Antiziganismus

Antiziganismus ist der Fachbegriff für „Zigeunerfeindlichkeit“. Er bezeichnet eine spezielle Form von Rassismus, die sich gezielt auf Sinti und Roma auswirkt.

Antiziganistische Stereotypen

Antiziganismus bezeichnet eine in der Gesellschaft verankerte negative Grundhaltung vieler Menschen gegenüber Sinti und Roma. Diese Denkweise kennzeichnet die häufig als „Zigeuner“ stigmatisierte ethnische Minderheit unter anderem als „primitiv“, „schmutzig“ „kulturlos“, „unzivilisiert“, „faul“ und „kriminell“. Die verschiedenen Klischees des „Zigeuner“-Konstrukts umfassen unter anderem das angebliche Betteln und Stehlen, Wahrsagen und Musizieren sowie das heimatlose Umherziehen. Diese Stereotypen beruhen – anders als bei vielen anderen Formen von Rassismus – nicht auf Missverständnissen und Ignoranz, sondern auf Mythen. Antiziganismus reicht von Vorurteilen, Diskriminierungen und Ressentiments bis hin zu massiver Verfolgung und Völkermord. Antiziganistisches Denken und Verhalten findet sich nicht nur in neonazistischen Gruppierungen, sondern ist in weiten Teilen der europäischen Gesellschaften verbreitet.

Die Gesellschaft für Antiziganismusforschung e. V. erforscht das Phänomen in allen gesellschaftlichen Bereichen von der Vergangenheit bis in die Gegenwart.

Ursprung und Entwicklung

Grundlage der antiziganistischen Denkweise sind die verschiedenen „Zigeunerbilder“, die sich seit der ersten Einwanderungswelle nach Europa herausgebildet haben. Zunächst wurden Sinti und Roma als „Vagabunden“, später als „kriminelle Zigeuner” und zu Beginn der Neuzeit schließlich als „Heiden“ (Fremde) oder „Auskundschafter“ (Spione für die Türken) dargestellt. Der Zigeuner wurde dabei zu einem archaischen Gegenbild des Bürgers stilisiert. Unser tatsächliches Wissen über das Leben der Sinti und Roma in der Vergangenheit ist sehr begrenzt, da es keine selbst verfassten Schriftquellen gibt. Alle Informationen wurden von Nichtsinti und -Roma gesammelt und weitergegeben. Auch wohlwollende Menschen nehmen Sinti und Roma heute oft noch als Fremde wahr, weil sie nicht wissen oder wahrhaben wollen, dass sie seit über 600 Jahren Teil der europäischen Bevölkerung sind.

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