Der Zentraldienst der Polizei Brandenburg initiierte das „Projekt interaktiver Funkstreifenwagen“
Der Zentraldienst der Polizei Brandenburg initiierte das „Projekt interaktiver Funkstreifenwagen“

Interaktive Funkstreifenwagen der Polizei Brandenburg

Moderne Informationstechnik im Einsatz

Wie kann man die Funkstreifenwagen der Polizei mit moderner Informationstechnologie ausstatten und in ihrem Einsatzwert optimieren? Das wollte die Brandenburger Polizei 2006 wissen. Antworten darauf lieferte das „Projekt interaktiver Funkstreifenwagen“ (PiAF) des Zentraldienstes der Polizei Brandenburg. Weil die damalige Hard- und Software nicht geeignet war, in die bestehende Informationstechnologie der Polizei integriert zu werden, wurde in Zusammenarbeit mit der Industrie eine einheitliche und sichere Kommunikationsplattform, der so genannte Multifunktions-PC, für den Einsatz im Funkstreifenwagen entwickelt.

Erfolgreiches Pilotprojekt

Nach Abschluss der technischen Entwicklungsphase startete die Erprobung des Systems. In Abstimmung mit den Autoherstellern wurden in den Testfahrzeugen Multifunktions-PC in das Armaturenbrett eingebaut, die sich mit Touchscreen bedienen lassen. „Ab September 2012 wurden 30 VW-Transporter mit der neuen Technik ausgestattet und bis Mitte 2013 im laufenden Betrieb getestet“, berichtet Udo Antonicek, Polizeidirektor und damaliger PiaF-Projektleiter beim Zentraldienst der Polizei Brandenburg. Mit Erfolg: 2014 konnte die Testphase abgeschlossen werden und der Multifunktions-PC wurde in zahlreiche weitere Dienstfahrzeuge integriert, um die Einsatzkräfte flächendeckend bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Mittlerweile befinden sich bereits etwa 200 interaktive Funkstreifenwagen im Einsatz der Polizei des Landes Brandenburg – die Tendenz ist steigend.

Der Multifunktions-PC mit Touchscreen ist in das Armaturenbrett eingebaut

© ZDPol

Navigation und GPS-Tracking

Das im Multifunktions-PC integrierte Navigationssystem ermöglicht den Einsatzkräften die Routenplanung und kann so genannte „Points Of Interest“ darstellen. Das sind Orte mit polizeitaktischer Bedeutung, wie Banken, Schutzobjekte oder Unfallschwerpunkte. Zudem ist eine GPS-Funktion in den PC eingebaut, die den Standort im Leitstellensystem und in der Navigationskarte im Fahrzeug sichtbar macht. Dadurch kann das Fahrzeug eingesetzt werden, das einem Einsatzort am nächsten ist. Vorher war das anders, erklärt Udo Antonicek: „Es war bundesweit so geregelt, dass man „sein Land“ in Streifenbezirke einteilt und diesen Bezirken sind Funkstreifenwagen fest zugewiesen. Im Einsatzfall spricht die Leitstelle das Fahrzeug an, das für diesen Bereich zuständig ist – unabhängig davon, wo es sich gerade befindet.“ Doch mithilfe der GPS-Ortung kann nicht nur die Einsatztaktik optimiert werden. Ein weiterer Vorteil ist die Sicherheit: Wird zum Beispiel eine Funkstreife womöglich angegriffen und die Beamtinnen und Beamten geben keine Rückmeldung mehr, weiß die Leitstelle, wo sich das Fahrzeug befindet und kann Maßnahmen einleiten.

Videokameras

Die interaktiven Funkstreifenwagen sind zudem mit einer Frontkamera ausgestattet – die der Autobahnpolizei zusätzlich mit einer Heckkamera. Eine Signallampe zeigt die Kameraaktivität an, damit für jeden sichtbar ist, wenn die Aufnahme läuft. Darüber hinaus kann auch die Leitstelle auf die Kamera in Echtzeit zugreifen und die Geschehnisse beobachten. Dieser Zugriff steht jedoch unter Führungsvorbehalt oder erfolgt auf Wunsch der Einsatzkräfte, die mittels einer „Pop-up Information“ auf dem Multifunktions- PC darüber informiert werden. Die Zugriffsmöglichkeit auf die Kameras im Fahrzeug dient aber nicht nur der Beweissicherung, sondern vor allem der Sicherheit. Denn wie eine wissenschaftliche Untersuchung des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen zu Gewalttaten gegen Polizeibeamte zeigt, waren diese zum Zeitpunkt des Angriffs vor allem im Funkstreifendienst eingesetzt. Bei der Mehrheit der ausgewerteten Fälle kam der Angriff überraschend. Die meisten Kontrollen verlaufen allerdings problemfrei, sodass die Aufzeichnungen nicht exportiert und gesichert werden müssen, sondern sich nach 24 Stunden automatisch löschen.

Auftragsmanagement

Mit dem Auftragsmanagement werden Einsätze und einsatzrelevante Informationen in Textform von der Leitstelle an den Multifunktions-PC übermittelt. Diese Informationen beinhalten die Kerndaten eines Einsatzes, wie beispielsweise den Ort und Informationen über die Person, die bei der Polizei angerufen hat sowie einen Kurzsachverhalt. Dadurch wird der einsatzbegleitende Funkverkehr entlastet. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit der Routenführung zum Einsatzort – ganz ohne eine manuelle Eingabe der Zieladresse.

Weiterentwicklung der Funktionen

Über eine sichere Breitbandanbindung des Multifunktions-PC in das Polizeinetz stehen im Fahrzeug alle Office- und Webanwendungen zur Verfügung. Dadurch kann beispielsweise am Einsatzort auf Fahndungs- und Informationssysteme zugegriffen werden. Auch der bargeldlose Zahnungsverkehr (SC-OWi Web) ist möglich. Für den interaktiven Funkstreifenwagen wurde eine webbasierte Anwendung entwickelt. Diese wird über die Displayeinheit des Multifunktions-PC bedient. Das Layout der Oberfläche ist so angepasst, dass eine einfache und intuitive Bedienung gewährleistet ist. Dazu wurden die Eingabefelder auf ein Mindestmaß reduziert und dienen aktuell nur zur Erfassung von Vorgängen im Bereich des Verwarngeldes bei Sofortzahlern. Die Anwendung SC-OWi Web befindet sich derzeit mit 20 Funkstreifenwagen in zwei Polizeiinspektionen der Polizeidirektion Süd im Praxistest. Die Erfahrungen sind nach Aussage der Polizei bisher positiv, sodass eine flächendeckende Ausstattung vorgesehen ist. MW (21.07.2017)

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