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Senioren helfen Senioren

Sind Senioren bevorzugte Opfer von Straftaten? Müssen ältere Menschen Angst haben, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen? Was kann man tun, um nicht zum Opfer zu werden? Das sind Fragen, die ältere Menschen bewegen und verunsichern. Um Seniorinnen und Senioren zu stärken, hat die Kreispolizeibehörde Unna das Projekt „Senioren helfen Senioren“ ins Leben gerufen. Dabei werden Personen im Ruhestand zu Multiplikatoren ausgebildet, die dann Altersgenossen bei Fragen zur Seite stehen und nützliche Tipps geben. Kriminalhauptkommissarin Petra Landwehr ist die Leiterin der Initiative. Sie erklärt, wie das Projekt funktioniert und warum es so erfolgreich ist.

Senioren helfen Senioren

Prävention auf Augenhöhe


Kriminalhauptkommissarin Petra Landwehr (unten mitte) mit Seniorenberaterinnen und -beratern

© Polizei Unna

 

Sind Senioren bevorzugte Opfer von Straftaten? Müssen ältere Menschen Angst haben, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen? Was kann man tun, um nicht zum Opfer zu werden? Das sind Fragen, die ältere Menschen bewegen und verunsichern. Um Seniorinnen und Senioren zu stärken, hat die Kreispolizeibehörde Unna das Projekt „Senioren helfen Senioren“ ins Leben gerufen. Dabei werden Personen im Ruhestand zu Multiplikatoren ausgebildet, die dann Altersgenossen bei Fragen zur Seite stehen und nützliche Tipps geben. Kriminalhauptkommissarin Petra Landwehr ist die Leiterin der Initiative. Sie erklärt, wie das Projekt funktioniert und warum es so erfolgreich ist.

Sich weiter sinnvoll einbringen

„Senioren helfen Senioren“ gibt es schon seit dem Jahr 1998. Damals hatte der Landrat des Kreises Unna eine Bürgerbefragung zum Sicherheitsgefühl der Bevölkerung gestartet. „Dabei hat sich gezeigt, dass sich besonders Senioren unsicher fühlen. Dem wollten wir entgegenwirken und haben das Projekt ins Leben gerufen“, erklärt Petra Landwehr. Der Vorteil: Die Senioren begegnen sich dabei auf Augenhöhe. Die Berater können die Sorgen und Ängste der Altersgenossen zudem besser nachempfinden. Sie bringen genügend Zeit mit und haben das Gefühl, trotz ihres Ruhestands noch etwas Sinnvolles zu leisten. „Manche Teilnehmer stehen einen Tag nach ihrem letzten Arbeitstag schon bei uns vor der Tür und wollen gleich loslegen“, freut sich die Präventionsexpertin. Bevor die Seniorinnen und Senioren jedoch tätig werden können, werden sie eine Woche lang von der Polizei und anderen Präventionsexperten zu verschiedenen Themen geschult. Gestartet wird mit dem subjektiven Sicherheitsempfinden, also: Wovor hat man Angst? Dabei wird schnell klar, dass die Ängste oft wenig mit dem eigentlichen Kriminalitätsgeschehen zu tun haben. „Viele Seniorinnen haben etwa Angst vor einem Handtaschenraub. Dabei kommt dieser eher selten vor. Viel häufiger sind Trickdiebstähle – aber das haben viele nicht auf dem Schirm“, so Petra Landwehr.

„Nehmen Sie Ihren Fuß aus meiner Tür!“

Andere Themen, zu denen die Seniorenberaterinnen und -berater geschult werden, sind etwa riskante Haustürgeschäfte und voreilige Vertragsabschlüsse. Dazu gibt es Infos von der Verbraucherzentrale. Der Weiße Ring und die Opferschutzbeauftragte der Polizei Unna klären außerdem zum Thema Opferschutz auf, zum Beispiel, an wen man sich nach einer Straftat wenden kann und welche Hilfe jemandem zusteht, der Opfer einer Straftat geworden ist. Ein großes Thema sind auch die Vorgehensweisen von Tätern. Petra Landwehr: „Wir zeigen auf, welches Verhalten dazu führen kann, dass man als Opfer ausgewählt wird und wie man genau dies verhindern kann.“ So seien etwa ein selbstsicheres Auftreten und eine klare, eindeutige Sprache wichtig. Um dies zu verdeutlichen, schlüpft ein Polizist in einem Rollenspiel in die Rolle eines Täters an der Haustür. „Die Senioren sollen dann eigentlich nur einen Satz sagen: „Nehmen Sie Ihren Fuß aus meiner Tür!“. Dies laut, unmissverständlich und mit fester Stimme vorzubringen, fällt vielen aber unglaublich schwer.“

Die Seniorenberater sind regelmäßig mit Info-Ständen unterwegs

© Polizei Unna

Info-Stände, Vorträge, Sprechstunden

Das Thema Zivilcourage ist ein weiterer großer Seminarblock: Wie helfe ich, wenn jemand bedrängt wird, ohne mich dabei selbst in Gefahr zu bringen? „Viele gehen dabei den Täter an. Das ist aber gefährlich, weil sich die Aggression des Täters dann gegen einen selbst richten kann. Besser ist es, sich mit mehreren zusammenzutun und das Opfer anzusprechen, etwa zu fragen, ob Hilfe benötigt wird.“ Auch das Thema Internet- und PC-Sicherheit sowie aktuelle Betrugsmaschen greifen die Präventionsexperten mit aktuellen Beispielen auf. Zum Abschluss wird dann noch die Polizeidienststelle in Unna besichtigt. Nach dieser Woche sind die Senioren dann einsatzbereit. „Jeder entscheidet dabei selbst, wie und wie viel er sich einbringt: Manche beraten gerne an Info-Ständen in der Fußgängerzone, andere halten lieber Vorträge zu verschiedenen Themen. Wieder andere haben Patenschaften für Senioreneinrichtungen übernommen oder bieten eigene Sprechstunden an, zum Beispiel im Rathaus von Bergkamen“, so Petra Landwehr.

Sonderaktion zu „falschen Polizisten“

Die Seniorenberater werden auch im Anschluss regelmäßig zu aktuellen Themen geschult, etwa zu neuen oder besonders perfiden Betrugsmaschen. Dazu gehören etwa auch falsche Polizisten. Bei dieser Vorgehensweise geben sich die Täter als Polizeibeamte aus und bringen ihre Opfer dazu, ihnen Wertgegenstände, Geld oder Kontovollmachten auszuhändigen – die Liste der Geschädigten ist lang. In Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt NRW gab es deshalb eine ganz besondere Aktion: „Um vor dieser Masche zu warnen, wurden Flyer und Plakate gedruckt. Unsere 130 Seniorenberaterinnen und -berater haben dieses Infomaterial dann flächendeckend in allen Apotheken und Arztpraxen im Kreis Unna verteilt. Das war wirklich eine tolle Sache – die Polizei hätte das alleine nicht leisten können“, berichtet Petra Landwehr begeistert. Im Jahr 2018 feierte das erfolgreiche Projekt sein zwanzigjähriges Jubiläum. „Viele der Seniorenberater kenne ich seit vielen Jahren. Im Laufe der Zeit sind richtige Freundschaften entstanden. Ich hoffe sehr, dass wir das Projekt noch lange fortführen können, denn es ist für alle Beteiligten ein großer Gewinn“, so die Kriminalhauptkommissarin.

SBa (31.01.2020)

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