Der Parcours auf dem Trainingsgelände in Gründau weist einige Extras auf
Der Parcours auf dem Trainingsgelände in Gründau weist einige Extras auf

Fahrsicherheitstrainings – vielfältig und nützlich

Gutscheine für Fahrsicherheitstrainings sind ein beliebtes Geschenk, zum Beispiel für Pkw-Fahranfängerinnen und -anfänger oder Motorradfahrende. Diese Trainings finden auf Fahrsicherheits-Trainingsgeländen statt, die in Deutschland etwa vom ADAC betrieben werden. Ein mittelgroßes Zentrum mit einem breiten Angebot ist das ADAC Fahrsicherheitszentrum Rhein-Main in Gründau im Main-Kinzig-Kreis. Mathias Stumpf ist der Leiter des Zentrums und seit 25 Jahren in verantwortlicher Funktion im Sicherheitstraining aktiv. Mit ihm sprachen wir über aktuelle Trends und Angebote.

Herr Stumpf, wie ist die Arbeit Ihres Fahrsicherheitszentrums organisiert?

Mathias Stumpf: Fahrsicherheitstrainings gibt es bereits seit 1986 in Gründau. Das Fahrsicherheitszentrum in seiner heutigen Form wurde im Jahr 2004 eröffnet. Wir können hier auf 90.000 Quadratmetern parallel mit fünf Gruppen von bis zu 12 Teilnehmenden arbeiten. Unser Team in Gründau umfasst derzeit 27 Personen. Zusätzlich betreiben wir noch sechs weitere Trainingsplätze in Hessen, etwa in Malsfeld bei Kassel oder in Fulda. Wir bieten unsere Trainings auch auf dem Gelände von Partnerunternehmen wie Continental oder Honda an.

Wie sehr hat Sie die Coronapandemie beeinträchtigt?

Stumpf: Jeder sitzt bei unseren Trainings in seinem eigenen Pkw oder auf seinem Motorrad. Das Ansteckungsrisiko ist also sehr gering. Trotzdem mussten wir während des ersten Lockdowns wie alle anderen Einrichtungen vorübergehend schließen. Dadurch hatten wir einen Umsatzrückgang von mehr als einem Drittel. Es bedurfte sehr viel Netzwerkarbeit, bis wir wieder öffnen durften, denn wir passten in keine Kategorie der Coronaschutzverordnung. Das ging bis zum Büro des Ministerpräsidenten. Auch der Landrat hat unser Anliegen sehr unterstützt. In diesem Jahr hat sich der Betrieb zum Glück wieder stabilisiert.

Wie ist der Mix zwischen Teilnehmenden, die über Firmen kommen, und Einzelpersonen, die ein Training bei Ihnen buchen?

Stumpf: Zu uns kommen Polizeibeamte über die Polizeiakademie, die Wehrleute der Landesfeuerwehrschule, aber auch ganz normale Firmen, die den Mehrwert an Sicherheit für ihre Beschäftigten sehen und sie deshalb zum Fahrtraining anmelden. Das wird übrigens von den Berufsgenossenschaften sehr gut bezuschusst. Hier in Gründau haben wir etwa 60 Prozent Firmenkunden und 40 Prozent Privatleute – auf den dezentralen Plätzen in Hessen ist das Verhältnis in etwa ausgewogen. In jedem Jahr bieten wir in Hessen weit über 1.500 Kurse an. Da finden alle Interessierten einen Termin für einen Kurs ihrer Wahl in der Nähe ihres Wohnorts.

Motorradfahrende sind ja eine besondere Risikogruppe. Welche Trends gibt es bei Ihren Motorradkursen?

