Glasflaschen sind bei vielen Veranstaltungen aus Sicherheitsgründen nicht mehr erlaubt
Glasflaschen sind bei vielen Veranstaltungen aus Sicherheitsgründen nicht mehr erlaubt

Weniger Scherben, mehr Sicherheit

Glasverbot bei Großveranstaltungen

Karneval, Stadtfeste, Open-Air-Konzerte – überall, wo viele Menschen zusammenkommen, steigt auch das Risiko für Unfälle mit zerbrochenem Glas. Immer mehr Städte in Deutschland setzen deshalb auf Glasverbote bei Großveranstaltungen. Was steckt dahinter? Welche Städte sind betroffen? Und wie reagieren Polizei und Besucher?

Glasfrei ins Getümmel

Wenn an Karneval tausende bunt verkleidete Jecken durch die Straßen ziehen, herrscht in vielen deutschen Städten der Ausnahmezustand. Damit der Spaß nicht durch Verletzungen oder gefährliche Situationen getrübt wird, setzen immer mehr Städte auf ein bewährtes Mittel: das Glasverbot. Besonders in Karnevalshochburgen gehört es mittlerweile fest zum Sicherheitskonzept. Bereits 2010 gehörte Köln zu den Vorreitern mit der Initiative „Mehr Spaß ohne Glas“. Seither folgten viele Städte diesem Beispiel. So gelten mittlerweile auch in Düsseldorf, Bornheim, Grevenbroich und Duisburg zur Karnevalszeit temporäre Glasverbotszonen in der Innenstadt. Doch warum überhaupt? Glasflaschen zerbrechen leicht und führen regelmäßig zu teils schweren Schnittverletzungen – sei es durch Stolpern, Rangeleien oder schlichtweg Unachtsamkeit. Dies geschieht vor allem im Gedränge der Altstädte während des Straßenkarnevals. Die Polizei ist vom Erfolg der Maßnahme überzeugt – und zieht ein klares Fazit: „Das Glasverbot hat sich bewährt und genießt eine hohe Akzeptanz“, sagt etwa Einsatzleiter und Polizeisprecher Dietmar Henning aus Düsseldorf. Auch sein Kollege Markus Niesczery findet deutliche Worte: „Das Glasverbot ist ein Segen für uns. Flaschen können nicht mehr als Waffen benutzt werden. Auch muss niemand mehr durch Scherben waten.“ Für die Polizei bedeuten weniger Verletzungen auch weniger Einsätze – und eine entspanntere Einsatzlage während der ohnehin arbeitsintensiven Karnevalstage.

Wer trotz Verbot Glasflaschen oder Gläser mitbringt, riskiert Verletzungen und Bußgelder

Wer trotz Verbot Glasflaschen oder Gläser mitbringt, riskiert Verletzungen und Bußgelder

HelgaQ/stock.adobe.com

Glasverbote bei öffentlichen Events

Temporäre Glasverbotszonen beschränken sich längst nicht mehr nur auf die närrische Zeit. So galt etwa beim Stadtfestival „Essen Original“ im Mai 2025 ein Glasverbot auf dem gesamten Veranstaltungsgelände in der Innenstadt. Die Stadt sprach im Nachgang von einer „deutlich entspannteren Sicherheitslage“ ohne nennenswerte Verletzungen oder Gewalttaten mit Flaschen. Auch beim Musikfestival „Fête de la Musique“ im Juni 2025 in Hannover durfte kein Glas mitgeführt werden – auch nicht auf den zahlreichen kleinen Bühnenplätzen. Die Stadtverwaltung begründete das mit der Kombination aus heißen Temperaturen, Menschenmassen und dem offenen Charakter des Events. Beim traditionellen „Bochum Total“ – einem der größten kostenlosen Musikfestivals Europas – wird seit Jahren auf ein Glasverbot gesetzt. Das Gelände rund um den Bermudadreieck-Kneipenbereich wird abgesperrt, Glasflaschen müssen draußen bleiben. Die Veranstalter arbeiten hier eng mit Stadt und Polizei zusammen. Beim Hansetag 2025 in Lübeck, einem Stadt- und Kulturfest mit mehreren zehntausend Besuchern, setzte die Stadt ein zeitlich begrenztes Glasverbot durch, insbesondere abends auf den Hauptplätzen. Laut Ordnungsamt zeigten sich dadurch deutlich weniger Zwischenfälle. Auch bei Fußballspielen sind Glasverbote längst Teil gängiger Sicherheitskonzepte: Städte wie Dortmund, Köln oder Bochum setzen an Heimspieltagen auf feste oder temporäre Glasverbotszonen rund um die Stadien – meist ab drei Stunden vor bis zwei bis drei Stunden nach dem Spiel. Die Polizei kontrolliert die Einhaltung regelmäßig und zieht eine positive Bilanz: weniger Verletzungen, mehr Sicherheit für Fans und Einsatzkräfte.

