Gewalt im Fußball ist zurück
GdP warnt vor schwerwiegenden Folgen
Nach zwei Jahren sind die Bundesliga-Stadien wieder ausverkauft
© Csaba Peterdi/stock.adobe.com
Gewaltbereite Fußballfans versuchen seit jeher immer wieder, sowohl gegnerische Fans als auch die Polizei in gewaltsame Auseinandersetzungen zu verwickeln. Nach zwei Jahren mit Corona-Einschränkungen und ständig wechselnden Obergrenzen für Besucherinnen und Besucher im Stadion dürfen Fußball-Fans nun endlich wieder in ausverkaufte Arenen. Doch mit der Vollauslastung der Stadien kehrt auch das hohe Gewaltpotenzial zurück. Zur neuen Bundesligasaison 2022/23 steht die Polizei demnach wieder vor altbewährten Herausforderungen, unter anderem in Dortmund.
Rückkehr zur Normalität
Die Fußballsaison 2020/2021 war erneut stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Die Saison startete Mitte September 2020 zunächst mit einer deutlich reduzierten Zahl von Heimfans und ganz ohne Gästefans. Es folgten Spiele mit vollständigem Ausschluss von Zuschauern. Dadurch gab es weniger Einsätze der Polizeibehörden. „In wenigen Einzelfällen kam es zu 'Banner- bzw. Graffiti-Aktionen' oder auch zu so genannten 'Fanmärschen', die sich insbesondere gegen die Durchführung von Fußballspielen ohne Zuschauer richteten und in der Folge auch zu polizeirechtlichen und strafprozessualen Maßnahmen führten“, macht Susann Zschiesche deutlich, die Leiterin der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS). Erst in der Saison 2021/2022 kehrte der Profifußball langsam wieder in einen nahezu normalen Spielbetrieb zurück. Auch wenn an etlichen Spieltagen noch Beschränkungen galten, besuchten mehr als 13 Millionen Fans die Stadien. In der aktuellen Saison 2022/2023 ist der Spielbetrieb der deutschen und europäischen Profi-Fußballligen bereits wieder in vollem Gange. Und mit jedem Spieltag kehren mehr Fans und Zuschauer auf die Tribünenplätze und VIP-Bereiche der Vereine zurück – darunter auch potenziell gewaltbereite Risikofans.
Ultras prügeln immer brutaler
Zuletzt hatte es unter anderem massive Ausschreitungen beim Champions-League-Spiel von Eintracht Frankfurt in Marseille gegeben. Beide Fanlager beschossen sich mit Pyrotechnik. Ein Eintracht-Fan wurde von einer Rakete am Hals getroffen und stürzte eine Treppe hinab. Er war nicht an den Ausschreitungen beteiligt. Mit drei gebrochenen Rippen, einem gebrochenen Halswirbel und großem Blutverlust musste er acht Tage lang in einem Krankenhaus in Marseille bleiben. Beim Conference-League-Spiel des 1. FC Köln in Nizza begann die Eskalation bereits Stunden vor dem Anpfiff vor dem Stadion. Dabei liefen Anhänger des Fußballclubs aus Nizza mit Schlagstöcken auf Kölner Fans zu und bewarfen sie auch mit E-Rollern. Im Stadion stürmten später größtenteils vermummte Ultras des 1. FC Köln auf die Haupttribüne, unterstützt von Hooligans und Ultras der französischen Gruppe „Supras Auteuil“ sowie von befreundeten Hooligans von Borussia Dortmund. Sie prügelten dort äußerst brutal auf die Fans von Nizza ein. Anhand der Fotos, Filme und Zeugenaussagen versuchte die Kölner Polizei, Beteiligte an den Ausschreitungen zu identifizieren und konkreten Straftaten zuzuordnen. Ein Beteiligter aus dem Großraum Paris wurde inzwischen angeklagt. Ihm drohen bis zu drei Jahre Haft und 45.000 Euro Strafe. Michael Gabriel, der Leiter der „Koordinationsstelle Fanprojekte“, sagte zur Eskalation der Fangewalt im Deutschlandfunk: „Das hat innerhalb der Ultragruppen unseres Erachtens noch eine größere Bedeutung, eine größere Wertigkeit bekommen.“ Die jüngste Häufung gewalttätiger Vorfälle auf internationaler Ebene sei besorgniserregend und „sehr, sehr verstörend“. Es sei Glück gewesen, dass es bei den beiden Partien in Frankreich „keine Toten gegeben hat“.
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