Der Handel mit Waren im und über das Internet boomt wie nie zuvor – und hat durch die Corona-Pandemie nochmals einen kräftigen Schub bekommen. Doch nach wie vor geraten etliche Käuferinnen und Käufer im Netz immer wieder an unseriöse oder gar gefälschte Webshops. Eine Möglichkeit, diese schwarzen Schafe zu erkennen, sind Gütesiegel. PolizeiDeinPartner stellt die vier wichtigsten Zertifikate vor und erklärt, woran man einen vertrauenswürdigen Online-Shop sonst noch erkennen kann.
Kein einheitliches Prüfsystem
Nach Angaben des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel (BEHV) ist im Corona-Jahr 2020 der Warenumsatz im Online-Handel gegenüber dem Vorjahr um 14,6 Prozent auf 83,3 Milliarden Euro gestiegen. Besonders gewachsen sind die Umsätze mit Waren des täglichen Bedarfs, darunter vor allem Lebensmittel und Drogeriewaren, aber auch Medikamente. Dennoch bleiben die Bedenken vieler Verbraucherinnen und Verbraucher im Hinblick auf Seriosität und Datenschutz beim Online-Shopping groß. Ein Problem: Bislang existiert in Deutschland kein einheitliches Prüfsystem für Internethändler, das Kunden Gewissheit gibt, bei welchen Shops sie risikolos einkaufen können. Stattdessen wächst die Anzahl vieler unabhängiger Gütesiegel-Anbieter ständig. Deren Verlässlichkeit ist für Verbraucherinnen und Verbraucher oft schwierig zu erkennen.
Diese Siegel sind vertrauenswürdig
Seriöse Online-Shops erhalten Zertifikate von Gütesiegel-Anbietern, wenn sie erfolgreich geprüft wurden. Ein Gütesiegel stellt unter anderem sicher, dass es sich nicht um einen anonymen Händler handelt und es einen Kundenservice gibt. Außerdem gibt es von zertifizierten Online-Shops für Kunden immer einen Garantieanspruch. Zu den wichtigsten seriösen Gütesiegeln zählen
- Trusted Shops: zertifiziert Händler, Reisebüros und viele weitere Online-Dienste
- S@fer Shopping (TÜV SÜD): zertifiziert Online-Shops aus den Bereichen Handel, Touristik und Versicherung
- „Geprüfter Online-Shop“ (EHI): zertifiziert Online-Dienstleistungen, Gesundheitsanwendungen und Online-Shops
- ips - internet privacy standards (datenschutz cert GmbH): zertifiziert die Bereiche Datenschutz und Verbraucherrecht von Online-Dienstleistungen, Gesundheitsanwendungen und Online-Shops
Wichtig: Damit Verbraucher einen Online-Shop als seriös einstufen können, müssen nicht alle vier Gütesiegel auf dessen Webseite vorhanden sein. Sobald eines der genannten Zertifikate dort abgebildet ist, kann man von einem sicheren Händler ausgehen. Das Gütesiegel findet man in der Regel ganz oben, ganz unten oder an der rechten Seite des Online-Shops.
internet privacy standards (ips) ist ein Gütesiegel, das den Kunden den Datenschutz beim Bestellprozess garantiert
© datenschutz cert GmbH
Vorsicht vor Trittbrettfahrern!
Zahlreiche unseriöse Händler statten ihre Online-Shops illegal mit einem bekannten Gütesiegel aus, um sich das Vertrauen von Kunden zu erschleichen. Teilweise erfinden, Händler auch eigene Siegel, die sehr glaubwürdig und professionell aussehen können. Ob das jeweilige Zertifikat rechtmäßig verwendet wird, kann man ganz leicht durch einen Mausklick auf das jeweilige Siegelemblem überprüfen: Es handelt sich nur dann um ein echtes Siegel, wenn man nach dem Anklicken auf die Webseite des Gütesiegel-Anbieters weitergeleitet wird, wo auch das gültige Prüfzertifikat angezeigt wird. Dieses Zertifikat muss ausdrücklich auf den Shop Bezug nehmen, von dem aus verlinkt wurde. Führt der Link jedoch auf eine beliebige andere Webseite oder kann das Siegel gar nicht erst angeklickt werden, handelt es sich ziemlich wahrscheinlich um eine Fälschung. Umgekehrt ist ein Online-Shop, der über kein Gütesiegel verfügt, nicht automatisch unseriös oder unsicher. Der Grund: Firmen müssen die Überprüfung ihres Online-Shops aktiv beantragen und dafür teilweise hohe Gebühren zahlen. Gerade kleinere Shop-Betreiber können sich das häufig nicht leisten.
Immer ins Impressum schauen
Um nicht auf Betrüger hereinzufallen, kann man die Seriosität von Online-Händlern zusätzlich im Impressum prüfen. Dort sollten im Idealfall der Name des Unternehmens, die Anschrift mit Straße, Hausnummer und Ort sowie ein verantwortlicher Ansprechpartner (oder der gesetzliche Vertreter) für den Fall von Abwicklungsproblemen schnell aufzufinden sein. Schwarze Schafe geben solche Daten meist nicht an, nennen eine Briefkasten-Adresse im Ausland oder eine gar nicht existierende Anschrift. Ob eine Adresse und ein Unternehmen wirklich existieren, lässt sich schnell mit einem Kartendienst wie Google Maps herausfinden. Die bloße Angabe eines Postfachs sollte Kunden bereits misstrauisch werden lassen. Auch eindeutige und verständliche Angaben zu Preisen, Versandkosten, dem Bestellablauf und den Zahlungsmöglichkeiten sind unverzichtbar. Werden wichtige Kosten hingegen in kleingedruckten Texten mit Sternchen, unklar formulierten Texten oder erst im letzten Schritt des Bestellablaufs genannt, liegt die Vermutung nahe, dass der Händler betrügerische Absichten haben könnte.
KF (Stand: 26.02.2021)