Rechtliche Grundlage und Umsetzung

Städte und Kommunen können Glasverbote für bestimmte öffentliche Bereiche und Zeiten durch Allgemeinverfügungen anordnen, wenn sie eine konkrete Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung begründen können. Die Verbote sind räumlich und zeitlich begrenzt und betreffen meist Großveranstaltungen, bei denen ein hohes Verletzungsrisiko besteht. Wer sich nicht an das Verbot hält, riskiert Platzverweise und Bußgelder. Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder Klagen gegen Glasverbote – aber die Gerichte haben diese Verbote meist bestätigt. Ein aktuelles Beispiel: Zum Karnevalsauftakt am 11.11.2025 hatte die Stadt Köln bereits im Februar 2025 erneut ein Glasverbot in der Innenstadt angeordnet. Ein Bürger klagte dagegen und bekam zunächst Recht vor dem Verwaltungsgericht Köln. Doch das Oberverwaltungsgericht Münster hob diese Entscheidung auf: Angesichts der bekannten Gefahren durch Glas bei Großveranstaltungen sei das Verbot rechtmäßig und verhältnismäßig. Die Richter betonten, es gehe darum, ein „Scherbenmeer“ zu verhindern – die öffentliche Sicherheit habe Vorrang.

Sicherheit contra Spontanität

Manchen Bürgerinnen und Bürgern geht das Verbot zu weit, sie fühlen sich bevormundet. Vor allem in Köln, wo der Straßenkarneval mit seinem freien, offenen Charakter eine lange Tradition hat, wurden zuletzt viele Stimmen laut, die von einem „sterilen Feiern“ sprechen. Auf Online-Plattformen beklagten Nutzer, dass die Stimmung „kontrollierter und gezwungener“ wirke, spontane Begegnungen seltener würden. „Es ist schon ein anderes Gefühl, wenn man plötzlich überall auf Zäune, Security und Verbotsschilder trifft. Das war früher freier“, schreibt zum Beispiel eine Karnevalistin auf der Plattform Reddit. Auch kleine Händler und Kioskbetreiber äußerten in der Vergangenheit Bedenken, dass die Verkaufsverbote ihren Umsatz schmälern. Und: Die Glasalternativen – meist Plastik oder Dosen – sind oft keine ökologische Verbesserung. Einige Städte wie Münster oder Heidelberg setzen daher zunehmend auf Mehrwegbecher-Systeme, um Sicherheit und Nachhaltigkeit zu verbinden. Wie bei allen Verboten, braucht man auch bei Glasverboten in der Öffentlichkeit ein wenig Fingerspitzengefühl: Wer viele feierfreudige Bürgerinnen und Bürger bei einer Veranstaltung haben will, sollte Verbote transparent kommunizieren und zugleich Alternativen bieten – etwa mit umweltfreundlichen Mehrwegbechern, klarer Beschilderung und einem Sicherheitskonzept, das nicht wie eine Abriegelung wirkt.

So gelingt der sichere Spaß

Sicherheit ist wichtig – aber das Feiern soll trotzdem Spaß machen. Hier einige Tipps, wie man trotz Glasverbot fröhlich und entspannt feiern kann:

  • Mehrwegbecher nutzen: Viele Veranstaltungen bieten Mehrwegbecher oder Pfandbecher an, die sowohl umweltfreundlich als auch praktisch sind. Am besten bringt man einen eigenen Becher mit oder achtet auf die Angebote vor Ort.
  • Viele Städte erlauben alternative Behälter wie Plastikflaschen oder Dosen. Sie sind leichter und weniger gefährlich als Glas. Sie sollten jedoch richtig entsorgt werden, um der Umwelt nicht zu schaden.
  • Auf der jeweiligen Website der Stadt oder des Events finden sich in der Regel umfangreiche Infos zu Sicherheitszonen, Mitführverboten und empfohlenen Mitbringseln – damit dem unbeschwerten Feiern nichts im Weg steht.

KF (26.09.2025)

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