Seit Anfang des Jahres gelten in der EU neue Regeln für das Fliegen von Drohnen. So ist etwa für das Steuern einer Drohne ab 500 Gramm ein Führerschein nötig – auch für Hobby-Piloten. Man muss wissen: Wo darf ich fliegen? Welche Abstände sind einzuhalten? Was muss ich grundsätzlich beachten, um niemanden zu gefährden? Jasper Heyden von der DPH-Drohnenschule Nürnberg erklärt, wie man an den Führerschein kommt und was die häufigsten Fehler von Hobby-Drohnenpiloten sind.
Kompetenznachweis A1 und A3
Seit dem 1. Januar 2021 gelten in der EU einheitliche Regeln für das Steuern einer Drohne. So benötigt man den EU-Kompetenzausweis A1 (bis 900 Gramm) oder A3 (bis 25 Kilo), den so genannten „Kleinen Drohnenführerschein“, sobald man eine Drohne ab 500 Gramm starten lassen möchte. Dafür ist ein Online-Test beim Luftfahrt Bundesamt (LBA) nötig. Dieser besteht aus 40 Multiple-Choice-Fragen, die innerhalb von 30 Minuten beantwortet werden müssen. Zur Vorbereitung ist ein Online-Training verpflichtend. Der Test kann beliebig oft wiederholt werden. Bei den Prüfungsfragen geht es etwa um Themen aus den Bereichen Luftrecht und Sicherheit, Grundlagen des Fliegens oder Flugüberwachung. „Dieser Führerschein ist die Grundvoraussetzung für alle anderen Qualifikationen rund um Drohnen wie etwa das Fernpiloten-Zeugnis A2“, der so genannte „Große Führerschein““, erklärt Jasper Heyden von der Drohnenflugschule Nürnberg. Bei Anmeldung zur Prüfung erhält man auch eine Betreiber-ID, welche auch auf der Drohne anzubringen ist.
Fernpiloten-Zeugnis A2
Aber nicht nur das Gewicht einer Drohne ist entscheidend, sondern auch, wo ich das Fluggerät aufsteigen lassen möchte. Denn sobald man zum Beispiel eine Drohne über 500 Gramm näher als 150 Meter an Wohn-, Gewerbe- oder Naherholungsgebieten fliegen lassen will, benötigt man bereits den Großen Führerschein. In Deutschland gibt es derzeit zehn vom Luftfahrt Bundesamt anerkannte Stellen, welche diese Prüfung abnehmen können. „Hier geht es vor allem darum, zu überprüfen, ob der Pilot das Gerät wirklich ausreichend gut kennt und zum Beispiel seine Tragkraft richtig einschätzen kann, um die Drohen jederzeit unter Kontrolle halten zu können“, erklärt Jasper Heyden. Auch die richtigen Wetterbedingungen sowie die Grenzen der sicheren Nutzung einer Drohne werden stärker thematisiert. Für problematisch hält der Experte, dass mit dem neuen EU-weit-gültigen Führerschein der Bereich der nationalen Luftfahrtverordnung nun nicht mehr prüfungsrelevant ist, etwa, welche Abstände zu Botschaften, Bundesgewässern und Flughäfen eingehalten werden müssen. „Da diese Regelungen in jedem Land der EU anders sind, werden sie in der Prüfung nicht mehr abgefragt. Trotzdem muss ich mich in diesem Bereich gut auskennen, weil es sich um gesetzliche Regelungen handelt, die vor Ort eingehalten werden müssen. Aus diesem Grund werden diese Inhalte in den vorbereitenden Kursen der Schulen auch immer noch mit vermittelt“, so Heyden.
Die häufigsten Fehler
Grundsätzliche Voraussetzungen (A1/A3):
- maximale Flughöhe: 120 m über Grund
- Mindestalter des Fernpiloten: 16 Jahre
- höchstzulässige Startmasse: unter 25 kg
- kein Transport gefährlicher Güter
- kein Abwurf von Gegenständen
- kein Überfliegen von Menschenansammlungen
- ausreichend Sicherheitsabstand zu Personen
- ständiger Sichtkontakt zur Drohne
Aber worauf sollte man grundsätzlich achten, wenn man mit einer Drohne hantiert? Jasper Heyden: „Viele Unfälle mit Drohnen passieren, weil unnötig tief geflogen wird. Daher gilt: Die Höhe ist dein Freund. Wer sich daran hält, macht schon Vieles richtig.“ Aber auch das Starten und Landen kann Probleme bereiten. „Man sollte sich genau die Umgebung anschauen: Was könnte beim Aufsteigen behindern? Sind Büsche oder Bäume im Weg? Ist irgendwo eine Leine gespannt? Solche Dinge werden oft unterschätzt.“ Der Experte rät auch, das Fliegen ohne GPS-Unterstützung zu üben, um im Notfall richtig reagieren zu können. Denn fällt die GPS-Unterstützung aus, kann die Drohne leicht mit dem Wind abgetrieben werden und außer Sichtweite geraten. „Viele Anfänger unterschätzen auch die Geschwindigkeit einer Drohne. Daher sollte man gerade am Anfang am besten nur auf dem offenen Gelände ohne jegliche Hindernisse üben, bis man ein Gefühl dafür bekommt.“ Ein weiterer Tipp ist, die Drohne mit einem Propellerschutz zu versehen. „Dieser kostet nicht viel, bietet aber ein großes Plus an Sicherheit, weil die Rotorblätter abgedeckt sind. Die Drohne stürzt etwa nicht so leicht ab, weil etwas in den Propeller gerät.“ Auch mit der Betriebsanleitung sollte man sich vorab genau auseinandersetzen. „Drohnen sind hochkomplexe Geräte mit viel Sensorik. Ich kann dort nicht einfach irgendwelche Anbauten vornehmen, die sich mit der internen Technik nicht vertragen – Scheinwerfer zum Beispiel, welche die unteren Sensoren verdecken. Das kann dann schnell zu Abstürzen führen“, betont Heyden.
Zertifizierte Drohnen
Die neuen Regelungen gelten vorerst so lange, bis es zertifizierte Drohnen auf dem Markt gibt. „Momentan gibt es für Drohnen noch keinerlei Zertifizierung. Das ist aber nur eine Frage der Zeit. Sobald diese eingeführt ist, wird es weitere rechtliche Anpassungen geben. Die Nutzungsmöglichkeiten von Drohnen werden sich in den nächsten Jahren stetig weiterentwickeln – hier gibt es einfach noch viel Potenzial. Deshalb muss man aber auch die geltenden gesetzlichen Regelungen immer im Auge behalten“, erklärt der Experte.
SBa (Stand: 30.04.2021)

