Toleranz stärkt das gesellschaftliche Miteinander
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„Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“

Rassismus zeigt sich im Alltag oft unterschwellig, machmal aber auch ganz offen: Ein Schüler wird von einem Mitschüler als „Scheiß Kanake“ bezeichnet. Eine Politikerin spricht im Bundestag von „Kopftuchmädchen“. Wichtig ist, dass man über die Ursprünge von Vorurteilen, Fremdenfeindlichkeit und rechtem Gedankengut spricht und warum sie eine Gefahr für unsere Demokratie sind. Impulse für die Diskussion darüber liefert eine bundesweite Wanderausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung, die derzeit komplett neu aufgelegt wird.

Das Ausstellungskonzept wird neu aufgelegt

© FES

Demokratie ist nicht selbstverständlich

„Demokratie braucht Demokraten“, sagte einst der deutsche Reichspräsident Friedrich Ebert. Und diese Erkenntnis gilt bis heute. Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, sie muss im Alltag gelebt und verwirklicht werden. „Jede Generation muss das neu lernen, damit unsere Demokratie lebendig bleibt“, sagt Franziska Schröter, die das Projekt „Gegen Rechtsextremismus“ in der Zentrale der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin leitet. Deshalb beginnen die Tafeln, die die Stiftung in Schulen und anderen Einrichtungen aufstellt, zuerst mit den Grundsätzen der Demokratie. Wie kommt eine Entscheidung zustande? Welche Rolle spielen Parteien? Und wo findet Demokratie überall statt? Dann wirft die Ausstellung einen Blick auf die Gefahren, die von Politikverdrossenheit, Populismus und rechtsextremen Einstellungen ausgehen. Sie gibt Einblicke in die rechte Szene und erklärt, wie Rechtsradikale versuchen, die Gesellschaft zu unterwandern. Aber sie macht auch deutlich, dass sich jeder aktiv engagieren kann – in der Schule, im Sportverein oder in einer demokratischen Partei. „Wenn Jugendliche sich früh in der Gesellschaft engagieren, prägt sie das fürs Leben. Aber die Gesellschaft muss solche Angebote auch zur Verfügung stellen. Wenn es im Dorf nur den rechten Jugendclub gibt, wird es schwierig“, meint Schröter.

Franziska Schröter

© FES

Die Ausstellung wird aktuell neu konzipiert

Die Wanderausstellung „Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen“ gibt es schon seit 2007. Damit sie am Puls der Zeit bleibt, arbeitet die Friedrich-Ebert-Stiftung aktuell an einem ganz neuen Konzept, um die Ausstellung im Herbst 2020 neu aufzulegen: „Die Plakatwände werden neu konzipiert und mit einem digitalen Medientisch ergänzt, auf dem man sich Videos ansehen kann“, erzählt Franziska Schröter. Dafür hat die Friedrich-Ebert-Stiftung unter anderem Zeitzeugeninterviews mit Holocaust-Überlebenden und Betroffenen von rechter Gewalt geführt. „Auf dem Medientisch werden die Jugendlichen auch ein interaktives Argumentationstraining machen können, um zu lernen, wie man gegen rechte Äußerungen argumentiert“, erklärt Schröter. Überhaupt soll die Ausstellung künftig noch viel näher an der Lebenswelt der Jugendlichen orientiert sein. „Wir wollen zum Diskutieren anregen, zum Beispiel warum Menschen überhaupt Vorurteile haben und was Diskriminierung bewirken kann. Der Fokus wird viel stärker auf Rassismus im Alltag liegen, weil er den meisten Jugendlichen dort zum ersten Mal begegnet. Ob auf dem Schulhof, im Fernsehen oder in der Disco.“ Damit leistet die Ausstellung einen wichtigen Beitrag zur Prävention gegen Rechtsextremismus: „Viele Schulen sind im Netzwerk „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ und nehmen deshalb regelmäßig unser Ausstellungsangebot wahr. Sie wollen das Thema aus der Tabuzone holen und die Schülerinnen und Schüler zum Gespräch animieren“, sagt Schröter.

Schulen oder andere Bildungseinrichtungen, die die Ausstellung in ihren Unterricht einbinden möchten, können sich an das jeweilige Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung in ihrem Bundesland wenden. Auf der Website der Stiftungszentrale sind die Kotakte für alle Bundesländer und ausführliche Informationen zum jeweiligen Ausstellungskonzept im Detail aufgeführt.

Rassismus im Alltag offen ansprechen

„Uns ist wichtig, dass die jungen Menschen über Vorurteile und Stereotype sprechen. Im Internet versuchen Rechte ganz gezielt, Jugendliche zu gewinnen. Dabei ist der Rassismus nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen“, sagt Schröter: „Die Identitäre Bewegung zum Beispiel zieht vor allem junge Menschen an, indem sie in sozialen Netzwerken vorgeben, nur sie würden die Ängste der Jugend ernst nehmen. Dabei sind die Identitären bestens mit der rechten Szene vernetzt.“ Die Friedrich-Ebert-Stiftung nutzt die Wanderausstellung, um das Netzwerk der rechtsextremen Szene aufzudecken und die Jugendlichen für die Gefahren zu sensibilisieren, die von rechter Gewalt und rechtsextremem Denken ausgehen. „Das ist nicht immer ganz leicht“, betont Franziska Schröter. „Gerade wenn etwa der Familienvater AfD wählt oder im Freundeskreis fremdenfeindliche Aussagen gemacht werden, stellen die jungen Leute natürlich erstmal die Frage, warum das nicht in Ordnung ist. Die Ausstellung ist für die Schulen ein guter Ansatzpunkt, mit der Aufklärungsarbeit genau an diesem Punkt zu beginnen.“

AL (31.07.2020)

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