< Sicheren Konsum gibt es nicht

Zeit, Schluss zu machen

Rauschmittel lösen keine Probleme, sondern schaffen nur zusätzliche. Besonders schwierig ist es, von Drogen loszukommen. Doch zusammen mit Freunden und professioneller Unterstützung kann es jeder schaffen.

Drogen versprechen viel, halten aber wenig

Hol Dir Hilfe, eh es zu spät ist! 

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Rauschmittel lösen keine Probleme, sondern schaffen nur zusätzliche. Besonders schwierig ist es, von Drogen loszukommen. Doch zusammen mit Freunden und professioneller Unterstützung kann es jeder schaffen.

Es gibt viele Sachen, die Dich runterziehen können: Leistungsdruck in der Schule, Streit in der Clique, Liebeskummer oder nervende Eltern. Manchmal scheinen die Probleme so groß zu sein, dass Du keinen wirklichen Ausweg siehst. Da liegt es nah, dem Alltag entkommen zu wollen. Weil Drogen den Kopf betäuben und dem Körper Entspannung und Glück vorspielen, flüchten sich immer wieder Jugendliche in den Alkohol, das Rauchen von Joints oder andere Drogenexperimente. Sorgen können so für ein paar Stunden ausgeblendet und vergessen werden. Doch während der Rausch langsam geht, bleiben die Probleme. Also geht es weiter wie gehabt: Frust wird runtergespült, Ängste weggeraucht. Es beginnt ein Kreislauf, aus dem sehr schwer wieder herauszukommen ist. "Wer versucht, seine Probleme dauerhaft mit Drogen zu lösen, wird auch die negativen Seite von Drogen kennenlernen", sagt Ralf Wischnewski. Der Sozialpädagoge arbeitet bei der Drogenhilfe Köln in der Suchtvorbeugung und hat die Internetseite "Partypack.de" mit gegründet. Dort gibt es viele Informationen zum Thema Partydrogen: Wie sie wirken, welche Schäden sie hervorrufen aber auch, wie man erkennt, ob Drogen schon zu viel Einfluss auf das eigene Leben haben. "Unsere Homepage richtet sich an alle, die ab und zu oder regelmäßig Drogen nehmen. Die Seite soll vor allem dabei helfen, den eigenen Drogenkonsum kritisch zu hinterfragen und zu verändern", erklärt Wischnewski.

Ralf Wischnewski

Sozialpädagoge bei der Suchtvorbeugung der Drogenhilfe Köln, © privat

Traurig: Chillen geht nicht ohne Joint

Vor allem dann, wenn in Deinem Freundeskreis auch viele andere dauernd trinken, kiffen oder beim Feiern etwas einwerfen, ist es nicht so leicht zu merken, dass etwas schief läuft. Vielleicht kennst Du das selber: Chillen geht nicht ohne Joint, Fußballgucken nicht ohne Bier und Feiern nicht ohne Pillen. Wenn jeder Anlass oder jede kleine Schwierigkeit ein Grund ist, Drogen zu nehmen, dann ist das ein Zeichen dafür, dass Du die Kontrolle über Deinen Drogenkonsum verloren hast (Mit der Checkliste am Ende des Textes kannst Du Dich kontrollieren). Früher oder später wird dann nicht nur deine Freizeit, sondern dein gesamtes Leben von den Drogen beeinflusst. Es geht nur noch um Eines: Stoff abchecken, konsumieren, abhängen, Party. Diesen Kreislauf möchte Ralf Wischnewski durch seine Arbeit frühzeitig stoppen. Auf Festivals und Techno-Partys geht der 37-Jährige aktiv auf Jugendliche zu. Dabei will er vor allem informieren. Darüber, wie man langfristige Schäden durch Drogen verhindern kann und wie man sich von Drogen löst.  