Stumpf: Ich sehe den Trend zu Spezialkursen wie dem Kurven-Training oder dem Schräglagen-Training für Maschinen mit Außenträgern. Außerdem werden die Wiedereinsteiger-Trainings sehr gut angenommen. Das sind Kurse in Zusammenarbeit mit BMW, die sich „Ride again“ nennen. Da kann man auf einem von uns gestellten Fahrzeug und auf Wunsch auch mit von uns gestellter Motorradkleidung ausprobieren, ob man wieder Lust hat, Motorrad zu fahren und ob man es körperlich schafft – bevor man in eine neue Maschine investiert. Mit Honda bieten wir seit 2006 ein vergleichbares Programm unter dem Namen „Fun & Safety“ in Erlensee bei Hanau an.

Mathias Stumpf, Leiter des Fahrsicherheitszentrum Rhein-Main

© ADAC Hessen-Thüringen e.V.

Was sind die drei größten Schwächen, die bei den Fahrsicherheitstrainings für Pkw aufgedeckt werden?

Stumpf: Kurz gesagt geht es um das richtige Sitzen, das zügige Bremsen und darum, ausreichend Abstand zu halten. Vor allem die Sitzeinstellung müssen wir fast immer korrigieren. Das ist wichtig, denn nur, wenn ich richtig sitze, kann ich die optimale Kraft auf die Pedale ausüben, das ist wichtig beim Bremsen. Dafür ist der Sitzabstand entscheidend und auch die Stellung der Rückenlehne. Sie ist nicht nur eine Stütze, sondern auch ein Schutz. Die richtige Sitzeinstellung hat entscheidende Bedeutung für die Blickführung und das Lenkverhalten. Auch die richtige Einstellung der Spiegel ist extrem wichtig. Der zweite Punkt ist das Bremsen. Die Rückmeldung, die das ABS liefert, wenn man das Bremspedal durchdrückt, erschreckt viele Teilnehmende. Die Jüngeren haben den „Bremsschlag“ in ihrer Fahrschulzeit alle gemacht, aber für ältere Teilnehmende ist dieser Effekt in der Regel neu. Sie verschenken durch ein falsches und zu zögerliches Bremsen viel zu viel Bremskraft, was den Bremsweg verlängert. Richtiges Bremsen kann Unfälle verhindern oder zumindest Unfallfolgen minimieren. Das dritte Thema ist der Abstand. Es ist immer ein großer Aha-Effekt, wenn man am eigenen Fahrzeug erlebt, dass eine Verdopplung der Geschwindigkeit eine Vervierfachung des Bremswegs zur Folge hat. Dazu machen wir besondere Übungen mit den Teilnehmenden. Eine Studie aus der Schweiz hat festgestellt: Noch ein Jahr nach einem Training ist das Abstands- und Bremsverhalten der Teilnehmenden besser als in einer Kontrollgruppe.

Auch Motorradfahrer erhalten von den Kursleitern ein fachkundiges Feedback

© ADAC Hessen-Thüringen e.V.

Was sind Ihre drei wichtigsten Argumente, warum man sich zu einem Fahrsicherheitstraining anmelden sollte?

Stumpf: Es geht einerseits um Spaß am Ausprobieren im geschützten Raum unserer Trainingsgelände. Die Teilnehmenden erhalten aber in den Kursen vor allem die Chance, ihr Fahrzeug und alle technischen Assistenzprogramme besser kennen zu lernen. Schließlich ist ein Fahrsicherheitstraining immer auch ein Zugewinn an objektiver und subjektiver Sicherheit, und man lernt, Gefahren früher zu erkennen und zu vermeiden.

Auf was sollte man bei der Suche nach einem Fahrsicherheitszentrum achten? Gibt es Qualitätsstandards?

Stumpf: Unser Qualitätsstandard wird vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) vorgegeben. Ein Fahrsicherheitszentrum sollte mindestens nach diesen Standards zertifiziert sein. Die Durchführung der ADAC Trainings ist zusätzlich noch von der DEKRA zertifiziert. Wer nach Trainings sucht, findet über die Webseite des DVR zertifizierte Trainingsplätze in der Nähe seines Wohnorts. Über die Webseite des ADAC findet man bundesweit alle Angebote des ADAC. Und was wir in Hessen und Thüringen anbieten, können Sie unter www.fahrtraining.de nachlesen.

WL (Stand 29.07.2022)

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