauen: Passt das Foto zum Text oder könnte das Video manipuliert sein? Welche Quellen werden angegeben? Wenn die Quelle seriös ist, lässt sich dort die Original-Nachricht finden? „Es ist eben nicht ganz einfach, deshalb sollte man das Problem beispielsweise in der Familie oder in der Schule angehen, etwa, indem man gemeinsam im Internet surft“, rät die Expertin. Dabei sollte man auch Raum für gemeinsame Diskussionen schaffen. Und hier klären: Was ist die eigentliche Nachricht? Wo fängt die Meinung oder die Wertung an? Was unterscheidet eine Meinung von einer Nachricht? Welche Botschaft soll mit bewusst irreführenden Falschnachrichten vermittelt werden? Dabei sollte auch besprochen werden, was ein Fake Posting bei einem selber auslöst, beispielsweise Angst, Wut oder Abscheu. Und vor allem, wie beeinflusst es meine eigene Meinung.

 

Faktenchecker oder Webseiten wie Mimikama können dabei helfen, Falschnachrichten zu entlarven. Bei individuellen Fragen zu Medienthemen, etwa zum Thema Desinformation, können sich Nutzerinnen und Nutzer auch an die Beratungsplattform ZEBRA wenden. Doch wie verhält man sich, wenn man auf Fake News stößt? „Hier ist es wichtig, sich die eigene Verantwortung bewusst zu machen“, empfiehlt Medienpädagogin Eikenbusch. So sollten die Fake News nicht vorschnell weiterverbreitet werden. Wenn man den Absender kennt, sollte man ihn darauf aufmerksam machen, dass die Nachrichten falsch sind und eher schaden als nutzen. In extremen Fällen, etwa bei diffamierenden oder zu Gewalt aufrufenden Postings, sollte der Plattformbetreiber, beispielsweise Facebook oder Youtube, informiert werden, sodass die Fake News gesperrt und nicht weiterverbreitet werden können. „Das Internet ist ein cooles und tolles Informationsmedium“, schließt Eikenbusch ihre Empfehlungen, „doch wie bei allen Werkzeugen braucht man Wissen und Übung, um es erfolgreich einsetzen zu können.“

TE (25.06.2021)

 

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