Die Kinder sind stolz – sie kennen jetzt den „Pflastertrick!“
Die Kinder sind stolz – sie kennen jetzt den „Pflastertrick!“

Vom Pflastertrick bis zur stabilen Seitenlage

Erste Hilfe Kurse für Kinder

Je früher man weiß, wie man sich in einer Notsituation verhält, desto selbstverständlicher wird es, jemandem in einer schwierigen Lage zu helfen. Aus diesem Grund bietet die Johanniter-Unfall-Hilfe unter anderem auch Erste Hilfe Kurse für Kindergarten- und Grundschulkinder an. Was die „Ersthelfer von morgen“ dort alles lernen, erklärt Ralf Sick. Er ist Bereichsleiter für die Themen „Bildung, Erziehung und Ehrenamt“ bei den Johannitern in Berlin. Spielerisch lernen die Kinder zunächst einige Grundlagen zum menschlichen Körper. Was kann das Gehirn? Warum ist Sauerstoff für den Menschen wichtig? Und wie funktioniert unser Blutkreislauf? „Auf dem Schulhof machen wir dazu erstmal das „Blutkreislaufspiel“. Dort werden großer Zeh, Herz, Gehirn und Lunge aufgemalt. Mit roten und blauen Karten laufen die Kinder dann den Kreislauf ab – Rot steht dabei für sauerstoffreiches, Blau für sauerstoffarmes Blut“, erklärt Ralf Sick. Viele Übungen werden mit Liedtexten oder Merksprüchen untermalt, damit sich die Kinder die Inhalte besser merken können – so auch zum Blutkreislauf: „Meine roten Blutkörperchen flitzen ganz geschwind, weil sie alle wissen, dass sie wichtig sind“.

Begeistert sind die Kinder bei den Übungen dabei

© Johanniter/Fotograf

Trösten und für andere da sein

Im Anschluss folgen dann die Themen rund um die Erste Hilfe. Dazu gehören etwa das Versorgen von Wunden, das Anlegen von Pflastern und Verbänden oder die stabile Seitenlage. „Wir haben dabei nicht den Anspruch, dass die Kinder zu kleinen Rettungssanitätern werden. Aber sie sollen das grundsätzliche Vorgehen bei Notfällen verstehen. Bei erster Hilfe geht es darum, für andere Menschen da zu sein und ein Stück Verantwortung zu übernehmen. Und das können Kinder nicht früh genug lernen – natürlich altersgerecht und ohne sie zu überfordern“, betont der Experte. Durch Geschichten, Lieder und Rollenspiele lernen die Kinder mit verschiedenen Situationen umzugehen. Wie reagiert man, wenn jemand gestürzt ist und sich den Arm gebrochen oder sich geschnitten hat? Was macht man, wenn eine Person bewusstlos ist? Außerdem ein wichtiger Punkt bei den Übungen: das Trösten. „Die Betreuung eines Verletzten steht bei uns mit im Vordergrund. Wie fühlt man sich, wenn man sich verletzt hat? Das wird in Rollenspielen geübt.“ Auch für die Erste Hilfe gibt es für die Kinder einen Merkspruch: „Mit Atmung prüfen fängst du stets an, als zweites folgt der Notruf dann. Darauf deckst du ihn schützend zu, mit Trösten kommt er dann zur Ruh.“

Helfen macht Spaß!

© Johanniter/Fotograf

Helfen ist selbstverständlich

Im Unterschied zu Erwachsenen gehen Kinder sehr unbefangen mit dem Thema Erste Hilfe um. „Die Kinder fragen nicht: Was nutzt mir das? Sie gehen offen und begeistert an die Sache heran und machen intensiv mit. Für sie ist es etwas ganz Selbstverständliches und weniger von Ängsten belastet als bei Erwachsenen. Es gibt ihnen die Chance, selbst etwas zu leisten. Diese Ursprünglichkeit ist toll – auch für unsere Ausbilder.“ Am spannendsten sei das Anlegen von Verbänden und Aufkleben von Pflastern – die wollten sie am liebsten gar nicht mehr abnehmen. Ralf Sick: „Zu Hause wird dann ganz stolz der „Pflastertrick“ vorgeführt: Wie man einen Fingerkuppen- oder Ellbogenverband anbringt, ohne dass er abgeht. Oder die Eltern werden zu Hause auch mal direkt in die stabile Seitenlage verfrachtet.“ Ein Thema, das bei der Ersten Hilfe für Kinder in der Regel außen vor gelassen wird, ist die Herz-Lungen-Wiederbelebung. „Hier geht es sehr schnell um das Thema Sterben und Tod. Diese Bereiche kann man nicht isoliert als Außenstehende behandeln, ohne dass im Weiteren in der Kita oder in der Schule darüber gesprochen wird. Deshalb gehört es bei uns nicht mit zum Standard-Kurs“, erklärt Ralf Sick.

Mehr Infos zu den Kursen „Ersthelfer von morgen“ gibt es auf der Webseite der Johanniter-Unfall-Hilfe.

Risikobewusstsein vermitteln

Ein weiteres Thema ist das Vermitteln eines Gefahrenbewusstseins. Dazu gehen die Kinder durch den Kindergarten oder die Schule und schauen: An welchen Stellen muss man besonders aufpassen? Wo könnte man sich verletzen? „Sie malen dann eigene Warnschilder und hängen sie an diesen Stellen auf. In der Pause bleiben sie vor Ort und erklären den anderen Kindern, warum man an dieser Stelle gut aufpassen sollte.“ Dass Erste Hilfe auch ein Stück weit Gewaltprävention sein kann, beweisen die Kurse immer wieder. Viele Kinder übernehmen nach einem solchen Kurs Verantwortung in den Pausen als Pausenaufsicht. „Helfen zu können und zu wollen hat viel mit einem gesunden Sozialverhalten zu tun. Denn: Hände, die helfen, schlagen nicht“, weiß Sick. SW (30.06.2016)

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