Zu viele jugendliche Straftäter
Das Anti-Gewalt-Projekt der Polizeiinspektion Stralsund kam durch einen konkreten Anlass zustande: An der Förderschule in Barth waren viele Kinder und Jugendliche mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Neben den üblichen Beleidigungen und leichten Körperverletzungen ging es auch um Raub, räuberische Erpressung, Bedrohung und den Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die Schule schaltete die örtliche polizeiliche Präventionsberaterin Mandy Wolter ein, die sich daraufhin regelmäßig mit 18 betroffenen Kindern und Jugendlichen in der Schule traf. Auch die Eltern wurden mit einbezogen.
Prävention im Stundenplan
Aus dem Einsatz an der Schule in Barth hat sich ein Anti-Gewalt-Projekt entwickelt, das heute bei an fünf Schulen mit derzeit 125 SchülerInnen im Landkreis Stralsund fest im Stundenplan verankert ist. Die Präventionsberaterin will bei den zwischen 13 und 18 Jahren alten Jugendlichen Vertrauen untereinander und gegenüber den Erwachsenen und der Polizei schaffen: „Sie lernen, dass sich Schule, Elternhaus und Polizei gegenseitig informieren und dass mögliche Straftaten nicht folgenlos bleiben. Andererseits haben sie erwachsene Ansprechpartner, die sie ernst nehmen und auf die sie sich verlassen können. Sie setzen sich persönliche Ziele, die sie gemeinsam mit mir einmal pro Halbjahr überprüfen. Im Teamwork erfahren sie sich positiv selbst und lernen, Konflikte künftig ohne den Einsatz von Gewalt zu lösen.“ Die Präventionsberaterin arbeitet mit den Jugendlichen zu verschiedenen Themen wie
- Regeln und Regelverstöße
- Drogen und Sucht
- Internetsicherheit
- Vandalismus und Graffiti
- Mobbing.
Bei einer Paddeltour lernten die Schülerinnen und Schüler, als Gruppe eng zusammenzuarbeiten
© Polizeiinspektion Stralsund
Teamwork erleben – ganz konkret
Der Präventionsunterricht wird anschaulich gestaltet. Dazu trägt auch der Besuch von Personen im Unterricht bei, die authentisch aus ihrem Leben berichten und dadurch bei den Jugendlichen einen starken Eindruck hinterlassen:
- Bei einer Unterrichtseinheit „Reise durch das StGB“ berichten junge Häftlinge aus der Jugendvollzugsanstalt in Neustrelitz vom Leben hinter Gittern und darüber, wieso sie inhaftiert wurden.
- Zum Thema „Drogen und Sucht“ berichten ehemalige Junkies über ihre Sucht, den Entzug und ihr heutiges Leben.
Aus dem Präventionsunterricht ergeben sich Aktionen und Expeditionen, die den Teamgeist und die Eigenverantwortung der Jugendlichen stärken:
- So fotografierten die Schülerinnen und Schüler zum Thema Vandalismus und Graffiti nicht nur die Schäden in ihrem direkten Umfeld: sie errechneten auch die beträchtlichen Kosten, die der Stadt für das Beseitigen entstehen. In einer Aktion bei der Kraftfahrtgesellschaft halfen sie dabei, Busse von Graffittis zu befreien und sie zu säubern.
- Bei einer Erlebnispädagogik-Paddeltour mussten die Jugendlichen zu zweit in einem Paddelboot zurechtkommen, als Gruppe ein Zeltlager aufbauen und bei den Arbeiten in einem Vogelpark helfen. Dazu gehörten Aufgaben wie Bambus pflanzen, eine Vogelanlage säubern oder eine Schneise durch Buschwerk schlagen.
„Darüber hinaus stelle ich auch Kontakte her, etwa zur Schuldenberatung oder wenn Jugendliche, die zu Hause nicht mehr zurechtkommen, in einer Wohngruppe untergebracht werden müssen. Dabei arbeite ich eng mit den Schulsozialarbeiter/innen zusammen“, so Mandy Wolter.
Zahl der Straftaten sinkt
Die Arbeit der Präventionsberaterin in den Schulen zeigt eine messbare Wirkung. So ist die Zahl der von Jugendlichen begangenen Straftaten gesunken: 2009 verzeichnete die örtliche Statistik noch 66 Taten, 2013 gab es insgesamt 49 Straftaten – von Ladendiebstahl bis Raub. Auch das Vertrauen in die Polizei wächst: Waren es 2013 nur sechs Schülerinnen oder Schüler, die sich als Zeuge oder Hinweisgeber meldeten, so sind es in den ersten fünf Monaten des Jahres 2014 bereits 16 Schülerinnen und Schüler.
Kontakt:
Polizeiinspektion Stralsund
Polizeirevier Ribnitz-Damgarten
Mandy Wolter
Damgartener Chaussee 41
18311 Ribnitz-Damgarten
[email protected]