Hol Dir die Kontrolle zurück

Mut ist dazu besonders wichtig. Wer gibt schon gerne zu, dass es ein Problem gibt, mit dem man nicht alleine fertig wird? Doch das ist das Tückische an Drogen: Irgendwann nimmt man sie, obwohl man es eigentlich gar nicht mehr will. Trotz guter Vorsätze wird immer noch ein Glas getrunken, der nächste Joint gerollt oder eine weitere Line gezogen. Aus diesem Schlamassel kommen nur die wenigsten alleine raus. Mit der Hilfe von Freunden oder der Familie stehen die Chancen aber gut. Der Tipp von Ralf Wischnewski: "Bitte gute Freunde, Dir zu helfen und Dich zu unterstützen, wenn du es alleine nicht schaffst. Denk Dir mit Ihnen zusammen eine Strategie aus, um weniger zu konsumieren." Das heißt am Anfang ja nicht, dass Du beispielsweise gar nichts mehr trinken darfst. Aber vielleicht reichen bei der nächsten Party ein bis zwei Gläser Bier aus. Dann bist Du trotzdem dabei und kannst etwas trinken - Du verlierst aber nicht die Kontrolle. Und wenn deine Freunde richtig mitziehen, wird auch keiner versuchen, Dich mit dämlichen Sprüchen wie "Ein Bier ist kein Bier" zum Trinken zu überreden. Doch auch wenn Du keine Hilfe von Freunden bekommst, bist Du nicht alleine. In deiner Schule kannst Du Dich an den Vertrauenslehrer oder den SV-Lehrer wenden. Das gilt übrigens nicht nur für Schwierigkeiten mit Drogen, sondern auch für Probleme, die vielleicht eine Ursache für Deinen Drogenkonsum sind. Zum Beispiel, wenn Deine Eltern gewalttätig sind oder zuhause immer Streit ist.

Mit der richtigen Hilfe kannst Du Dein Leben wieder clean genießen.

© Picture-Factory, fotolia

Keine Angst vor professioneller Hilfe

Eine andere Möglichkeit, sich helfen zu lassen, sind Drogenberatungsstellen. Dort arbeiten professionelle Berater, die sich mit den Themen Drogen und Drogensucht sehr gut auskennen. Gib in die Suchmaschine im Internet einfach "Drogenberatung" und den Namen Deines Wohnortes (oder der nächsten größeren Stadt) an und Dir werden weitere Infos angezeigt. Die Beratung im Internet oder am Telefon erfolgt normalerweise anonym, Du musst also keinen Namen nennen oder Angst haben, erkannt zu werden. Die Drogenberatungsstellen helfen Dir nicht nur bei eigenen Problemen, sondern auch wenn Du Dir Sorgen um einen Freund oder eine Freundin machst. Experten wie Ralf Wischnewski von "Partypack.de", können Dir gute Hinweise geben, wie Du das Thema Drogen im Freundeskreis thematisierst, ohne dass direkt Streit ausbricht. In keinem Fall solltest Du auf die Vorurteile von anderen hören, die sagen, die Drogenberater hätten keine Ahnung, weil sie selbst keine Drogen nehmen. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Um mit Menschen Strategien zu erarbeiten, wie sie von Drogen loskommen können, muss man selbst keine Drogen nehmen oder genommen haben. Hierzu braucht man andere Fähigkeiten. Dazu Ralf Wischnewski: "Ein Arzt hatte schließlich auch nicht alle Krankheiten und kann sie trotzdem behandeln."

Checkliste: Hast Du ein Drogenproblem?

  • Hat sich die Häufigkeit Deines Konsums in letzter Zeit erhöht?
  • Haben die Anlässe zum Konsum zugenommen?
  • Ist der Konsum von Drogen für Dich alltäglich geworden?
  • Hat sich durch den Konsum Dein Freundeskreis verändert?
  • Kannst Du die Menge des Konsums wirklich selbst beeinflussen?
  • Nimmst Du mehr Drogen (auch Alkohol) als Du eigentlich willst?
  • Sind Drogen und ihre Wirkung ein wichtiges Gesprächsthema in Deiner Clique?
  • Nimmt das Organisieren von Drogen und der Konsum einen Großteil Deiner Freizeit ein?

Jede Frage, die Du mit ‚Ja' beantwortet hast, sollte Dich dazu bringen, deinen Drogenkonsum kritisch zu hinterfragen. Sei dabei ehrlich zu Dir selbst! Ein Problem zu erkennen, ist keine Schwäche, sondern der erste Schritt zur Lösung. 

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