Die Prävention zum Schutz vor Einbruch wirkt
Fallzahlen sinken, Banden suchen sich neue Betätigungsfelder
Digitaler Einbruchschutz liegt immer stärker im Trend
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Im Jahr 2021 wurde in Deutschland exakt 54.236 Mal eingebrochen. Das ist ein Rückgang von 27 Prozent im Vergleich zu Vorjahr. Dieser Effekt ist auch durch die Corona-Pandemie zu erklären: Da viele Menschen von zu Hause arbeiteten, standen weniger Wohnungen tagsüber leer und dadurch gab es weniger Gelegenheiten zum Einbruch. Doch nicht nur Corona ist für diese positive Entwicklung verantwortlich, sondern auch die Schutzmaßnahmen, die aufgrund der Präventionsarbeit der polizeilichen Beratungsstellen ergriffen werden.
Die persönliche Beratung zählt
Mieter oder Eigentümer, die ihre Wohnung oder ihr Haus einbruchssicher machen wollen, können sich in einer der zahlreichen polizeilichen Beratungsstellen über die passenden einbruchhemmenden Maßnahmen für ihr Wohnobjekt informieren. Örtliche Beratungsstellen können in der Rubrik „Service“ auf dieser Webseite recherchiert werden. „In den ersten beiden Jahren der Corona-Pandemie ist es deutlich schwieriger gewesen, einen persönlichen Kontakt herzustellen“, berichtet Lars Elsebach, Vorsitzender des Bundesfachausschusses Kriminalpolizei der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Er kennt die Arbeit der Berater aus seinem Umfeld aus seiner Heimat, der nordhessischen Großstadt Kassel: „Hier im Polizeipräsidium Nordhessen haben wir eine Beratungsstelle und einen Polizeiladen. Wir versuchen, die Menschen möglichst gut zu beraten. Dazu gehört, sich das Objekt persönlich anzuschauen.“ Eine Rundumbetrachtung kann man nur vor Ort machen, denn die wenigsten Ratsuchenden können exakt beschreiben, welche Art von Fenstern sie im Objekt haben und welchen Sicherheitsanforderungen diese genügen. „Unsere Berater haben Materialien dabei und können den Menschen beispielsweise zeigen: So sieht eine Pilzkopfverriegelung aus und die hakt sich halt unter und das macht es schwieriger, das Fenster mit einem Schraubendreher aufzuhebeln.“ Ein weiterer Vorteil eines solchen Ortstermins ist, dass man sich alle Türen, Fenster und Einstiegsmöglichkeiten gemeinsam anschauen und einordnen kann. Dabei findet man auch Schwachstellen. „Die sicherste Eingangstür hilft nichts, wenn hinten die Terrassentür leicht aufzuhebeln ist,“ betont Elsebach. Er hofft, dass im weiteren Verlauf der Pandemie solche Ortstermine wieder verstärkt möglich sein werden.
Lars Elsebach, Vorsitzender des Bundesfachausschusses Kriminalpolizei der Gewerkschaft der Polizei (GdP)
© GdP
Die Aufklärung von Einbrüchen bleibt schwierig
Beim Wohnungseinbruch ist das Risiko zu groß geworden, dass die Täter entdeckt und gestört werden, da heute viel mehr Menschen zu Hause arbeiten als vor Beginn der Corona-Pandemie. Deswegen ist diese Form der Kriminalität derzeit nicht einträglich genug. Das Risiko, überführt zu werden, ist bei den Einbrüchen jedoch nach wie vor gering. Nur bei 19 Prozent aller Fälle können die Täter ermittelt werden. Lars Elsebach kennt die Gründe dafür: „Eine professionelle Spurensicherung vor Ort ist sehr zeit- und personalintensiv. Sie ist aber nötig, um überhaupt Hinweise auf die Täter zu bekommen, zum Beispiel über DNA-Spuren am Tatort. Aber selbst, wenn man fündig wird: Ein DNA-Abgleich verursacht Kosten um die 1.200 Euro. Da kommen schnell hohe Summen zusammen.“ Auch die Befragung von Nachbarn oder die Auswertung von Videomaterial aus Überwachungskameras kostet viel Zeit und Manpower. „Hier steht einfach ein hoher Ermittlungsaufwand einer geringen Erfolgsaussicht gegenüber – und das bei viel zu wenig Personal.“
Einbrecher verlagern ihre Tätigkeit
Die professionellen Einbrecherbanden begehen weiter strafbare Handlungen. Da ist sich Elsebach sicher. Doch ihre Aktivitäten verlagern sich. Eine Option: Die Banden schlitzen die Planen von LKWs an Rastplätzen auf. Dann laden sie die Waren blitzschnell in ihre Sprinter um und verschwinden über die Autobahn. PolizeiDeinPartner.de berichtete bereits über dieses Phänomen des Frachtdiebstahls aus Lastkraftwagen. Ob es sich dabei um dieselben Kriminellen handelt, die sonst Wohnungseinbrüche begehen, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Eine weitere These ist, dass die Täter nun in Sachen Telefonbetrug aktiv sind und über Schockanrufe oder falsche Polizeibeamte vor allem ältere Menschen um ihre Ersparnisse bringen. Auch die Sprengung von Geldautomaten hält die Kriminalpolizei beschäftigt. Sie hat trotz der niedrigen Einbruchzahlen mehr als genug zu tun: „Diese Verlagerung des Kriminalitätsgeschehens weg vom Wohnungseinbruch und hin zu anderen Phänomenen führt zu einem riesigen Arbeitsaufkommen.“ Es fehlen der Polizei nach wie vor die Kapazitäten, Wohnungseinbrüche aufwändig aufzuklären, bei denen die Objekte möglicherweise nur durchwühlt wurden und bei denen nichts Wertvolles entwendet wurde.
Der Trend geht zur digitalen Überwachung
Neben dem mechanischen Einbruchschutz, den man etwa bei einem Termin mit den Fachleuten aus den polizeilichen Beratungsstellen optimieren lassen kann, spielt der digitale Einbruchschutz eine immer größere Rolle: „Diese Lösungen können leicht über das eigene Heimnetzwerk gesteuert werden, also über das Smartphone oder das Tablet.“ Ein Beispiel ist der Einsatz von Videokameras. Falls sie etwa in der heimischen Wohnung Bewegungen registrieren, während man nicht zu Hause ist, senden sie Bilder davon an das Smartphone oder Tablet der Bewohner. „So können sie das Tatgeschehen entdecken und die Polizei informieren, dass bei ihnen gerade eingebrochen wird.“ Das Ausrüsten der eigenen Wohnung mit solchen digitalen Lösungen ist in Mode gekommen, meint der Experte. Eine gute mechanische Einbruchssicherung, so das Fazit der polizeilichen Berater, können sie jedoch nur ergänzen, nicht ersetzen.
WL (Stand 09.05.2022)
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