Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) gibt Aufschluss über Straftaten, die im Laufe eines Jahres von der Polizei erfasst wurden. Danach ist die Zahl im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent auf 5,84 Millionen Fälle gesunken, weil seit der Teillegalisierung im April 2024 Cannabis-Vergehen aus der Statistik fallen. Sonst würde die Zahl der Straftaten in etwa stagnieren. Auch bei der Aufklärungsquote von 58 Prozent hat sich nichts geändert.
Mehr kriminelle Kinder und Jugendliche
Die PKS ist eine sogenannte Ausgangsstatistik. Das bedeutet, sie enthält nur die „endbearbeiteten“ Straftaten. Damit ist gemeint, dass nur Fälle Eingang in die Statistik finden, bei denen die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen sind und die Akten an die Staatsanwaltschaft abgegeben wurden. Besonders auffällig ist in der Kriminalstatistik 2024 der Anstieg der Gewaltkriminalität bei Kindern (plus 11,3 Prozent) und Jugendlichen (plus 3,8 Prozent). Überproportional gestiegen ist auch die Gewaltkriminalität durch nichtdeutsche Tatverdächtige (plus 7,5 Prozent). Außerdem gab es 9,3 Prozent mehr Sexualdelikte als im Jahr zuvor.
Mit 5.837.445 Straftaten liegt die Kriminalität noch immer deutlich unter dem Höchststand des Jahres 2016 (6.372.526 Fälle).
Als Gründe für die steigende Kriminalität von Kindern und Jugendlichen nennt das BKA vor allem psychische Belastungen. Sie würden zusammen mit anderen ungünstigen Faktoren dazu führen, dass Kinder und Jugendliche häufiger kriminell werden. Die ungünstigen Faktoren sind aus Sicht des BKA wirtschaftliche Sorgen und fehlende Teilhabemöglichkeiten, gewaltakzeptierende Männlichkeitsnormen, Zukunftssorgen und häusliche Gewalt. Wenn Eltern nur in geringem Maß Teil des Lebens ihrer Kinder sind, verstärke dies zusätzlich die Wahrscheinlichkeit, dass sie kriminelle Taten begehen. Wörtlich heißt es: „Bei nichtdeutschen Kindern und Jugendlichen können einige Risikofaktoren, unter anderem Armutsrisiko sowie psychische Belastung, vergleichsweise häufiger auftreten. Das gilt insbesondere bei Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung.“
Mehr Nichtdeutsche Tatverdächtige
Erstmals weist die PKS sogenannte „Tatverdächtigenbelastungszahlen“ getrennt für deutsche und nichtdeutsche Tatverdächtige aus. Damit kann man beide Bevölkerungsgruppen erstmals vergleichen. Das Ergebnis: Die Zahlen für Nichtdeutsche Tatverdächtige sind deutlich höher, und hier vor allem für männliche Nichtdeutsche. Während von 100.000 deutschen Männern nur 2.781 straffällig werden, sind es bei den Nichtdeutschen 7.495 Männer. Zur richtigen Einordnung weist das BKA jedoch darauf hin, dass die Kriminalitätsbelastung bei jungen Menschen und bei Männern generell deutlich überdurchschnittlich ist. Personen mit Migrationsgeschichte neigten durch ihre eingeschränkte räumliche und ökonomische Situation, durch eigene Gewalterfahrungen in der Kindheit sowie durch eine generell positive Einstellung von Gewalt zur Konfliktlösung zu kriminellem Verhalten. Außerdem vermutet das BKA, dass Straftaten, an denen Migranten beteiligt sind, deutlich häufiger zur Anzeige gebracht würden als das bei Nichtdeutschen Tätern der Fall sei.
Mehr Gewalt mit Messern
„Messerangriffe“ sind für die Kriminalstatistik nur solche Taten, bei denen der Angriff mit einem Messer unmittelbar gegen eine Person angedroht oder ausgeführt wird. Das bloße Mitführen eines Messers reicht hingegen für eine Erfassung als „Messerangriff“ nicht aus.
Alarmierend ist, dass der Anteil der als „Messerangriff“ erfassten Taten der gefährlichen und schweren Körperverletzung im Vergleich zu 2023 um 10,8 Prozent angestiegen ist.
Insgesamt erfasste die Polizei 29.014 Messerangriffe. 54,3 Prozent davon entfallen auf Gewaltkriminalität und 43,3 Prozent auf Bedrohung.
Mehr Sexualstraftaten werden angezeigt
2024 wurden 9,3 Prozent mehr Sexualdelikte angezeigt als im Vorjahr. Von den Opfern waren 93,7 Prozent Frauen (12.641). Das BKA vermutet, dass es einerseits wirklich zu mehr Sexualdelikten kommt. Der deutliche Anstieg könnte aber auch mit einer gestiegenen Sensibilisierung und einer höheren Anzeigenbereitschaft der Betroffenen zu tun haben: „Das bedeutet: Ein Teil dieses Anstiegs geht möglicherweise auf eine Verschiebung vom Dunkel- ins Hellfeld zurück. Bezüglich der langfristigen Entwicklung können hier unter anderem auch Einflüsse aus der „Me Too“- Bewegung, die Gesetzesänderung zur Verbesserung des Schutzes der sexuellen Selbstbestimmung im Jahr 2016 sowie aktuelle Berichterstattungen eine Rolle spielen.“
WL/KF (30.05.2024)

