Manche Mitmenschen lassen ihren Emotionen im Straßenverkehr freien Lauf. Sie strecken anderen den Mittelfinger entgegen, beleidigen sie oder greifen sie sogar körperlich an. Im Rahmen der Verkehrssicherheitskampagne „Runter vom Gas“ hat der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) deshalb im Jahr 2023 die Initiative #mehrAchtung ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, alle Verkehrsteilnehmenden zu einem respekt- und rücksichtsvollen Miteinander im Straßenverkehr zu motivieren. Bereits 70 Kooperationspartner unterstützen die Kampagne, darunter seit November 2024 auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Alle setzen sich unter dem Hashtag #mehrAchtung für einen sicheren Verkehrsraum ein.
Für ein besseres Verkehrsklima
Die Kampagne appelliert an die Eigenverantwortung der Menschen. Jeder kann durch seine Einstellung und sein Verhalten zu mehr Rücksicht und einem respektvollen Miteinander im Straßenverkehr beitragen. Durch weniger Stress, Aggressionen und Ablenkungen sollen die Unfallzahlen langfristig gesenkt werden. Kern der Verkehrssicherheitskampagne sind einerseits Vorsicht und Aufmerksamkeit in möglichen Gefahrensituationen und andererseits Respekt und Wertschätzung im Umgang mit allen anderen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern. Die Botschaft lautet: Achtsamkeit lohnt sich und sie kann selbstverstärkend wirken: Je achtsamer, desto entspannter ist man unterwegs – und umgekehrt. Auf diese Weise kann jede und jeder Einzelne durch das eigene Verhalten das Verkehrsklima zumindest ein wenig verbessern.
Michael Mertens, Stellvertretender Bundesvorsitzender und Verkehrsexperte der GdP freut sich über die Zusammenarbeit mit #mehrAchtung: „Es ist wie überall im Leben: Respekt ist die Grundlage für ein gutes Miteinander.“ Das gelte in Familie und Partnerschaft, in Beruf und Freizeit, aber eben gerade auch im Straßenverkehr: „Respekt hilft hier, Unfälle zu vermeiden und rettet sogar Leben“, sagt der GdP-Verkehrsexperte. Das sei so einfach - und scheinbar doch so schwer: „Respekt muss man leben, dafür muss man eintreten.“ Die GdP ist deshalb gerne und aus voller Überzeugung der Initiative #mehrAchtung beigetreten. Der Hintergrund der Kampagne ist ernst: Im Jahr 2023 hat die Polizei in Deutschland rund 2,5 Millionen Unfälle registriert – und damit 4,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Insgesamt 2.830 Menschen sind 2023 bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Das sind 1,5 Prozent oder 42 Todesopfer mehr als im Vorjahr. Das Ziel der Bundesregierung ist es, die Zahl der Verkehrstoten im Zeitraum von 2021 bis 2030 um 40 Prozent zu senken. Hinter der Kampagne #mehrAchtung stehen das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMVD) sowie der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR).
Weniger drängeln, weniger hupen
Auf Plakat- und Digitalflächen in deutschen Städten und an Autobahnen zeigt die Kampagne bundesweit Präsenz. #mehrAchtung richtet sich grundsätzlich an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Straßenverkehr – unabhängig von Mobilitätsform, Alter und Geschlecht. Mit klaren Botschaften wie „Mehr Smart, weniger Phone“ oder „Mehr Licht, weniger Hupe“ rufen die farbenfrohen Plakate Verkehrsteilnehmende nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern humorvoll und mit einem Augenzwinkern zu mehr Rücksicht und Achtsamkeit im Straßenverkehr auf. Achtsamkeit bedeutet zum Beispiel auch, das Handy während der Fahrt nicht zu benutzen, um sich und andere nicht zu gefährden, nicht zu drängeln und rechtzeitig loszufahren, um sich Stress zu ersparen und entspannter am Straßenverkehr teilzunehmen. Über die Plakate hinaus informiert die Kampagne auch auf den verschiedenen Kanälen in den sozialen Medien über das Thema Achtsamkeit im Straßenverkehr: Auf Facebook und Instagram ist der Hashtag #mehrAchtung in kurzer Zeit zum meistgenutzten Hashtag der Verkehrssicherheitsarbeit geworden.
Videoreihe mit Fabian Köster
Über die Plakatwerbung und Social-Media-Aktivitäten hinaus greift die Initiative immer wieder aktuelle Themen auf. Unter anderem wurde mit dem Inkrafttreten des Cannabisgesetzes am 1. April 2024 im Rahmen von #mehrAchtung der Schwerpunkt „Don’t drive high!“ online gestellt. Die Website macht auf die Gefahren des Cannabiskonsums im Straßenverkehr aufmerksam. Sie wendet sich an Cannabis-Konsumierende, die mit Auto, Motorrad, Fahrrad oder E-Scooter unterwegs sind. Eine Botschaft steht dabei klar im Mittelpunkt: Wer kifft, fährt nicht. Denn im berauschten Zustand steigt das Unfallrisiko. Und das kann nicht nur den Führerschein, sondern im schlimmsten Fall auch das eigene Leben oder das Leben anderer kosten. Seit Sommer 2024 ist außerdem Autor und Comedian Fabian Köster neuer Protagonist von #mehrAchtung. Der schlagfertige Satiriker macht sich in humorvollen Kurzreportagen auf die Suche nach mehr Respekt und Rücksicht im Straßenverkehr. Dazu ist Köster für jede Folge an einem anderen Ort: mal auf dem Fahrersitz eines Fahrschulautos und mal auf dem erhöhten Beifahrersitz eines Lkw. Dabei spricht er mit vielen unterschiedlichen Verkehrsteilnehmenden über ihre Wünsche nach mehr Achtung im Straßenverkehr. „#mehrAchtung ist für mich eine großartige Möglichkeit, Respekt und Rücksichtnahme im täglichen Straßenverkehr zu fördern – ein Anliegen, das mir wirklich sehr am Herzen liegt“, freut sich Köster über seine Teilnahme an der Kampagne.
Jeder Unfall ist vermeidbar
Inzwischen haben sich insgesamt 70 Verbände, Vereine und Organisationen der Kampagne angeschlossen, darunter der ADAC, der ACE, der TÜV und viele Landespolizeien. Gemeinsam setzen sie sich für ein rücksichtvolles und sicheres Miteinander auf der Straße ein. Besonderen Wert legt die GdP bei ihrer Kooperation mit #mehrAchtung auf das Erreichen der „Vision Zero“. Sie besagt, dass der Straßenverkehr so gestaltet werden soll, dass es keine tödlich oder schwer verletzten Verkehrsteilnehmer mehr gibt. Die „Vision Zero“ geht davon aus, dass jeder Verkehrsunfall vermeidbar ist und alle notwendigen Maßnahmen ergriffen werden müssen, um dieses Ziel zu erreichen.
KF (20.12.2024)